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Intellektuellenverehrung

Was beim Stichwort 'Intellektuelle' einem historisch informierten Zeitgenossen einfällt, ist häufig der Ursprung des Ausdrucks als Schimpfwort. Und auch heute scheint noch nicht gänzlich klar, ob der Begriff jeglichen Geruch des Verwerflichen abgelegt habe. Es ist Zeichen einer gewissen Lebendigkeit, wenn der Sprachgebrauch sich noch nicht völlig beruhigt hat, wenn Divergenzen und Oppositionen seine Bedeutung regulieren. Für die folgenden Bemerkungen möchte ich mich auf die Seite der Anwälte des lntellektuellentums schlagen und nach einem Jahrhundert unentschiedener Diskussion auf einen Charakterzug hinweisen, der bei aller Kontroverse im Grunde kaum zu übersehen ist: Intellektuelle werden verehrt. Auch wenn freilich nicht alle Anwälte des Intellektuellentums im engeren Sinne als Verehrer bezeichnet werden können, scheint mir doch das Phänomen der Verehrung deutlich präsent: Sowohl in den Versuchen, die Rolle des Intellektuellen zu verteidigen, wie auch in den Bemühungen, diese Rolle nüchtern als eine gesellschaftliche Aufgabe zu definieren. Erst recht sind alle wütenden Angriffe auf die Intellektuellen verständlich nur, wenn man sie als Attacken auf den Heiligenschein versteht, der mehr oder weniger unwillkürlich durch jede positive Besetzung zum Leuchten
gebracht wird.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:13030
Date11 December 2014
CreatorsSchneider, Ulrich Johannes
PublisherLeipziger Universitätsverlag
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:bookPart, info:eu-repo/semantics/bookPart, doc-type:Text
SourceWortEnde / Martina Winkler (Hg.). Leipzig 2001, S. 183-187 (Ambivalenzen der Okzidentalisierung ; 4) ISBN 3-9356-9318-4
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-776112, qucosa:77611

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