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Möglichkeiten der Beeinflussung der mikrobiologischen Wildfleischqualität auf Bewegungsjagden

Möglichkeiten der Beeinflussung der mikrobiologischen Wildfleischqualität auf Bewegungsjagden
Institut für Lebensmittelhygiene der Veterinärmediziniscen Fakultät der Universität Leipzig
Eingereicht im November 2015
57 Seiten, 12 Abbildungen, 5 Tabellen, 59 Literaturangaben

Einleitung
Im Zuge neuer Jagdstrategien erhält das Konzept der großräumigen Bewegungsjagden immer größere Bedeutung beim Erzielen der Gesamtstrecke und damit auch des Gesamtwildfleischaufkommens.
Durch wildverarbeitende Betriebe findet das Produkt Wildfleisch über Supermärkte,Feinkostläden aber auch Fleischertheken den Weg zum Endverbraucher. Ein großer Anteil des für diese Wildhändler wichtigen Weihnachtsgeschäfts wird in der Zeit von Oktober bis Dezember über den Aufkauf von Bewegungsjagdstrecken generiert.
Das Ziel dieser Untersuchung ist es, mit Hilfe der in der Schlachtindustrie angewendeten Analysemethode der Tierkörperbeprobung mit Stanzproben vier unterschiedliche Regime zur Behandlung von auf Bewegungsjagden erlegten Wild in Hinsicht auf die mikrobiologische Qualität zu untersuchen. Des Weiteren wird die mikrobielle Belastung der verschiedenen Wildarten gegenüberstellend mit den mikrobiologischen Prozesshygienekriterien der VO (EG) Nr. 2073/2005 (ANON. 2005) für Schlachtkörper von Nutztieren verglichen.

Material und Methoden
Die Gewinnung der Proben erfolgte im Zeitraum von Oktober 2011 bis Januar 2012 in einem schleswig-holsteinischen Wildverarbeitungsbetrieb. Insgesamt wurden 217 Schlachttierkörper der Wildarten Reh-, Schwarz-, Dam- und Rotwild in vier verschiedenen Gruppen beprobt.
Für Gruppe 1 erfolgte das Ausweiden im Wald durch den Jäger selbst. Die Wildtierkörper wurden revierüblich zum Streckenplatz transportiert, dort in liegender Weise präsentiert und anschließend revierüblich zum Wildverarbeitungsbetrieb transportiert. Gruppe 2 unterscheidet sich von Gruppe 1 durch ein zentrales Ausweiden direkt am Streckenplatz. Für Gruppe 3 wurden neben dem zentralen Ausweiden die Präsentation der Strecke in hängender Form und ein gekühlter Transport zum Wildverarbeitungsbetrieb gewählt. Für Gruppe 4 entfiel die Präsentation komplett und die Wildtierkörper wurden direkt nach dem zentralen Ausweiden in einem Kühltransporter verladen und anschließend abtransportiert.
Nach der Enthäutung wurden insgesamt vier Proben mit jeweils 5 cm2 Fläche im Hals-, Brust-, Flanken- und Keulenbereich eines jeden Wildtierschlachtkörpers entnommen. Es erfolgte auf direktem Weg ein gekühlter Transport zum Institut für Lebensmittelhygiene der veterininärmedizinischen Fakultät Leipzig.
Für die mikrobiologische Analyse der Gesamtkeimzahl (GKZ), Enterobakterien (EBAC), Enterokokken (EKOK) und Staphylokokken wurde für die ersten 30 der 217 Proben das Spatelverfahren
angewendet. Die restlichen 187 Proben wurden aufgrund der stark zunehmenden Probenzahlen mit Tropfplattenverfahrens analysiert.
Für Listeria monocytogenes wurden spezielle ALOA-Platten und die entsprechenden biochemischen Nachweismethoden für einen qualitativen Nachweis verwendet. Der qualitative Nachweis von Salmonella spp. wurde mit Voranreicherung und folgenden biochemischen Reaktionen geführt.

Ergebnisse
Im Vergleich zu den festgelegten Werten der VO (EG) Nr. 2073/2005 (ANON. 2005) für schlachtbare Haustiere sind die ermittelten Werte dieser Untersuchung positiv zu bewerten.
So liegen für Enterobakterien die Werte von Schwarz- (1,41 log KbE/cm2) und Damwild (1,43 log KbE/cm2) jeweils unter dem unteren Grenzwert für Haustiere und können somit als befriedigend eingestuft werden. Mit Werten zwischen dem unteren und oberen Grenzwert fallen Reh- (1,99 log KbE/cm2) und Rotwild (2,33 log KbE/cm2) in den akzeptablen Bereich.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Gesamtkeimzahl. Schwarz- (3,51 log KbE/cm2) und Damwild (3,32 log KbE/cm2) liegen erneut im befriedigenden, Reh- (3,79 log KbE/cm2) und Rotwild (3,85 log KbE/cm2) im akzeptablen Bereich.
In keiner der analysierten Wildfleischproben konnten Salmonella spp. oder Listeria monocytogenes nachgewiesen werden. Für Koagulase-positive Staphylokokken ergibt sich eine Nachweisrate von 3,2 % mit einem Mittelwert von 2,44 KbE/cm2.
Die über alle Proben gemittelten Werte ergeben 3,57 log KbE/cm2 für die GKZ, 1,60 log KbE/cm2 für EBAC und 0,88 log KbE/cm2 für die EKOK.
Für Gruppe 1 wurden für die GKZ Mittelwerte von 3,46 KbE/cm2, für EBAC 1,34 KBE/cm2 und für EKOK 0,87 KbE/cm2 festgestellt. Gruppe 2 weist Werte von 3,78 KbE/cm2 (GKZ), 1,94 KbE/cm2 (EBAC) und 1,18 KbE/cm2 (EKOK) auf. Für Gruppe 3 wurden Mittelwerte von 3,48 KbE/cm2 (GKZ), 1,53 KbE/cm2 (EBAC) und 0,67 KbE/cm2 (EKOK) ermittelt. Gruppe 4 weist Werte von 3,60 KbE/cm2 (GKZ), 1,54 KbE/cm2 (EBAC) und 0,86 KbE/cm2 (EKOK) aus. Es konnten statistisch keine Unterschiede zwischen den Gruppen gesichert werden.

Schlussfolgerungen
Sauber erlegtes Wildfleisch erfüllt die mikrobiologischen Prozesshygienekriterien konventionell
geschlachteter Nutztiere. In der vorliegenden Untersuchung konnten keine hochpathogenen Keime wie Salmonella spp. oder Listeria monocytogenes nachgewiesen werden.
Die nicht vorhandenen statistischen Unterschiede zwischen den Gruppen deuten darauf hin, dass eine gute allgemeine Hygienepraxis für die Wildfleischqualität entscheidend ist. / Possibilities to influence the microbiological game meat quality on driven hunts
Institute of Food Hygiene, Faculty of Veterinary Medicine, University of Leipzig
Submitted in November 2015
57 pages, 12 figures, 5 tables, 59 references

Introduction
With regard to new hunting strategies, the concept of large-scale driven hunts is increasingly gaining importance for the annual hunting bag and subsequently the total amount of game meat. Via game meat processing enterprises, game meat finds its way along the food chain to
the consumer. As game meat is a popular dish in Germany during the Christmas season, a high share of the total annual amount of game is shot within driven hunts from October to December.
The goal of this study is to examine the microbiological quality of game meat from hoofed game bagged at driven hunts. After killing, the animals were processed in four different ways with regard to transport, handling, and evisceration. The sampling of all carcasses was performed
in a local meat processing enterprise on four different sampling sites using a sterile metal punch. Qualitative and quantitative microbiological analysis of the samples was performed in order to (i) detect possible differences of the microbiological quality between the four different
groups, (ii) compare the microbiological quality of game and slaughtered farm animals, and (iii) develop best practice guidelines for the hygienic production and handling of game meat.

Material and methods
All sampling took place in a game handling establishment in the federal state of Schleswig-Holstein, Germany, from October 2011 until January 2012. Altogether, 217 carcasses of roe, fallow, and red deer as well as wild boar were sampled in 4 different groups.
In group 1 the evisceration of the animal was performed by the hunter. The eviscerated carcasses were hauled to the presentation area in a customary way and presented on the ground due to the hunting tradition. After presentation, the carcasses were transported to the game handling establishment in a customary way. In variation from this, the animals of group 2 were eviscerated together at the presentation area. The animals of group 3 were presented hanging
on racks instead of lying and a refrigerated transport to the game handling establishment was used. In group 4 the presentation of the animals after evisceration was skipped and the carcasses
were transported to the game handling establishment in a refrigerated vehicle.
After skinning, four samples were taken in the area of the neck, chest, flank and joint of each carcass with sterile instruments. The chilled samples were directly brought to the institute of food hygiene of the veterinary medicine faculty of the University of Leipzig. In total, 217 samples were examined with quantitative microbiological methods for mesophilic aerobic bacteria, enterobacteriaceae, enterococci and staphylococci. In addition, qualitative analysis on Listeria
monocytogenes and Salmonella spp. was performed on all samples.

Results
Group 1 shows a mean amount of mesophilic aerobic bacteria of 3.46 cfu/cm2, a mean of 1.34 cfu/cm2 for enterobacteriaceae and a mean of 0.87 cfu/cm2 for enterococci. Group 2 shows a mean amount of mesophilic aerobic bacteria of 3.78 cfu/cm2, a mean of 1.94 cfu/cm2
for enterobacteriaceae and a mean of 1.18 cfu/cm2 for enterococci. For group 3 mean values of 3.48 cfu/cm2 (total plate count), 1.53 cfu/cm2 (enterobacteriaceae), and 0.67 cfu/cm2 (enterococci)
were found. For Group 4 mean values of 3.60 cfu/cm2 (total plate count), 1.54 cfu/cm2 (enterobacteriaceae) and 0.86 cfu/cm2 (enterococci) were determined. No statistically significant
differences between the groups could be confirmed.
Compared to the process hygiene criteria for the carcasses of farm animals laid down in Commission Regulation (EC) No 2073/2005 (ANON. 2005) on microbiological criteria for foodstuffs,
the results of this study have to be rated in a positive way. The average values for enterobacteriaceae for wild boar (1.41 log cfu/cm2) and fallow deer (1.43 log cfu/cm2) are below the lower limit for farm animals and can be rated as satisfying. The counts for enterobacteriaceae in roe deer (1,99 log cfu/cm2) and the red deer (2,33 log cfu/cm2) are still acceptable, in this respect.
The average total plate count values in samples from wild boar (3,51 log cfu/cm2) and fallow deer (3,32 log cfu/cm2) is also satisfying. Roe (3,79 log cfu/cm2) and red deer (3,85 log cfu/cm2) can be deemed acceptable. Coagulase-positive staphylococci were found in 7 out of 217 samples or 3.2 % (mean 2,44 cfu/cm2). Also Salmonella spp. or Listeria monocytogenes were not detected in the samples.

Conclusion
Accurately hunted and processed game meat has a microbial burden that is comparable to
farm animals with regard to the process hygiene criteria for the carcasses of farm animals laid down in Commission Regulation (EC) No 2073/2005 (ANON. 2005) on microbiological criteria for foodstuffs.
In this study, no pathogens like Salmonella spp. or Listeria monocytogenes were found in the game meat samples.
The absence of a statistically significant difference between the groups indicates that not a specific set up during bagging and processing but rather the accurate placement of the shot as well as the strict compliance with the Guides to Good Hygiene Practice ensure a high microbiological quality of game meat as well as the absence of pathogenic microorganisms.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-203604
Date01 June 2016
CreatorsBirka, Stefan
ContributorsUniversität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät, Prof. Dr. Ernst Lücker, Prof. Dr. Katharina Riehn, Ass.-Prof. Dr. Peter Paulsen
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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