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Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der Entwicklung akuter ST - Strecken - Elevation - Myokardinfarkte

Zusammenfassung der Arbeit

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades
Dr. med.

Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischem Status und der Entwicklung akuter ST – Strecken – Elevations – Myokardinfarkte


eingereicht von Susanne Seide, geb. Gärtner, 02.12.1979 in München

angefertigt am Institut für Herz- und Kreislaufforschung des
Klinikum Links der Weser Bremen
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Senator Wessling Strasse 1
28277 Bremen

Betreuer: Prof. Dr. med. Rainer Hambrecht


eingereicht im Februar 2015





An der Entwicklung der koronaren Herzkrankheit und dem damit verbundenen Auftreten akuter ST – Strecken – Elevations – Myokardinfarkte sind neben klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen andere Faktoren, wie Alter, Geschlecht, Bewegungsmangel und der psychosoziale Status beteiligt. Frühere Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen in einem Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Hintergrundes steht.
Inwieweit die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht Einfluss auf die Infarktrate der Bremer Bevölkerung hat, und ob es Unterschiede im Risikoprofil, in der Behandlung und Prognose von Patienten aus unterschiedlichen sozialen Milieus gibt, sollte mit dieser Arbeit untersucht werden.
Hierzu wurden Daten von 2062 Patienten aus dem STEMI Register des Herzzentrums Bremen ausgewertet. Die Patienten aus dem Stadtgebiet Bremen wurden anhand der Postleitzahl ihrer Heimatadresse einer von vier Gruppen zugeordnet. Hiernach wurde für sie ein hoher sozioökonomischer Status (G1), ein intermediär hoher sozioökonomischer Status (G2), ein intermediär niedrig sozioökonomischer Status (G3) oder ein niedriger sozioökonomischer Status (G4) ermittelt. Der sozioökonomische Status der jeweiligen Gruppe wurde mit Hilfe des so genannten „Bremer Benachteiligungsindexes“, einem Maß für die soziale Stellung eines Stadtteiles, und anhand von Einkommensstatistiken der Bremer Stadtteile bestimmt.
Die vier Gruppen wurden hinsichtlich ihrer Infarktinzidenzen verglichen. Innerhalb der Patientengruppen wurden Baselinecharakteristika (Alter zum Infarktzeitpunkt, Geschlecht, Vorerkrankungen, kardiovaskuläre Risikofaktoren), Surrogat – Parameter der Krankheitsausprägung (Mehrgefäßerkrankung, hämodynamische Stabilität, linksventrikuläre Ejektionsfraktion nach Myokardinfarkt), und der Therapie (PTCA, ACVB – Operation, Door – to – balloon Zeiten und Medikamentengabe) sowie Prognosedaten (30 Tage – Mortalität, 5 Jahres – Überleben) erhoben und die Gruppen anhand dieser Ergebnisse miteinander verglichen.
Die wesentlichen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

➢ Die alters- und geschlechtsadjustierte Inzidenz akuter transmuraler Myokardinfarkte war in den sozial benachteiligten Bremer Stadtteilen signifikant höher als in Stadtbezirken mit geringerer Benachteiligung (G1: 47 ± 5 STEMIs pro 100.000 Einwohner pro Jahr versus G4: 66 ± 5 STEMIs pro 100.000 Einwohner pro Jahr; p < 0,01).
➢ Insbesondere junge Menschen waren von diesem sozialen Abwärtsgradienten betroffen (18 – 49 Jahre RR G4 2,01 versus 65 – 79 Jahre RR G4: 1,39).
➢ Herzinfarktpatienten aus sozial benachteiligten Stadtteilen waren zum Infarktzeitpunkt signifikant jünger (G1: 67±13 Jahre versus G4: 63±13 Jahre; p = 0,026), häufiger Raucher (G1: 35,9% versus G4: 51,2%; p < 0,01) und übergewichtig (G1:.15,3% BMI > 30 kg/qm versus G4: 26,1% BMI > 30 kg/qm; p < 0,01).
➢ Bezüglich der Infarktschwere und der Therapie zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen (Mehrgefäßerkrankung G1: 62,4% versus G4: 57,0%; p = 0,27; Killip – Stadium III/IV G1: 12,5% versus G4: 13,0%; p = 0,84; LVEF nach Myokardinfarkt < 30% G1: 6,0% versus G4: 7,6%; p = 0,4; primäre PTCA G1: 89,8% versus G4: 89,8%; p = 0,92; ACVB - Operation G1: 11,6% versus G4: 12,6%; p = 0,13; Door – to – balloon Zeit G1: 54±38 min. versus G4 52±41 min.; p = 0,74; ASS G1: 94,4% versus G4: 94,7%; p = 0,64; ADP – Antagonist G1: 90,0% versus G4: 93,8%;p = 0,23; Betablocker G1 82,8% versus G4 83,9%; p = 0,25; Statin G1: 85,8% versus G4: 86,4%; p = 0,97; ACE – Hemmer oder AT1 – Rezeptorantagonisten G1: 77,4% versus G4: 79,3%; p = 0,90).
➢ Die alters– und geschlechtsadjustierte inhospitale Mortalität war in allen Gruppen vergleichbar hoch (G1: 4,8% versus G4: 3,9%; p = 0,3), für Patienten aus den sozioökonomisch am stärksten benachteiligten Stadtgebieten zeigte sich aber ein starker Trend hin zu einem geringeren 5 Jahres – Überleben (G4 versus G1: HR 1,55, 95% KI 0,98-2,5, p = 0,067).

Die Ergebnisse dieser Studie demonstrieren, dass das relative Risiko für einen ST – Strecken – Elevations – Myokardinfarkt mit abnehmendem sozioökonomischem Status der Bevölkerung steigt, und dass das kardiovaskuläre Risikoprofil von Patienten aus sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen ausgeprägter ist. Trotz gleicher Initialtherapie aller STEMI Patienten, unabhängig von der sozialen Herkunft, haben diejenigen aus sozioökonomisch benachteiligten Wohnbezirken eine deutlich schlechtere Prognose. Daher besteht unseres Erachtens vor allem in den sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen nicht nur in Bremen ein erhöhter Handlungsbedarf hinsichtlich konsequenter primär– und sekundärpräventiver Maßnahmen.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-183035
Date19 October 2015
CreatorsSeide, Susanne
ContributorsInstitut für Herz- und Kreislaufforschung des Klinikum Links der Weser Bremen, Klinik für Kardiologie und Angiologie,, Prof. Dr. med. Rainer Hambrecht, Prof. Dr. med. Gerhard Schuler, Prof. Dr. med. Andreas Hagendorff, Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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