Return to search

Indikationen, Ergebnisse und klinischer Nutzen von 203 Dünndarmkapselendoskopien am Universitätsklinikum Göttingen / Indications, results and clinical benefit of 203 small-bowel capsule endoscopies at the University of Göttingen

Lange Zeit galt der Dünndarm als „Blackbox“ des Gastrointestinaltraktes. Seit Einführung der Videokapselendoskopie im Jahr 2001 eröffnete sich eine Methode, den Dünndarm zu visualisieren.
An einem Kollektiv von 203 Patienten habe ich Indikationen, Ergebnisse und klinischen Nutzen von Dünndarmkapselendoskopien in einem Zeitraum von 4 Jahren untersucht. Der Dünndarm ist in der Gastroduodeno- und Koloskopie nicht komplett zugänglich, so dass bei entsprechender Indikation die nicht-invasive Videokapselendoskopie vorgenommen werden kann. Sie ist in der Lage 2-4 Bilder pro Sekunde in einem Zeitraum von 8-9 Stunden aufzunehmen, die als Film von ca. 50.000 Bildern zusammengestellt und interpretiert werden kann. Die Daten zur diagnostischen Ausbeute dieser Untersuchung variieren und sind abhängig von der entsprechenden Indikation. Zur Überprüfung des klinischen Nutzens habe ich daher in meiner Arbeit speziell die Passagezeiten und die erhobenen Befunde, wie Erosionen, Ulzerationen, Angiodysplasien, Petechien, Venektasien, Lymphangiektasien, Erytheme, Ödeme, Zottenreliefveränderungen, extrinsische Engen und Erhabenheiten im Hinblick für ihre diagnostische Bedeutung ausgewertet. Berücksichtigt wurden die Auswertbarkeit, Komplikationsrate sowie Vor- und Nachuntersuchungen.
Das Aufklärungsgespräch erfolgte mindestens einen Tag vor der Videokapselendoskopie. Die Abführmaßnahmen entsprachen einer Koloskopievorbereitung.
Das Studienkollektiv (203 Patienten) bestand aus 58% männlichen und 42% weiblichen Patienten. Der Altersdurchschnitt betrug 58 Jahre, die Altersspanne reichte von 8-90 Jahren. Über 93% nahmen die Videokapsel selbstständig ein, eine Applikation erfolgte bei 7% der Patienten in den Bulbus duodeni. Folgende Indikationen führten bei unserer Patientenklientel zu der Videokapselendoskopie: unklare gastrointestinale Blutung (45,3%), unklare abdominelle Schmerzen (24,1%), unklare Anämie (11,3%), Verdacht auf/ oder Komplikation bei Morbus Crohn (6,5%), unklare Diarrhoe (6,4%), Polyp- und Tumorsuche (5,4%), rezidivierendes unklares Erbrechen und Eiweißverlustsyndrom (jeweils 0,5%).
Eine komplette Dünndarmpassage konnte innerhalb der Aufzeichnungszeit von 8-9 Stunden bei 84% der Patienten erreicht werden. Der Mittelwert der Magenpassagezeit lag bei 21 Minuten und der Dünndarmpassagezeit bei 6 Stunden.
Die Komplikation Kapselretention trat bei 2% auf. Pathologische Befunde im Dünndarm wurden bei 85% detektiert. Die höchste diagnostische Ausbeute ergab sich bei der Abklärung der unklaren gastrointestinalen Blutung (80%) und bei der unklaren Anämie (78%), als häufigste Ursache wurden Schleimhautläsionen (43%) gefunden. Unklare abdominelle Schmerzen wiesen eine niedrigere diagnostische Ausbeute (41%) auf.
Therapeutische Maßnahmen resultierten bei 73% der untersuchten Patienten aus den Kapselergebnissen. Eine medikamentöse Therapie wurde bei 66% eingeleitet oder verändert, Endoskopien wurden bei 4% und eine operative Therapie bei 4,4% durchgeführt.
Damit ist die Dünndarmkapselendoskopie bei klarer Fragestellung und guter Darmvorbereitung eine sichere und sinnvolle Untersuchungsmethode, insbesondere zur Klärung unklarer gastrointestinaler Blutungen. Spezifische Dünndarmerkrankungen, wie der M. Crohn oder Tumore können relativ sicher ausgeschlossen werden.

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-goettingen.de/oai:ediss.uni-goettingen.de:11858/00-1735-0000-0022-5DB4-1
Date11 February 2015
CreatorsFlemming, Juliane
ContributorsCameron, Silke Dr.
Source SetsGeorg-August-Universität Göttingen
Languagedeu
Detected LanguageGerman
TypedoctoralThesis

Page generated in 0.0017 seconds