Das Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) steht an siebter Stelle der Inzidenzen aller Krebserkrankungen, mit jährlich steigender Tendenz. Wie kann einer so gefährlichen und heterogenen Krankheitsentität in der heutigen Medizin angemessen begegnet werden? Neben etablierten Therapien, die geraden bei rezidivierten oder refraktären NHL an ihre Grenzen stoßen, bieten experimentelle Therapieansätze neue Hoffnung: Blinatumomab ist ein bispezifischer Antikörper, der durch seine beiden Domänen als Adapter für die T-Zelle und die Tumor-Zelle fungiert und eine Zytolyse der malignen B-Zelle induziert. Bei der ALL fand Blinatumomab schon Anwendung in mehreren klinischen Studien und wurde im Dezember 2014 von der FDA in den USA zur Behandlung von Philadelphia-Chromosom-negativer rezidivierten/ refraktären B-Zell Vorläufer-ALL zugelassen. Als erste klinische Studie an NHL-Patienten wurde von 2004-2011 die MT103/104-Studie veranlasst. Im Zuge dieser unverblindeten, multizentrischen Phase I/II Studie wurden 76 Patienten mit refraktärem und rezidiviertem NHL vier bis acht Wochen mit Blinatumomab als Dauerinfusion behandelt und hierbei Informationen zu Toxizität und Tolerabilität gesammelt. Mit der Langzeitbeobachtung der Würzburger Kohorte aus dieser Studie befasst sich die vorliegende Arbeit. Ziel ist es zunächst, festzustellen, wie lange die Patienten nach Blinatumomab-Therapie im Zuge der MT103/104 Studie gesamt, rezidiv- oder therapiefrei überlebten und ob bei einem bestimmten Patientensubkollektiv ein besonders vorteilhaftes Langzeitüberleben gezeigt werden kann. Die Frage nach der Sicherheit von Blinatumomab beantwortet die Erfassung des Langzeitnebenwirkungsspektrums: Somit werden als zweiter Endpunkt die häufigsten Gründe für Krankenhausaufenthalte nach Blinatumomabtherapie, eventuelle Häufungen einer spezifischen Nebenwirkungsentität und die Reversibilität der unter der Therapie aufgetretenen Nebenwirkungen mit einem selbst entwickelten Fragebogen erfasst. Der MoCA-Test soll neurokognitive Langzeittoxizitäten ausschließen. Die Arbeit konnte nicht nur zeigen, dass Patienten, die auf Blinatumomab ansprachen gegenüber den Patienten ohne Ansprechen ein deutlich längeres Überleben zeigten, sie bestätigte die Wichtigkeit des Erhalts der effektiven Dosis von 60 µg/m²/24h für das Erreichen und den Erhalt der Progressionsfreiheit. Sechs Patienten waren bei Beobachtungsende noch in Remission. Die unterschiedlichen Eindosierungsmodi hatten keinen Effekt auf das Langzeitüberleben, können aber nebenwirkungsbedingte Therapieabbrüche während der Therapie minimieren. Alle während der Therapie aufgetretenen Nebenwirkungen waren in der Langzeitnachbeobachtung vollständig reversibel. Am häufigsten mussten Patienten auf Grund von Infektionen im Verlauf hospitalisiert werden, bei zwei Patienten traten zusätzliche Tumorerkrankungen auf, die allerdings nicht mit der Blinatumomab-Therapie assoziiert waren. Die Rate der Transformationen von indolenten in aggressive NHL war nicht erhöht. Im MoCA-Test lassen sich keine Häufungen von neurokognitiven Defiziten finden. Blinatumomab zeigt sich auch in der Langzeitbeobachtung als ein für die Behandlung von rezidivierten und refraktären NHLs effektives und sicheres Medikament. / The incidence of NHL ranks on seventh position of all cancer types with a tendency to increase year by year. How can we face such a dangerous and heterogenous entity in today’s medicine? Besides established therapy options, which find their boundaries in relapsed or refractory NHL, new, experimental approaches raise new hope: Blinatumomab is a bispecific antibody, which is able to link T-cells to tumor cells, and thus induces cytolysis of the malign B-cell. Blinatumomab was applied in ALL patients in multiple clinical trials and was admitted by the FDA for treatment of Philadelphia-chromosome negative, relapsed or refractory B-cell precursor ALL in December 2014 in the U.S.. The first clinical trial in NHL patients (MT103/104) was initiated 2004-2011. During this open-labeled, multicenter, phase I/II study, 76 patients with relapsed or refractory NHL received Blinatumomab for four to eight weeks as a continous intravenous infusion, whilst data about tolerability and toxicity were collected. The aim of this work is the long-term follow-up of the patients, who were treated in Wuerzburg. First and foremost, the goal is to determine overall, progression-free and therapy-free survival of the patients, who received Blinatumomab during the MT103/104 trial, and if a certain subgroup shows an outstanding long-term survival. The second goal is to acquire long-term safety data and collect the possible spectrum of side-effects after Blinatumomab treatment. Therefore, the most frequent reasons for hospitalization after Blinatumomab administration, potential accumulation of certain side-effects and the reversibility of the witnessed adverse events were recorded by a self-generated questionnaire. The MoCA-test is to exclude long-term neurotoxicity. This work shows, that patients who responded to blinatumomab had a significantly longer OS, PFS and TFS in comparison to patients who did not respond to blinatumomab. The work also confirmed the importance of treatment on a target dose (60 µg/m²/d) in order to achieve and preserve PFS. Six patients were still in remission at the end of observation. The different steps of dosing (single, double, flat) couldn’t show any effect on the long-term survival, but where able to minimize side-effect-related treatment dropouts. Every single witnessed adverse-event during therapy is fully reversible. The most common reason for hospitalization after treatment cessation were infections, two patients experienced other malignancies, however not associated with Blinatumomab treatment. The number of transformations from indolent to aggressive lymphomas was not elevated. The MoCA-test doesn’t show any accumulation of neurocognitive impairment. Thus, Blinatumomab is safe and effective in the treatment of relapsed and refractory NHL.
Identifer | oai:union.ndltd.org:uni-wuerzburg.de/oai:opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de:18476 |
Date | January 2020 |
Creators | Dufner, Vera Christine |
Source Sets | University of Würzburg |
Language | deu |
Detected Language | English |
Type | doctoralthesis, doc-type:doctoralThesis |
Format | application/pdf |
Rights | https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/doku/lic_ohne_pod.php, info:eu-repo/semantics/openAccess |
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