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Ethologische und endokrinologische Untersuchungen zur Fortpflanzung des Marderhundes (Nyctereutes procyonoides)

Die Ziele der vorliegenden Studien waren die Gewinnung umfassender ethologischer und endokrinologischer Daten zur Reproduktion des Marderhundes. In den ethologischen Unter-suchungen sollten das Ethogramm, das Aktogramm und spezielle fortpflanzungstypische Verhaltensweisen bei in Gehegen gehaltenen Tieren dokumentiert und mittels einjähriger Be-stimmung von Sexualsteroiden im Kot von männlichen und weiblichen Marderhunden die saisonale Rhythmik in den Hormonkonzentrationen dieser Wildkanidenart analysiert werden. Es wurden insgesamt 22 (9,13) Marderhunde in die Untersuchungen einbezogen, davon stan-den 12 (5,7) Tiere für die ethologischen und 16 (7,9) Tiere für die endokrinologischen Analy-sen zur Verfügung. Die ethologischen Studien fanden in 4 Tier- und Wildparks statt, in denen entweder ein Paar oder drei (1,2) Marderhunde gehalten wurden. Zwischen September 2005 und Juli 2006 wurden in den einzelnen Parks mehrere Beobachtungsintervalle von drei bis fünf Tagen durchgeführt. Die ebenfalls von September 2005 bis Juli 2006 frisch gesammelten Kotproben wurden bis zur Analyse bei -18 bis -20°C gelagert. Von jeder Probe erfolgte mittels eines EIA- Verfah-rens die Bestimmung der Testosteron-, Östron- und Progesteronkonzentration. Zusätzlich wurde untersucht, ob sich das Geschlecht der Tiere anhand von Hormonanalysen aus dem Kot bestimmen lässt. Marderhunde zeigen im Gehege verschiedene Arten der Lokomotion, nämlich Gehen, Trab, Galopp und Springen. Vertikales Klettern zeigen adulte Marderhunde nicht, die Neigung zum Graben ist gering. Als Ruhepositionen gibt es Liegen, Sitzen und Stehen. Das Anlegen von so genannten „Latrinen“, festen Kotplätzen, stellt eine Besonderheit beim Marderhund dar. So-wohl solitäre als auch soziale Spiele kommen nur selten vor; es lassen sich „Beute“- und „Laufspiele“ unterscheiden. Soziales Spielen wird oft durch ein Anspringen eingeleitet. Als Lautäußerungen lassen sich ein „Kontaktruf“ und ein „Abwehrlaut“ unterscheiden; unspezifi-sche Laute wie Fiepen, Knurren und Fauchen kommen ebenfalls vor. Es treten solitäre und soziale Formen der Körperpflege auf; soziale Körperpflege wird vermehrt in der Ranzzeit praktiziert. Aggressive Verhaltensweisen sind insgesamt sehr selten; in der Ranz kann es bei Tiergruppen mit mehreren Fähen und nur einem Rüden zur Aggression zwischen den Fähen kommen. Marderhunde sind im Sommer pro 24 Stunden aktiver als im Winter, in dem die Aktivität auf weniger als eine Stunde pro Tag sinken kann. Sind sie im Sommer halb tag-, halb nachtaktiv, so sind sie im Winter fast ausschließlich dämmerungs- und nachtaktiv. Auch bei den im Ge-hege gehaltenen Marderhunden tritt, als einzigartige Verhaltensweise unter den Caniden, wit-terungsabhängig eine Winterruhe auf. Bei den beobachteten Tieren konnten keine Kopulationen registriert werden und es wurden keine Würfe gefunden. Da es sich, mit einer Ausnahme, bei den Paaren um Vollgeschwister gehandelt hat, könnte dies Anzeichen einer Inzuchthemmung sein, die verhindert, dass sich Wurfgeschwister über Jahre hinweg paaren. Durch die endokrinologischen Analysen konnte die streng saisonale Reproduktion beim Mar-derhund dokumentiert werden. Bei den Rüden sind die Testosteronwerte von April bis Sep-tember konstant niedrig mit mittleren Konzentrationen von 100 bis 200 ng/g Kot. Ab Oktober steigen die Werte an, um im Februar ihr Maximum von 980 ng/g Kot zu erreichen. Bei den Fähen kommt es nur einmal im Jahr zu einem signifikanten Anstieg der Progesteronkon-zentration über das Basisniveau von 24 bis 57 ng/g Kot, welches von August bis Februar ein-gehalten wird. Im April werden die mittleren Jahreshöchstwerte von 260 ng Progesteron/g Kot erreicht. Die mittleren Östronwerte der Fähen variierten im Jahresverlauf nur wenig von-einander, die Konzentrationen bewegen sich zwischen 37 und 114 ng/g Kot. Mit Hilfe des Testosteron-Östron-Quotienten, des Testosteron-Progesteron-Quotienten und der absoluten Testosteronkonzentration sind die Geschlechter mittels Hormonanalyse aus Kotproben mit großer Sicherheit voneinander zu unterscheiden. Der verlässlichste Parameter ist dabei der Quotient aus Testosteron und Östron.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-20081103-140610-0
Date03 November 2008
CreatorsRudert, Silke
ContributorsUniversität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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