6 ZUSAMMENFASSUNG Müller-Bahrdt, Dagmar Entwicklung des Einsatzes antimikrobiell wirksamer Tierarzneimittel in Fütterungsarzneimitteln in Sachsen-Anhalt in den Quartalen 03/2000, 01/2001, 03/ 2001 und 01/2002 und einer ausgewählten Großtierpraxis im 1. Quartal 2002 Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig 105 Seiten, 69 Literaturstellen, 9 Abbildungen, 64 Tabellen, 1 Anhang Der Einsatz antimikrobiell wirksamer Substanzen ist in der Veterinärmedizin ebenso notwendig wie problematisch. Einerseits sind sie ein wichtiges Instrument zur Gesunderhaltung und Therapie der Tierbestände, andererseits bergen sie die Gefahr, bakterielle Resistenzen auszulösen. Die von BTK/Argevet erarbeiteten Antibiotika-Leitlinien stellen ein wichtiges Instrument zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes dar. Um ihre Akzeptanz und Effizienz zu prüfen, genügt nicht nur ein Resistenzmonitoring, sondern es ist auch die Erfassung des Antibiotikaverbrauchs bei den einzelnen landwirtschaftlichen Nutztierbeständen erforderlich. Zielsetzung dieser Arbeit war es, einen Einblick in das Verordnungsverhalten der Tierärzte Sachsen-Anhalts zu gewinnen, indem flächendeckend für dieses Bundesland der Einsatz von Fütterungsarzneimitteln als eine wichtige Facette der Arzneimittelverabreichung an eine große Anzahl landwirtschaftlicher Nutztiere in vergleichbaren Zeiträumen analysiert wurde. Weiterhin sollte überprüft werden, ob aus den praxisüblichen und gesetzlich vorgegebenen Aufzeichnungen in einer tierärztlichen Hausapotheke das Verordnungsverhalten hinsichtlich der Antibiotika über den Einsatz in Fütterungsarzneimitteln hinaus auch für Fertigarzneimittel im notwendigen Umfang für ein Verbrauchsmonitoring erfasst werden kann. Dazu wurden die zentralisiert erfassten Durchschriften der Formblätter nach Anlage 1 TÄHAV für vier Quartale (01/2001 und 2002 03/2000 und 2001) über die Verordnung von Fütterungsarzneimitteln gesammelt und ausgewertet. Ferner wurde eine ausgewählte Großtierpraxis aus Niedersachsen mit hauptsächlichem Nutztieranteil im Verlauf des ersten Quartals 2002 mit Hilfe der Formulare der Anlagen 1 und 2 der TÄHAV auf ihren gesamten Antibiotikaverbrauch hin (sowohl Fütterungsarzneimittel als auch Fertigarzneimittel) untersucht. Es wurden 1181 Herstellungsaufträge bzw. Verschreibungen von Fütterungsarzneimitteln im Untersuchungszeitraum in Sachsen-Anhalt ermittelt. In der überwiegenden Mehrheit wurden Herstellungsaufträge (98%) erteilt. Sowohl die Anzahl der Verordnungen als auch die Menge der verbrauchten antibiotikahaltigen Arzneimittelvormischungen war über den gesamten Erhebungszeitraum mit monotoner Regression um 28,8% bzw. 44,5% rückläufig. Die Fütterungsarzneimittel wurden zum großen Teil bei Schweinen (95%) zu Therapiezwecken eingesetzt, wobei es sich meist um Jungtiere (89%) handelte. Hauptsächlich wurden unabhängig von der Jahreszeit Erkrankungen des Respirations- und Magen-Darmtraktes therapiert. Den größten Anteil an den Verordnungen hatten in allen untersuchten Quartalen Arzneimittelvormischungen, die Tetracycline beinhalteten. Entscheidend für den Rückgang der verordneten Antibiotikamenge war jedoch, dass der Einsatz von Chlortetracyclin im Untersuchungszeitraum sehr stark um fast 95% sank. Weder durch einen vermehrten Einsatz von Tetracyclin, noch von Tilmicosin oder anderen Antibiotika wurde der Rückgang des Chlortetracyclineinsatzes kompensiert. Es konnte festgestellt werden, dass sich im Verordnungsverhalten der Tierärzte Sachsen-Anhalts im Untersuchungszeitraum ein deutlicher Wandel des Verordnungsverhaltens im Sinne der Antibiotika-Leitlinien abzeichnete. Hierbei waren vielfältige Bemühungen erkennbar, mit den zur Verfügung stehenden antimikrobiell wirksamen Substanzen verantwortungsvoll umzugehen. Für eine weitere Verbesserung ist es allerdings erforderlich, zukünftig Diagnosen detaillierter zu stellen. Die in der ausgewählten Tierarztpraxis erhobenen Daten zeigen einen sorgfältigeren Umgang mit Antibiotika und belegen, dass mit der nach § 6,7 und 13 TÄHAV vorgeschriebenen Dokumentation eine Erhebung des gesamten Antibiotikaverbrauchs inklusive der Fertigarzneimittel tierartbezogen möglich ist. Allerdings kann anhand des AUA die Dosierungsgenauigkeit bei Fertigarzneimitteln nicht überprüft werden. Zur Auswahl des optimalen Antibiotikums in der therapeutisch wirksamen Dosierung wäre es wünschenswert, wenn eine einheitliche und vollständige Arzneimittelliste verfügbar wäre und alle Arzneimittelvormischungen eindeutige Bezeichnungen hätten, die jede Verwechslung bezüglich der in ihnen enthaltenen Wirkstoffkonzentrationen ausschließen. Kombinationspräparate sollten darauf geprüft werden, ob sie die Anforderungen, die an ein modernes veterinärmedizinisches Therapeutikum gestellt werden, erfüllen. In Deutschland kann zur Erfassung des Antibiotikaverbrauchs bei Nutztieren auf die vorhandenen Dokumentationen (AUA und Kopie der Fütterungsarzneimittelverordnung) zurückgegriffen werden, um tierartspezifisch den Einsatz und das Verordnungsverhalten zu ermitteln und mit bestehenden Resistenzmustern zu vergleichen. Ein hierfür zu schaffendes Monitoring erfordert neben der Erfassung der Warenströme von Antibiotika-Fertigarzneimitteln nach § 47 Abs. 1c AMG auch die zentralisierte Sammlung der Verschreibungen von Fütterungsarzneimitteln. Ferner ist ein repräsentatives Monitoringsystem der verordneten Antibiotika als Fertigarzneimittel in den Tierarztpraxen zu installieren. Dabei wäre es sinnvoll, sich auf bestehende Erfahrungen anderer europäischer Länder zu stützen. / 7 SUMMARY Müller-Bahrdt, Dagmar Development of administration of antibiotics in feeding stuffs in Sachsen Anhalt in the quarters 03/2000, 01/2001, 03/2001 and 01/2002 and in one selected veterinary practice in the first quarter of 2002 Institute of Pharmacology, Pharmacy and Toxicology University of Leipzig, Germany 105 pages, 69 references, 9 figures, 64 tables, 1 appendix The administration of antibiotics in veterinary medicine is necessary but ambignous. On the one hand it is an important tool for prevention and therapy of bacterial diseases of animal herds but on the other hand a risk exists to select bacterial resistance. The guidelines for prudent use of antibiotics published by BTK/Argevet are an important instrument to minimize the use of antibiotics. To check the acceptance and effciency of these guidelines it is not sufficient of only montoring of bacterial resistance, but also it is necessary to record consumption of antibiotics in individual farm animal populations. Aim of this study was to gain insight into prescriptions by veterinarians of Sachsen Anhalt. For this purpose the use of medicated feeding stuff as an important facet of medication to a large number of farm animals was analysed in a comparable time frame. Furthermore the records usually issued by veterinarians according to the legal regulations of veterinary dispensaries were checked for their validity to collect data for an appropriate montoring of antibiotic consumption. Therefore all centrally assembled copies of forms according to annex 1 TÄHAV for production of medicated feedingstuff were collected and evaluated for four quarters (01/2001 and 2002 - 03/2000 and 2001). Additionally in one selected veterinary practice located in Lower Saxonia with a mainly share of food producing animals the prescription of antibiotics was evaluated during the course of the first quarter 2002 using forms of annexes 1 and 2 of TÄHAV. This investigation included total consumption of antibiotics (as well as medicated feeding stuff and finished drugs.) 1181 production-orders and prescriptions of medicated feeding stuff were evaluated in the investigated time frame in Sachsen Anhalt. In the vast majorities (98%) production-orders were given. It could be demonstrated that the number of prescriptions as well as the quantity of consumed premix-drugs containing antibiotics continuously declined with monotone regression throughout the whole investigation period by 28,8% and 44,5%, respectively. Medicated feeding stuffs were used largely to the purpose of therapy in pigs (95%). Most of there pigs were young animals (89%). Independently from season mainly respiratory and gastrointestinal diseases were treated. Main share of prescriptions of all investigated quarters were premix-drugs containing tetracyclines. The reduction of the quantity of antibiotics prescribed was primarily caused by a strong decline of the use of chlorotetracycline by 95% throughout the investigated time frame. Neither increased consumption of other tetracyclines nor of tilmicosin sufficiently compensated for the reduction of chlorotetracycline. It was demonstrated that prescriptions of antibiotics by veterinarians of Sachsen Anhalt during the investigated time frame improved towards more prudent use as outlined in the antibiotic guidelines. In the future, however, more specific microbiological diagnosis is deemed necessary to optimise prescriptions. The data assembled in the selected veterinary practice indicate a more prudent use of antibiotics and prove the suitability of the documentation according to articles 6, 7 and 13 TÄHAV to monitoring the whole consumption of antibiotics including finished drugs in relation to the various animal species. However, the record of finished drugs (annex 2 of TÄHAV) does not permit to check the correctness of dosages used. For the future it is recommended to establish a complete list of veterinary drugs containing. Furthermore premix-drugs should be labeled with unequivocal trade names in order to veterinary avoid confusion of used concentration of active ingredients and thus to help the veterinarians to choose the best drug at the right dosage. Combination drugs should be tested to be compliant with requirements of modern veterinarian pharmacotherapy. In Germany, the assessment of consumption of antibiotics in farm animals can be based on the legally available documentation (according to the forms for prescription of finished drugs and medicated feeding stuff in TÄHAV) for species-specific evaluation of the antibiotic use and of the attitude of veterinarians to prescribe antibiotics as compared to the prevailing bacterial resistance patterns. For establishment of a monitoring system of antibiotic use not only the distrubtion of drugs to veterinarians should be recorded according the article 47 (1c) of drug law but also a centralized collection of copies of prescription orders for medicated feeding stuffs and a representative monitoring system for finished antibiotic drugs prescribed by veterinarians need to be implemented. It is necessary to establish a central drug classification for all member states in the EU. It seems to be useful to establish a system to monitor the application of antibiotics in animal farms for Germany to recognise trends of prescriptions and resistances. Expieriences other countries will be helpful to establish such a system. The system should be developed multidisciplinary in cooperation between pharmaceutical industry, regulatory agencies, veterinarians and farmers.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:10557 |
Date | 07 May 2004 |
Creators | Müller-Bahrdt, Dagmar |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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