Nach dem Gesetz sollte jeder Mensch nicht nur gleich behandelt werden, sondern ebenso die gleichen Möglichkeiten erhalten ein Teil der Gesellschaft zu sein. Für Kinder und Jugendliche stellt vor allem die Schule die Grundlage für die Schaffung dieser Teilhabe dar. Durch Lernen mit anderen SchülerInnen werden nicht nur Wissen, sondern gleichzeitig weitreichende Sozialkompetenzen vermittelt. Nachdem in der vergangenen Zeit vor allem Lernende mit Beeinträchtigungen gezielt von einem Unterricht in einer Regelklasse ausgeschlossen wurden, findet seit einigen Jahren auch im Bildungssektor ein grundlegendes Umdenken statt, welches eng mit dem Begriff der Inklusion verknüpft ist. Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen Lernen auf Grundlage ihrer individuellen Voraussetzungen zu ermöglichen und somit eine optimale Förderung zu gewährleisten. Zum anderen wird den Lernenden so die Möglichkeit zur späteren Teilnahme und Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen eröffnet. Um sich einer gesamt-gesellschaftlichen Teilhabe in allen Lebensbereichen anzunähern und Benachteiligung gezielt zu reduzieren, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Gesetze erlassen. Dafür war und ist es notwendig herauszufinden, an welchen Stellen Ausschluss und demzufolge Nichtteilhabe stattfinden. Im alltäglichen Leben wurden in den vergangenen Jahren viele solcher Probleme und Barrieren für die betroffenen Personen aufgezeigt. Es wurde deutlich, dass es sich bei solchen Barrieren nicht allein um bauliche Einschränkungen, wie zum Beispiel die Treppe für einen Rollstuhlfahrer, handelt. Auch andere Bereiche eröffnen große Barrieren. Ein Beispiel dafür ist die Sprache. Diese hat das Potential durch Nichtverstehen Ausschluss und so eine Benachteiligung der betroffenen Personen zu befähigen. Zahlreiche Projekte, so auch VERSO, setzen an diesem Punkt an und versuchen Informationen barrierefrei aufzuarbeiten, um somit einen Verstehensprozess für alle Menschen zu ermöglichen. Betrachtet man nun erneut den Bildungssektor, so wird deutlich, dass hier nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern gleichzeitig Personen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität aufeinandertreffen. Durch verschiedene individuelle Voraussetzungen kann es somit auch hier zu großen sprachlichen Barrieren und Verständnisproblemen zwischen den Lernenden aber auch zwischen Lernenden und Lehrpersonen kommen. Vor allem für Kinder mit Migrationshintergrund ist es wichtig im Unterricht aktiv teilnehmen zu können, um so ihren Wortschatz zu festigen und zu erweitern, gleichzeitig aber auch Anschluss in der Klasse und am Lernstoff zu finden. Der Deutschunterricht bildet dabei oft die Grundlage für andere Fächer und soll auch aus diesem Grund im Zent-rum der folgenden Arbeit stehen.
Das Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, inwieweit eine barrierefreie Sprache eine bessere Teilhabe von SchülerInnen am Unterricht – hier speziell dem Deutschunterricht – ermöglichen kann. Es soll dabei jedoch keine barrierefreie Schulstunde durchgeführt werden. Vielmehr geht es darum zu überprüfen, wie das Element barrierefreie Sprache eine bessere Teilhabe aller Lernenden fördern kann. Im Fach Deutsch gehören literarische Werke unterschiedlichster Epochen zum Literaturkanon, die durch ihre zum Teil alte Sprache nicht nur Kinder mit, sondern auch Kinder ohne Migrationshintergrund vor Probleme stellt. In einer Zeit, in der die Lehrperson zunehmend als LernbegleiterIn fungiert und sich SchülerInnen Wissensinhalte selbstständig er-arbeiten sollen, können diese Barrieren zu weitreichenden Problemen führen. Anhand der Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff soll daher die Frage beantwortet werden, ob und inwieweit ein barrierefreier Begleittext in Einfacher Sprache ein besseres Ver-ständnis des Gesamtwerks ermöglicht. Zusätzlich wird untersucht, ob dieser Auswirkungen auf die Bearbeitung von klassischen Arbeitsaufträgen mit Textbezug zeigt. Zusätzlich wird in der Auswertung der Daten neben dem Vergleich der beiden Testgruppen besonderer Fokus auf die Ergebnisse von SchülerInnen mit Migrationshintergrund gelegt. Dadurch soll der Einfluss einer barrierefreien Sprache auf die Ergebnisse dieser Lernenden noch einmal verstärkt hervorgehoben werden.
Gegliedert ist die nachfolgende Arbeit in einen theoretischen und einen praxisorientierten Bereich. Während sich der zweite Teil der Arbeit mit der Planung, der didaktischen Begründung und der Durchführung des Projekts befasst, an welche sich die Auswertung der erhobenen Daten anschließt, erläutert der erste Teil die theoretischen Grundlagen. Vor allem die hier oft gebrauchten Begriffe Inklusion, Barrierefreiheit und Teilhabe sind sehr vielschichtig und können in unterschiedlicher Weise gebraucht werden. Um im weiteren Verlauf der Arbeit Unklarheiten zu vermeiden, ist eine Begriffsbildung zu Beginn der Untersuchung im Rahmen dieser Arbeit unumgänglich. Darauf aufbauend werden verschiedene barrierefreie Kommunikationsangebote vorgestellt und miteinander in Verbindung gesetzt. Dadurch wird nicht nur die gesellschaftliche Relevanz des Themas verdeutlicht, sondern gleichzeitig die Grundlage für den in der praktischen Untersuchung erstellten Begleittext gelegt. Anschließend richtet sich der Fokus der Arbeit auf die Bildungsinstitution Schule. Um später einen einzelnen Fachbereich theoretisch beleuchten zu können und die Möglichkeiten eines Einsatzes von barrierefreier Sprache zu prüfen, muss zunächst die Gesamtsituation der Bildungsinstitutionen genauer dargestellt werden. Dabei sollen vor allem Veränderungen im Bildungswesen der letzten zehn Jahre mit dem Ziel des Erreichens von Inklusion betrachtet werden. Zusätzlich wird an dieser Stelle auf die besondere Rolle von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund verwiesen.:1 Einleitung 3
2 Arbeitstheoretische Grundlagen 6
2.1 Begriffsbildung Inklusion 6
2.2 Begriffsbildung Teilhabe 10
2.3 Begriffsbildung Barrierefreiheit und barrierefreie Kommunikation 11
3 Vielfalt barrierefreier Kommunikationsangebote 14
3.1 Konzept „Leichte Sprache“ 15
3.2 Konzept „Einfache Sprache“ in Abgrenzung zu „Leichter Sprache“ 20
3.3 Das Projekt „VERSO“ 23
4 Inklusion in der Schule mit speziellem Bezug zum Deutschunterricht 25
4.1 Chancen, Herausforderungen und Grenzen gesamtschulischer Inklusion 25
4.1.1 Die gemeinsame allgemeinbildende Schule für alle SchülerInnen 27
4.1.2 Akzeptanz aller SchülerInnen mit ihren individuellen Eigenschaften 29
4.1.3 Verbesserung von Teilhabe und Leistungsentwicklung aller SchülerInnen 33
4.2 Chancen, Herausforderungen und Grenzen inklusiven Deutschunterrichts 36
4.3 Barrierefreie Sprache im Deutschunterricht 39
5 Praxisbezogener Teil 42
5.1 Vorstellung des Projekts 43
5.2 Vorstellung der Praxisschule und der örtlichen Begebenheiten 45
5.3 Planung und Entwicklung des Projekts 49
5.3.1 Sachanalyse 49
5.3.2 Didaktisch-methodische Analyse und Erstellung der Unterrichts- und Datenerhebungsmaterialien 56
5.4 Reflexion der Durchführung 64
5.5 Datenanalyse 66
5.6 Aufstellen der Ergebnisse 78
6 Fazit 83
7 Literaturverzeichnis 85
8 Abbildungsverzeichnis 93
Anhang
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75498 |
Date | 22 July 2021 |
Creators | Röhle, Florian |
Contributors | Lasch, Alexander, Wesemeyer, Katrin, Technische Universität Dresden |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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