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Die psychischen Folgen des Kallmann-Syndroms

Das Kallmann-Syndrom (KS) ist eine angeborene olfaktogenitale Erkrankung, die mit einem eingeschränkten Geruchssinn und einem Ausbleiben der körperlichen Pubertätsentwicklung einhergeht. Zunächst wird der Forschungsgegenstand in das Entwicklungspsychologische Konzept der Entwicklungsaufgaben eingeordnet. Besondere Herausforderungen bei chronischen Krankheiten und bei einer nicht-KS-bedingten-verspäteten Pubertätsentwicklung werden dargestellt. Die Darstellung der Forschungsergebnisse der explorativ-qualitativen Untersuchung zu den psychischen und sozialen Auswirkungen des KS erfolgte in vier Publikationen: einem Erfahrungsbericht zum KS, der Vorstellung der Forschungsergebnisse der Untersuchung an Männern mit KS, der Vorstellung der Forschungsergebnisse der Untersuchung an Frauen mit KS und dem Vergleich der geschlechtsspezifischen Forschungsergebnisse. Als Folge der ausbleibenden Körperentwicklung erlebten die Betroffenen Schamgefühle über ihren Körper. Dies hatte negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und auf die sozialen Interaktionen mit Gleichaltrigen, insbesondere bei Kontakten mit dem anderen Geschlecht. Ebenso wurden als Folge Ängste im Bereich der Sexualität genannt. Die medizinische Behandlung hatte Auswirkungen auf die Psyche, auf Stimmung, Libido und Antrieb. Zu den bevorzugten Coping-Strategien gehörten vertrauliche Gespräche oder psychotherapeutische Unterstützung. Eine kompetente medizinische Behandlung durch Spezialisten und die dadurch einsetzende normale Körperentwicklung wurden als positiv erlebt. Die Überwindung der schambedingten Hemmungen im Bereich der Sexualität ließ die Angst vor sexuellen Funktionsstörungen und die Scham über den eigenen Körper schwinden. Beim Vergleich der beiden untersuchten Gruppen zeigte sich, dass sich die Männer stärker durch Verunsicherungen und Scham über die ausbleibende Virilisierung belastet fühlten. Ebenso berichteten nur die männlichen Studienteilnehmer von Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen als Folge der ausbleibenden Körperentwicklung. Auch nahmen sie Stimmungsschwankungen durch die Hormonbehandlung häufiger und als belastender wahr als die Frauen.
Die Frauen empfanden die Schamgefühle im Zusammenhang mit der ausbleibenden Körperentwicklung als weniger belastend. Sie zeigten sich zum Teil durch eine niedrige Libido vor und auch während der Hormonbehandlung belastet. Weitere Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigten sich bei der Diagnosestellung und bei der geschlechtsspezifischen Hormonbehandlung sowie deren Wirkung auf Stimmung und Libido. Es werden erste Konzepte zur Optimierungen der Unterstützung von Betroffenen vorgestellt.

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-osnabrueck.de/oai:repositorium.ub.uni-osnabrueck.de:urn:nbn:de:gbv:700-2014062012556
Date20 June 2014
CreatorsHofmann, Johannes
ContributorsPD. Dr. Meike Watzlawik, Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt, Prof. Dr. Monika Bullinger
Source SetsUniversität Osnabrück
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/zip, application/pdf
Rightshttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/

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