Die reiche Dresdner Musikkultur in Geschichte und Gegenwart hat Generationen von Musikforschern zu Untersuchungen angeregt. Unzählige Aufsätze und Monographien, Lexikonartikel und Editionen, Graduierungsarbeiten und Miszellen widmen sich den unterschiedlichsten Institutionen und Persönlichkeiten des elbestädtischen Musiklebens. Stellvertretend für solche Wortmeldungen seien die Arbeiten von Moritz Fürstenau, Richard Engländer, Irmgard Becker-Glauch, Ortrun Landmann, Manfred Fechner, Hans John und Matthias Herrmann genannt. Trotz der inzwischen vorliegenden opulenten Forschungsliteratur ist die Zahl der Desiderate und „weißen Flecken“ der Dresdner Musikhistoriographie immer noch erheblich: Was wissen wir über den Bachschüler und Haydn-Zeitgenossen Christoph Transchel, einen damals berühmten Dresdner Klavierspieler, was über den elbestädtischen Instrumentenbau im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, was über den Musikkritiker und zeitweisen Schumann-Freund Christian Albert Schiffner? Ja selbst die Wirkungsgeschichte von Richard Wagners Opern nach 1850 in der Uraufführungsstadt des „Tannhäuser“ ist noch weitgehend ungeschrieben.
Doch bedeutet das Eingeständnis fehlender wissenschaftlicher Studien zu bestimmten Aspekten und Phänomenen der Dresdner Musikgeschichte nur die halbe Wahrheit, denn es gibt eine Spezies von Forschungsliteratur, die gleichsam im Stadium der Vorveröffentlichung stecken geblieben ist. Wir meinen die große Anzahl von studentischen Hausarbeiten und Graduierungsarbeiten, von denen sich einige oftmals mit großem Geschick und zeitlichem Aufwand mit sog. Nebenschauplätzen des Dresdner Musiklebens (und nicht nur diesem) beschäftigen, Arbeiten, die im Seminar diskutiert, dann bewertet werden und schließlich in den Institutsbibliotheken oder Schreibtischen der Dozenten verschwinden. Nochmals: Es soll hier keinem Populismus das Wort geredet werden, etwa dergestalt, sämtliche besagte Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mitnichten: Die besten Arbeiten der begabtesten Studenten verdienen es, bekannt zu werden und zwar in Gemeinschaft mit Dresden-Beiträgen von Forschern, die, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht publiziert wurden.
Wissenschaftliche Wortmeldungen beider Kategorien wollen die Herausgeber der ausschließlich online zugänglichen Schriftenreihe „Forschungsforum Alte Musik in Dresden“ einem interessierten Publikum vorstellen. Wir sind davon überzeugt, dass solche Arbeiten die Diskussion um die ereignisreiche und sich auf höchstem kulturellen Niveau präsentierende Dresdner Musikgeschichte, insbesondere des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, befördern helfen. Zugleich erhoffen wir uns ein Feedback auf unsere in loser zeitlicher Abfolge und in unterschiedlichen thematischen Fokussierungen erscheinenden Texte, sei es konstruktive Kritik, die selbstverständlich an die Autoren weitergeleitet wird, seien es Vorschläge für neue Themen und Forschungsfelder. Wir, Wissenschaftler, Studierende und Musiker, sind davon überzeugt, dass von unserer Idee eines „Forschungsforums Alte Musik in Dresden“ ein Innovationsschub für die hiesige Musikforschung ausgeht, der zudem geeignet ist, manche spürbare Lücke der Dresdner Musikhistoriographie schließen zu helfen. Wir sind für jede Anregung und Unterstützung dankbar.
Für die Herausgeber des Forschungsforums Alte Musik in Dresden:
Klaus Burmeister, Kathleen Goldammer, Bernhard Hentrich, Hans-Günter Ottenberg, Uta Dorothea Sauer, Tom Weber, Reiner Zimmermann
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:14-qucosa-171080 |
Date | 17 June 2015 |
Contributors | Institut zur Erforschung und Erschließung der Alten Musik in Dresden, |
Publisher | Saechsische Landesbibliothek- Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doc-type:Periodical |
Format | application/pdf |
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