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Manifestationen von Verwaltungsparadigmen in den Reformen des österreichischen Bundeshaushaltsgesetzes

Öffentliche Verwaltungen sind ständig Reformen unterworfen. Auch das öffentliche Haushaltsrecht in Österreich, obwohl tendenziell weniger anfällig für kurzlebige Reformen, wurde in den letzten drei Jahrzehnten umfassend novelliert. Auf globaler Ebene lassen sich in der Literatur für die vergangenen Dekaden drei dominierende "Verwaltungs-" bzw. "Reformparadigmen" identifizieren, die Orientierung für Reformen im öffentlichen Sektor bildeten bzw. bilden und sich aus in einer Zeitperiode gehäuft diskutierten Ideen zur Verwaltungmodernisierung herauskristallisierten: Public Administration, New Public Management und Public Governance. Aufbauend auf die neo-institutionalistische Organisationstheorie geht diese Dissertation der Frage nach, wie sich diese Paradigmen in den Reformen des österreichischen Bundeshaushaltsgesetzes der letzten 30 Jahre widerspiegeln (d. h. "Was diffundiert?"). Dafür wird untersucht, in welchem Ausmaß sich die für die Reformparadigmen jeweils konstitutiven Ideen in parlamentarischen Reformdokumenten manifestieren. Konzeptionelle Grundlage bildet der Ansatz des institutionellen Pluralismus, der die neoinstituti-onalistische Organisationsforschung in den letzten Jahren stark geprägt hat. Die Reformparadigmen werden zunächst anhand von Schlüsseltexten operationalisiert. Neben deskriptiven Auswertungen der Häufigkeiten der Sichtbarkeit der einzelnen Paradigmen im Zeitverlauf (drei Abschnitte: erste Kodifizierung des Bundeshaushaltsgesetzes 1986, New Public Management-inspirierte Reformen zwischen 1998 und 2004, und Neu-Kodifizierung im Zuge der Haushaltsrechtsreform 2007/09) und in den unterschiedlichen Textgenres (Erläuterungen zu den Gesetzesentwürfen, Ausschussberichte, Abschlussdebatten und verkündete Gesetze) liegt ein weiterer Fokus auf den Überlappungsbereichen der Paradigmen, d. h. dem gemeinsamen Auftreten von Elementen aus unterschiedlichen Reformparadigmen. Anders als häufige Annahme, dass die Paradigmen konflingierende Rahmen darstellen, zeigt sich zum einen, dass in jedem Zeitabschnitt Kernideen aus allen drei Paradigmen im Diskurs auftreten. Weiters sind die Verwaltungsparadigmen bezogen auf ihre Zusammensetzung aus Ideen dynamisch im Zeitverlauf. Darüber hinaus findet keine Ablösung von Reformparadigmen statt, wie gelegentlich in der Literatur postuliert wird; vielmehr kann eine Hybridisierung und Sedimentierung des Feldes beobachtet werden, was anhand der Art, wie Elemente aus unterschiedlichen Paradigmen kombiniert werden, gezeigt wird. Die Übersetzung globaler Reformtrends in den lokalen Verwaltungskontext wird durch lokale Faktoren (Glokalisierung) sowie die in der Vergangenheit gemachten Reformerfahrungen (Pfadabhängigkeiten) beeinflusst: Wenig verwunderlich für ein rechtsstaatliches Verwaltungssystem stellt sich das Element Normen/Regelbefolgung als zentraler "Dreh- und Angelpunkt" des Diskurses heraus. Die Ergebnisse zeigen des Weiteren, dass das Konzept des institutionellen Pluralismus einen geeigneten Erklärungsansatz für die sich zeigende Gemengelage der Verwaltungsparadigmen darstellt. Die Arbeit greift die Forderung nach inhaltsanalytischen Studien im öffentlichen Sektor auf und knüpft an die Forschung, die auf die Diffussion und Übersetzung von globalen Konzepten auf lokaler Ebene fokussiert, an. (author's abstract)

Identiferoai:union.ndltd.org:VIENNA/oai:epub.wu-wien.ac.at:5163
Date02 1900
CreatorsPolzer, Tobias
Source SetsWirtschaftsuniversität Wien
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
TypeThesis, NonPeerReviewed
Formatapplication/pdf
Relationhttp://epub.wu.ac.at/5163/

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