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Hemerobie als Indikator zur Landschaftsbewertung – eine GIS-gestützte Analyse für den Freistaat Sachsen

Der Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen nahm auf Kosten von Freiraumflächen im Jahr 2008 bundesweit um 104 ha pro Tag zu. Ein Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist mit dem Verlust von Bodenfunktionen durch Bodenversiegelung, dem Verlust naturnaher Flächen und deren Biodiversität verbunden.
Diese Entwicklungen werden bislang anhand von Indikatoren wie dem Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche beobachtet. Es bleibt jedoch die Frage, welche Flächen von dieser zunehmenden Bebauung betroffen sind. Die Flächeninanspruchnahme kann nur dann fundiert beurteilt werden wenn bekannt ist, welchen ökologischen Wert diese Flächen hatten.
Die Hemerobie stellt die Gesamtheit aller Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt dar und ist damit ein reziprokes Maß der Naturnähe. Danach ist die Einordnung aktueller Landnutzungsformen anhand ihrer aktuellen Vegetation und deren menschlicher Beeinflus-sung möglich, wobei die potentielle natürliche Vegetation als Zielzustand angenommen wird.
In dieser Arbeit wird eine Methode zur Klassifikation der Landnutzungsformen nach der Naturnähe anhand des Konzepts der Hemerobie mit Hilfe von Geobasisdaten vorgestellt. Der Hemerobieindex sowie der Anteil naturbestimmter Flächen können als Indikatoren für die Naturnähe auf Gemeinde- und Rasterebene wertvolle Informationen zur Siedlungs- und Freiraumentwicklung liefern. Der im Aufbau befindliche Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR-Monitor) kann in Zukunft um diese Indikatoren ergänzt werden.
Für den Freistaat Sachsen wurde zunächst anhand des Digitalen Basis-Landschaftsmodells und landesweiter Geodaten eine möglichst differenzierte Klassifikation durchgeführt. Wald und waldfreie Standorte wurden anhand der Karte der potentiellen natürlichen Vegetation auf Standortgerechtigkeit geprüft und entsprechend unterschiedlich klassifiziert. Die Prüfung auf Plausibilität der Ergebnisse erfolgte im Vergleich zu Luftbildern für ausgewählte Landschaf-ten. Es hat sich gezeigt, dass besonders die Klassifikation von Wäldern hinsichtlich ihres Kultureinflusses in Abhängigkeit zur Standortgerechtigkeit der Baumarten und zur tatsächli-chen forstlichen Nutzung erfolgen sollte. Das Fehlen von Daten zur tatsächlichen Nutzung und die grobe Modellierung in lediglich Laub-, Nadel- und Mischwald im Digitalen Land-schaftsmodell machen eine Unterscheidung allein anhand der Standortgerechtigkeit nötig. Im Vergleich dazu wurden die Wälder mit Hilfe der Biotoptypen-Landnutzungsklassifikation
anhand der Altersstruktur und Baumartenzusammensetzung klassifiziert, was zu räumlich differenzierteren Ergebnissen führte.
Mit der im Erscheinen befindlichen Karte der potentiellen natürlichen Vegetation für ganz Deutschland ist es möglich erstmals eine differenzierte bundesweit homogene Klassifikation durchzuführen. Eine solche etwas vereinfachte bundesweit durchführbare Klassifikation wurde in Hinblick auf die Verwendung im IÖR-Monitor für Sachsen erstellt.
Für den Freistaat Sachsen konnte festgestellt werden, dass sich der Kultureinfluss je nach Naturregion, Höhenstufe und Steilheit sowie Kategorie von Schutzgebieten in Natur- und Landschaftsschutz unterschiedlich darstellt. Ein statistisch sehr schwacher Zusammenhang zwischen Kultureinfluss und Bevölkerungsdichte konnte auf Gemeindeebene aufgezeigt werden. Mit zunehmender Entfernung zu einem Verkehrsweg nimmt der Kultureinfluss ab.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:4064
Date14 April 2011
CreatorsStein, Christian
ContributorsWalz, Ulrich, Bendix, Jörg, Philipps-Universität Marburg
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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