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Gemischte moralische Emotionen bei Grundschulkindern und ihre entwicklungsadäquate ErfassungMöller, Anne Mareike 30 November 2022 (has links)
Vor dem Hintergrund der Bedeutung moralischer Emotionen für moralisches und prosoziales Verhalten geht die vorliegende Studie der Fragestellung nach, wie sich gemischte moralische Emotionen entwickeln und wie diese mit dem Emotionswissen zusammenhängen. Darüber hinaus soll die Frage fokussiert werden, wie moralische Emotionen entwicklungsadäquat erfasst werden können.
Es wurde vermutet, dass 8- und 10-Jährige häufiger gemischte moralische Emotionen zuschreiben als 6- Jährige und dass gemischte moralische Emotionen mit einem ausgeprägten Emotionswissen zusammenhängen. Außerdem wurde vermutet, dass berichtete negative Emotionen mit beobachteten negativen Gesichtsreaktionen zusammenhängen und ältere Kinder im Kontext moralischer Konfliktsituationen stärkere negative Gesichtsausdrücke zeigen als jüngere Kinder.
Um diese Hypothesen zu prüfen, wurden 96 Grundschulkinder (N = 96) im Alter von 5 bis 10 Jahren interviewt. Zur Erfassung moralischer Emotionen wurde das Happy-Victimizer-Interview mit vier verschiedenen Vignetten eingesetzt (Schubsen, Stehlen, Versprechen brechen und Mogeln). Das Interview wurde videografiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Zusätzlich wurden die Mikroausdrücke der Kinder während des Interviews mit der FaceReader-Software (FaceReader 8.0) hinsichtlich der Intensität der Basisemotionen (Ekman, Friesen, & Hager, 2002) analysiert. Die moralischen Emotionen und Begründungen wurden einem Kategoriensystem zugeordnet und anschließend quantifiziert. Die Hypothesentestungen der Zusammenhänge erfolgten angepasst an das Skalenniveau mittels Chi-Quadrattest und Korrelationsanalysen.
Erwartungskonform zeigen die Ergebnisse einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Versuchspersonen und dem Berichten gemischter moralischer Emotionen. 8-Jährige berichteten häufiger gemischte moralische Emotionen als 6-Jährige. Kinder, die gemischte moralische Emotionen benannten, verfügten zudem über ein signifikant höheres Emotionswissen. Erwartungswidrig berichteten 10-Jährige nicht mehr gemischte moralische Emotionen als 8-Jährige.
Hinsichtlich der spontanen affektiven Reaktionen konnte in einer Konfliktsituation ein signifikanter Zusammenhang zwischen berichteten negativen Emotionen und spontanen Angstreaktionen gefunden werden. Außerdem fanden sich bei älteren Kindern in einer physischen Gewaltsituation signifikant höhere Ekelreaktionen im Gesicht. Es zeigten sich darüber hinaus keine weiteren Zusammenhänge zwischen berichteten Emotionen und spontanen affektiven Gesichtsreaktionen.
Die Ergebnisse hinsichtlich der spontanen affektiven Reaktionen könnten auf einen Zusammenhang zwischen berichteten und spontanen Emotionen hindeuten, sollten aber aus verschiedenen Gründen vorsichtig betrachtet werden. Methodische Aspekte, Limitationen und die Bedeutung der Ergebnisse für die entwicklungsadäquate Erfassung moralischer Emotionen werden diskutiert.
Im Hinblick auf das Entwicklungsmodell moralischer Emotionen konnte die Studie einen ersten Hinweis liefern, dass gemischte moralische Emotionen ab einem Alter von 8 Jahren auftreten. Da die Kinder in der Lage sind, verschiedene Perspektiven zu koordinieren, könnte dies als Vorläufer von Reziprozität und Fairness und damit für eine hohe moralische Kompetenz sprechen. Der gefundene Zusammenhang zwischen den gemischten moralischen Emotionen und dem Emotionswissen könnte einen vorsichtigen Hinweis darauf liefern, dass schulische Förderprogramme, die Emotionswissen befördern, möglicherweise einen positiven Effekt auf die Entwicklung der moralischen Emotionen nehmen könnten.:Abstract 2
Kurzzusammenfassung 3
Inhalt 5
I Einleitung 9
II Theorieteil 12
1 Determinanten moralischen Handelns: Zum Zusammenspiel von Kognition und Emotion 12
2 Moralische Emotionen 18
2.1 Emotion und Handlung aus Perspektive der Emotionsforschung 19
2.2 Modell moralischer Emotionen 21
2.2.1 Ereignis 21
2.2.2 Bewertungsprozesse 22
2.2.3 Aufmerksamkeit, physiologische und faziale Reaktionen 23
2.2.4 Motive 25
2.2.5 Motivdienliches Verhalten 26
2.3 Kategorisierung moralischer Emotionen 27
2.3.1 Die Orientation-Valence Taxonomie 28
2.3.2 Schuld und Scham als negative moralische Emotionen 28
2.3.3 Moralischer Stolz 30
2.3.4 Other-oriented moral emotions 31
2.4 Moralische Emotionen und moralisches Handeln 32
2.4.1 Kategorisierung moralisch relevanter Verhaltensweisen 33
2.4.2 Moralische Emotionen und antisoziales beziehungsweise delinquentes Verhalten 34
2.4.3 Moralische Emotionen und prosoziales Verhalten 36
3 Entwicklung moralischer Emotionen 37
3.1 Entwicklung moralischer Emotionen im Kleinkindalter (Vorläuferemotionen) 38
3.2 Entwicklung moralischer Emotionen im Kontext von moralischen Konfliktsituationen 39
3.2.1 Das Happy-Victimizer-Phänomen 39
3.2.2 Kontextfaktoren 40
3.3 Entwicklungsmodell moralischer Emotionen in der Kindheit 43
3.4 Gemischte moralische Emotionen 46
4 Entwicklungsbedingte Voraussetzungen für das Verständnis gemischter Emotionen 49
4.1 Die Entwicklung des kindlichen Emotionsverständnisses 50
4.2 Konzeptualisierung und Erfassung gemischter Emotionen 51
4.3 Entwicklung gemischter Emotionen im Kindesalter 54
5 Methodische Begrenzungen bei der Erfassung moralischer Emotionen im Rahmen des Happy-Victimizer-Paradigmas 57
6 Zusammenfassung und Herleitung der Hypothesen und Fragestellungen 60
6.1 Fragestellung und Hypothesen bezogen auf die Entwicklung gemischter moralischer Emotionen 60
6.2 Fragestellung und Hypothesen bezogen auf die methodischen Zugänge zur Erfassung von moralischen Emotionen 66
III Methode 67
7 Design 67
8 Stichprobe 69
9 Instrumentenentwicklung 70
9.1 Interview 71
9.1.1 Vorüberlegungen 71
9.1.2 Vignettenentwicklung und Pilotierung 72
9.1.3 Interviewleitfaden 74
9.2 Verhaltensbeobachtung 77
9.2.1 Vorüberlegungen 77
9.2.2 Affektive Gesichtsreaktionen 77
9.2.3 Stimulusmaterial und Versuchsaufbau 79
9.3 Weitere Variablen 80
9.3.1 Sprachliche Fähigkeiten 80
9.3.2 Soziale Erwünschtheit 81
9.3.3 Emotionswissen 83
10 Durchführung 84
10.1 Stichprobenakquise 84
10.2 Durchführung 86
11 Auswertung 89
11.1 Interviewdaten 89
11.1.1 Transkription der Interviewdaten 90
11.1.2 Kategorisierung der Emotionen 90
11.1.3 Kategorisierung der Begründungen von Urteilen und Emotionen 93
11.1.4 Vignettenübergreifender „Gesamtscore-Mixed-Emotions“ sowie „Moral-Emotions-Score“ 100
11.1.5 Gütekriterien 100
11.2 Beobachtungsdaten 100
11.2.1 Funktionsweise des FaceReaders 101
11.2.2 Vorgehen bei der Auswertung 103
11.3 Statistische Auswertung 104
IV Ergebnisse 104
12 Deskriptive Daten und statistische Hypothesenprüfung 104
12.1 Gemischte Emotionen und Alter 105
12.1.1 Deskriptive Daten: Gemischte Emotionen und Alter 105
12.1.2 Hypothesenprüfung: Gemischte Emotionen und Alter 105
12.2 Gemischte Emotionen und Kontext 114
12.2.1 Deskriptive Daten: Gemischte Emotionen und Kontext 114
12.2.2 Hypothesenprüfung: Gemischte Emotionen und Kontext 114
12.3 Intensität der berichteten moralischen Emotionen 115
12.3.1 Deskriptive Daten: Intensität der berichteten Emotionen 115
12.3.2 Hypothesenprüfung: Intensität der berichteten Emotionen 116
12.4 Begründungen der moralischen Urteile 117
12.4.1 Deskriptive Daten: Begründungen der moralischen Urteile 117
12.4.1 Hypothesenprüfung: Begründungen der moralischen Urteile 120
12.5 Begründungen der Emotionen 123
12.5.1 Deskriptive Daten: Begründungen der Emotionen 123
12.5.2 Hypothesenprüfung: Begründungen der Emotionen 126
12.6 Emotionswissen 128
12.6.1 Deskriptive Daten: Emotionswissen 129
12.6.2 Hypothesenprüfung: Emotionswissen 129
12.7 Affektive Reaktionen 130
12.7.1 Deskriptive Daten: Affektive Reaktionen 130
12.7.2 Hypothesenprüfung: Affektive Reaktionen 132
12.8 Berichtete Emotionen und affektive Reaktionen sowie soziale Erwünschtheit 132
12.8.1 Deskriptive Daten: Berichtete Emotionen und affektive Reaktionen sowie soziale Erwünschtheit 132
12.8.2 Hypothesenprüfung: Berichtete Emotionen und affektive Reaktionen sowie soziale Erwünschtheit 133
V Diskussion & Ausblick 134
13 Inhaltliche und Methodische Diskussion 134
13.1 Gemischte moralische Emotionen 135
13.2 Methodische Aspekte 144
14 Ausblick 147
Literatur 151
Anhang
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Resentment and MoralityWeber, Elijah 08 April 2015 (has links)
No description available.
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Causes and Consequences of Schadenfreude and Sympathy: A Developmental AnalysisSchindler, Rose, Körner, André, Bauer, Sylvia, Hadji, Sarina, Rudolph, Udo 11 November 2015 (has links) (PDF)
Moral judgments and moral emotions are a ubiquitous feature of social interactions. Humans decide quickly and intuitively whether an action is morally right or wrong. Schadenfreude and sympathy, as emotional reactions to the misfortunes of others, are prototypical moral emotions. So far, however, little evidence exists concerning children’s understanding of schadenfreude. Within three studies, we investigated the experience of schadenfreude and sympathy among N = 364 children of different age groups. We interviewed the children while showing them picture stories. In the picture stories, we varied the behavior of the protagonist prior to a misfortune: (1) whether his behavior had been morally right or wrong, (2) whether the protagonist attained his goal, (3) whether the protagonist was responsible for the misfortune. In addition, in one study we varied (4) the emotional relationship of the interviewed children to the protagonist. Furthermore, we asked the children to decide whether they want to sit next to the protagonist or do him a favor. Results show that children experience sympathy as well as schadenfreude at the age of 4 years. Sympathy is more likely to arise when the protagonists of a story are likable, when these actors typically pursue morally positive goals, and if they are not responsible for their misfortune. In contrast, schadenfreude is more likely when the protagonist is disliked, when actors pursue immoral goals and if they are responsible for their misfortune. In addition, sympathy increases approach (helping behavior, sitting next to the agent and doing favors), whereas schadenfreude increases avoidance tendencies.
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Moralische EmotionenSchulz, Katrin 02 December 2011 (has links) (PDF)
Die Dissertation besteht aus drei empirischen Beiträgen zur Analyse moralischer Emotionen sowie einer zusammenfassenden und integrierenden Synopse. Im Rahmen der Arbeit wird dabei zunächst (1) eine umfassende Theorie zur Klassifikation und Entstehungsbedingungen moralischer Emotionen entwickelt. Darauf aufbauend wird (2) die Entstehung moralischer Emotionen im Setting der Schule anhand der Urteile von Lehrern und Schülern sowie (3) unter entwicklungspsychologischer Perspektive überprüft. Die vorgeschlagene und empirisch überprüfte Theorie ermöglicht erstmals eine übergreifende Analyse der Entstehungsbedingungen moralischer Emotionen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der bisherigen Forschung zu einzelnen moralischen Emotionen diskutiert.
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Witnessing moral educators breaking (their) moral teachings, morality and self-reported crime : A study on adults in two countries, Sweden and GreeceAvratoglou, Alexandros January 2021 (has links)
The present paper extends previous research in terms of integrating social learning with morality theories, under the framework of moral educators’ and their conflicting moral influences. Specifically, this study aims to investigate the impact of witnessing moral educators breaking (their) moral teachings on individual’s morality and criminal behavior using a sample of two countries, Sweden and Greece, with similar population but entirely different cultural and social characteristics. We focus on three research questions regarding the correlations and (i) the explanatory influence of witnessing this conflict on moral emotions and values by gender and country, (ii) its impact on traditional crime by gender and country and (iii) the impact that witnessing the conflict and morality mutually have on traditional crime in the two countries. Our findings emerge in three key points. First, we found that witnessing moral educators influenced both moral emotions differentially in each country and gender, but only affected Swedish males’ moral values. Secondly, our results showed that witnessing moral educators can explain a moderate to small variance of traditional crime only for males in the two countries. Lastly, we found that witnessing moral educators together with morality can explain a moderate variance of traditional crime in the two countries, while gender is highly important for both countries. Findings are discussed in relation to theory and previous research. Future research is recommended in order to expand the understanding of the cultural and social learning processes that inhibit (im)moral contexts and subsequently affect morality and offending.
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Moralische EmotionenSchulz, Katrin 28 October 2011 (has links)
Die Dissertation besteht aus drei empirischen Beiträgen zur Analyse moralischer Emotionen sowie einer zusammenfassenden und integrierenden Synopse. Im Rahmen der Arbeit wird dabei zunächst (1) eine umfassende Theorie zur Klassifikation und Entstehungsbedingungen moralischer Emotionen entwickelt. Darauf aufbauend wird (2) die Entstehung moralischer Emotionen im Setting der Schule anhand der Urteile von Lehrern und Schülern sowie (3) unter entwicklungspsychologischer Perspektive überprüft. Die vorgeschlagene und empirisch überprüfte Theorie ermöglicht erstmals eine übergreifende Analyse der Entstehungsbedingungen moralischer Emotionen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der bisherigen Forschung zu einzelnen moralischen Emotionen diskutiert.
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Causes and Consequences of Schadenfreude and Sympathy: A Developmental AnalysisSchindler, Rose, Körner, André, Bauer, Sylvia, Hadji, Sarina, Rudolph, Udo 11 November 2015 (has links)
Moral judgments and moral emotions are a ubiquitous feature of social interactions. Humans decide quickly and intuitively whether an action is morally right or wrong. Schadenfreude and sympathy, as emotional reactions to the misfortunes of others, are prototypical moral emotions. So far, however, little evidence exists concerning children’s understanding of schadenfreude. Within three studies, we investigated the experience of schadenfreude and sympathy among N = 364 children of different age groups. We interviewed the children while showing them picture stories. In the picture stories, we varied the behavior of the protagonist prior to a misfortune: (1) whether his behavior had been morally right or wrong, (2) whether the protagonist attained his goal, (3) whether the protagonist was responsible for the misfortune. In addition, in one study we varied (4) the emotional relationship of the interviewed children to the protagonist. Furthermore, we asked the children to decide whether they want to sit next to the protagonist or do him a favor. Results show that children experience sympathy as well as schadenfreude at the age of 4 years. Sympathy is more likely to arise when the protagonists of a story are likable, when these actors typically pursue morally positive goals, and if they are not responsible for their misfortune. In contrast, schadenfreude is more likely when the protagonist is disliked, when actors pursue immoral goals and if they are responsible for their misfortune. In addition, sympathy increases approach (helping behavior, sitting next to the agent and doing favors), whereas schadenfreude increases avoidance tendencies.
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