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Highlights und Dunkle Kapitel der Geschichte der Universität Leipzig

Noch fünf Jahre verbleiben der Universität Leipzig als Vorbereitung auf ihr Jubiläumsjahr 2009. Die sechshundertjährige Geschichte einer der ältesten deutschen Universitäten will bedacht und aufgearbeitet sein. Zugleich gilt es die Gegenwart und Zukunft der Alma Mater Lipsiensis in den Blick zu nehmen und ihren Standort in Gesellschaft und der Welt der Wissenschaften zu bestimmen. Wie schwierig die Balance zwischen dem Vergangenen und dem Heutigen im Selbstverständnis der Universität ist, hat zuletzt der Streit um die Paulinerkirche überaus deutlich gemacht. Wie es einer traditionsreichen Forschungsstätte gebührt, wird eine angemessene Darstellung der Universitätsgeschichte von der 'Arbeitsgruppe Universitätsgeschichte' erarbeitet und anlässlich des Jubiläums vorgestellt werden. Die Veranstaltungen des Studium Universale kooperieren mit dieser Arbeitsgruppe, die alle universitäts- und wissenschaftsgeschichtliche Forschungen koordiniert. Die Mitglieder der AG bereiten eine dreibändige Universitätsgeschichte vor und geben die seit 2002 erscheinenden „Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte“ (BLUWiG) heraus.
Bei den Veranstaltungen des Studium Universale zur Unigeschichte geht es nicht um eine Gesamtschau einer jahrhundertealten Institution. Stattdessen sollen einige Schlaglichter auf Teile der Universität und ihrer Tradition geworfen werden, die üblicherweise nicht im Rampenlicht der historischen Präsentation stehen. Oft zu Unrecht, denn zuweilen gehören sie zum institutionellen Kernbestand der Universität. Dies gilt etwa für das Körperschaftsvermögen an Grundstücken und Gebäuden, das über Jahrhunderte gewachsen ist und gerade in den letzten Jahren zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen zwischen Universität und dem Freistaat Sachsen wurde. Die Liegenschaften der Universität nicht nur im Herzen der Stadt Leipzig, sondern auch im weiteren Umfeld geben Zeugnis von ihrer historischen Verwurzelung in der Region. Ebenfalls zum Vermögen der Universität gehören die Kunstsammlungen, die mehr noch als die Gebäude materielle Zeugnisse der bis ins späte Mittelalter reichenden Universitätsgeschichte sind. Nicht zum materiellen Erbe, aber gleichwohl zur gewachsenen Identität gehört der Universitätschor, dessen Geschichte und Rolle im universitären Leben vorgestellt werden wird. In mehreren Vorträgen wird aus sehr unterschiedlichen Perspektiven auch das Thema Religion angesprochen werden: die Rolle der Theologie an der Universität, die Erforschung der Korans und schließlich die bemerkenswerte Persönlichkeit Wilhelm Ostwalds, der als Nobelpreisträger für Chemie zugleich einer der führenden Freidenker und Kritiker traditioneller Religion war. Ebenfalls wenig bekannt dürfte auch eine epochale Entdeckung der Leipziger Medizin sein: die Erfindung des Fiebers im 19. Jahrhundert.
Zwei Vorträge werden die Universität in den Kontext der Zeitgeschichte stellen. Deutlicher als zuvor wird im zwanzigsten Jahrhundert, dass die Universität kein selbstbezogenes Rückzugsgebiet der Wissenschaften ist. Sie ist Teil der Gesellschaft und des politischen Lebens und kann sich der damit verbundenen Verantwortung nicht entziehen. Wir werden Überlegungen zum Widerstand in den totalitären Diktaturen des zwanzigsten Jahrhundert hören und sehr persönliche und subjektive Bemerkungen von Erich Loest zur Geschichte der Universität in den 1950ern.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:72370
Date06 October 2020
PublisherUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:lecture, info:eu-repo/semantics/lecture, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-722327, qucosa:72232

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