Return to search

Klangerlebnis

Die Erforschung des Phänomens Musik beschäftigt Wissenschaftler, darunter vor allem die Musikwissenschaftler, Philosophen und natürlich Komponisten und Musiker, seit langem. Die Frage „Was ist Musik?“ kann jedoch nach wie vor nicht schlüssig beantwortet werden. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass Musik eine außerordentlich vielgestaltige und komplexe Kunstrichtung ist und dass sich zum anderen ihre emotionale Wirkung auf den Menschen einer unmittelbaren Beschreibung entzieht. In den letzten Jahrzehnten haben uns Forschungsergebnisse unterschiedlichster Fachrichtungen dem Verständnis der Entstehungsvorgänge und der Wahrnehmung von Musik nähergebracht. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Erkenntnisse in den Neurowissenschaften erwähnt, die durch bildgebende Verfahren bei der Untersuchung der Gehirnaktivität experimentell unterstützt werden oder auch Aussagen, die durch die Psychoakustik getroffen werden. Beschreibt man Musik vereinfacht als die zeitliche Folge und Überlagerung von komplexen Tönen, die wir als Klangfolge wahrnehmen, so stellt sich fast automatisch die Frage nach der Erzeugung, Übertragung und Wahrnehmung dieser Töne. Die komplexen Töne bestehen aus einer Mischung der sogenannten reinen Töne, wobei die Art der Mischung für die Klangfarbe verantwortlich ist. Der von uns empfundene Klang – das Klangerlebnis - wird durch eine Kombination von Tönen hervorgerufen, deren entsprechende Schallwellen unser Ohr treffen. Um dem Problem „Klangerlebnis“ ein wenig auf die Spur zu kommen, sind im Rahmen der Ringvorlesung studium universale acht Vorlesungen und zum Abschluss als „erlebter Klang“ ein Kammermusikabend mit Werken für Tasten-, Streich- und Blasinstrumente vorgesehen. Die Komplexität des Themas erfordert zwangsläufig das interdisziplinäre Zusammenwirken der verschiedensten Forschungsrichtungen, das in der Wahl der Themen und Vortragenden ihren Ausdruck findet. Um den Rahmen des Vorlesungszyklus abzustecken, seien hier die beteiligten Fach- und Arbeitsgebiete genannt: Medizin, Neurophysiologie, Physik, Psychoakustik, Komposition elektronischer Musik, Raumakustik, Musikwissenschaft, Psychologie. In der ersten Vorlesung wird Prof. Dr. Jörg Kärger die physikalischen Grundlagen der Schallerzeugung und –ausbreitung in anschaulicher Weise anhand von Experimenten behandeln. Treffen die Schallwellen unser Ohr, so werden diese durch einen komplizierten Vorgang in Nervenimpulse umgewandelt. In der zweiten Vorlesung von Prof. Dr. Wolfram Behrendt werden unter anderem die Anatomie des Ohrs sowie die Schallaufnahme und –verarbeitung dargelegt. Die im Ohr erzeugten Reize gelangen zum Gehirn, werden in einem außerordentlich komplizierten Prozess „verarbeitet“ und führen letztlich zum Wahrnehmen von Musik. In der vierten Vorlesung wird PD Dr. Dietrich Ebert den Themenkreis der Physiologie des (Musik-) Hörens darstellen. Das Erlebnis von Musik im Konzert ist entscheidend von den akustischen Bedingungen des Raumes abhängig. Diese betreffen zum Beispiel die Gestalt des Raumes und die Oberflächeneigenschaften der Wände. Insbesondere hat der Nachhall der Räume großen Einfluss auf das Klangempfinden. Die dritte Vorlesung von Herrn Diplomingenieur Hans-Peter Tennhardt widmet sich der Problematik „Raumakustik“. Musik und Musikinstrumente bilden eine untrennbare Einheit. Im Laufe seiner Entwicklung hat der Mensch unterschiedlichste Klangkörper erfunden und weiterentwickelt, um Klänge und damit Musik zu seinem ästhetischen Vergnügen zu erzeugen. In der Vorlesung von Frau Dr. Eszter Fontana werden Aspekte des Instrumentenklanges dargestellt und mit Musikbeispielen belegt. Welche Wirkung und Empfindung zum Beispiel die von Instrumenten erzeugten und vom Raum übertragenen Schallwellen im Menschen auslösen, ist Gegenstand der Psychoakustik. Die Vorlesung von Prof. Dr. Hugo Fastl befasst sich mit diesem Themenkreis. Der Schöpfungsprozess der Musik ist das Komponieren. Stil der Komposition und Arbeitsweisen der Komponisten sind dem zeitlichen Wandel unterworfen, nicht zuletzt bedingt durch die technische Entwicklung im Instrumentenbau. So hat die Erfindung des Transistors und nachfolgend die der integrierten elektronischen Schaltung eine neue Art von Musik hervorgebracht: die elektronische Musik. Prof. Michael Obst wird als Musiker und Komponist über dieses Thema berichten. Die letzte Vorlesung, gehalten von Frau Sabine Schneider, behandelt eine besondere Eigenschaft mancher Menschen: die synästhetische Wahrnehmung. Man versteht darunter einen zur Sinnesempfindung zusätzlich auftretenden zweiten Sinnesreiz: also zum Beispiel Farbempfindungen beim Hören von Musik oder Klangempfindungen beim Sehen von Farben.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:72300
Date02 October 2020
PublisherUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:lecture, info:eu-repo/semantics/lecture, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-722327, qucosa:72232

Page generated in 0.0023 seconds