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Design und Implementierung eines Software-Ökosystems für textbasierte Inhaltsanalysen in den Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt auf der Detektion schwacher Signale

Der Einsatz von automatisierten quantitativen Methoden in den Sozialwissenschaften gewinnt stetig an Bedeutung. Dies hat zum einen mit der rasant wachsenden Menge und Verfügbarkeit digital vorliegender Daten zu tun. Zum anderen erlauben es innovative automatisierte Ansätze, Ergebnisse zu produzieren, welche durch qualitative Arbeit allein nicht möglich wären. Die Implementierung innovativer Algorithmen zur Anwendung quantitativer Verfahren bedarf jedoch eines großen Maßes an Wissen im Bereich der Programmierung sowie der Funktionsweise der anzuwendenden Methoden. Da dieses Expertenwissen aber nur in den wenigsten Fällen in rein sozialwissenschaftlichen Projekten vorhanden ist, ist es notwendig, andere Lösungsmöglichkeiten zur Anwendung automatisierter quantitativer Verfahren in den Sozialwissenschaften zu nutzen. Lediglich die Bereiche der Computational Social Science sowie die Digital Humanities stellen Forschungsbereiche der Sozialwissenschaften dar, welche als Vorreiter bereits Erfahrungen im Umgang mit automatisierten quantitativen Verfahren aufweisen. Eine mögliche Lösung für den breiten Einsatz von automatisierten Verfahren in den gesamten Sozialwissenschaften ist die Erstellung und Anwendung von Text-Mining-Infrastrukturen, die speziell für den Einsatz in den Sozialwissenschaften ausgerichtet sind. Diese erlauben es Sozialwissenschaftlern, mit einer vergleichsweise geringen Einstiegshürde aktuelle Verfahren und Forschungsansätze der Bereiche Text Mining und Machine Learning auf ihre eigenen Forschungsfragen und Daten anwenden zu können. Damit diese Infrastrukturen aber auch tatsächlich einen deutlichen Mehrwert für den Sozialwissenschaftler darstellen, müssen verschiedene Anforderungen erfüllt werden. Diese teilen sich auf in generelle an Software gestellte Forderungen wie beispielsweise Skalierbarkeit und Performanz sowie in spezifische Anforderungen für die Anwendung in den Sozialwissenschaften. Zu diesen speziellen Anforderungen zählt die Möglichkeit des Umgangs mit verschiedenartigen Datengrundlagen. In dieser Arbeit wird der Fokus auf textuelle Daten gelegt, wobei auch diese sehr große Unterschiede in ihrer Charakteristik und damit in deren notwendiger Verarbeitung aufweisen. Es werden darüber hinaus drei Schlüsselanforderungen identifiziert, die für den Einsatz inden Sozialwissenschaften essentiell sind. Die erste Schlüsselanforderung beschreibt die generelle Ausrichtung einer Text-MiningInfrastruktur als generische Plattform, welche durch die Merkmale von Anpassbarkeit, Erweiterbarkeit sowie der Möglichkeit des Exportes von Ergebnissen an die zahlreichen zum Teil sehr diversen Forschungsfragen der Sozialwissenschaften assimiliert werden kann. Die zweite Schlüsselanforderung stellt die Notwendigkeit, qualitative und quantitative Forschungsdesigns durch die Implementierung von dafür vorgesehenen Interfaces vereinen zu können, in den Vordergrund. Beide Forschungsansätze können auf diese Weise voneinander profitieren. Zuletzt wird noch die Bedeutung von schwachen Signalen als Forschungsgrundlage in den Sozialwissenschaften hervorgehoben. Für alle drei dieser Schlüsselanforderungen als auch die übrigen abgeleiteten Anforderungen an eine Text-Mining-Infrastruktur für den Einsatz in den Sozialwissenschaften werden mögliche Implementierungen und Lösungsansätze präsentiert. Dies geschieht zum einen durch die Beschreibung des Designs und der Entwicklung genau einer solchen Text-Mining-Infrastruktur am Beispiel des interactive Leipzig Corpus Miner. Es werden notwendige Abwägungen bezüglich verschiedener Implementierungsstrategien und Softwaredesignentscheidungen, welche zur Umsetzung der gestellten Anforderungen notwendig sind, erläutert. Zum anderen wird ein Maß zur Quantifizierung von diachronen Kontextänderungen in der Form der Kontextvolatilität vorgestellt. Das Maß wird im Laufe der Arbeit zur Detektion und Analyse schwacher Signale in textuellen Daten eingesetzt. Im letzten Teil der Arbeit werden die realisierten Umsetzungen der Schlüsselanforderungen am Beispiel verschiedener durchgeführter Projekte aufgezeigt. Die wichtigsten Beiträge dieser Arbeit sind damit zum Ersten eine Aufstellung spezifischer Anforderungen an Text-Mining-Infrastrukturen für den Einsatz in den Sozialwissenschaften. Zum Zweiten wird darauf aufbauend ein mögliches Design einer daraus resultierenden Forschungsumgebung detailliert erläutert. Den dritten Beitrag dieser Arbeit stellt die Weiterentwicklung der Kontextvolatilität als Verfahren zur Detektion schwacher Signale in diachronen Daten dar.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75147
Date14 June 2021
CreatorsKahmann, Christian
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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