Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Vielfalt an meditativen Praktiken, die in vielen spirituellen Traditionen gelehrt und praktiziert werden. Das wissenschaftliche Interesse an diesem Themengebiet nimmt seit Jahren stetig zu. Dennoch blieben viele Fragen bisher unbeantwortet und es fehlt an einer umfassenden Theorie über Wirkmechanismen und Einflussfaktoren der Meditation. Einer dieser Faktoren ist die Vielzahl an Meditationstechniken, die unterschiedliche Effekte auf verschiedene Menschen haben können. Darüber hinaus war Meditation ursprünglich häufig nur ein Element von vielen in zum Teil sehr elaborierten spirituellen Pfaden und Systemen. Diese enthielten auch andere Elemente wie Körper- und Atemübungen oder ethische und philosophische Unterweisungen. Ferner wurden individuelle Unterschiede zwischen Meditierenden bisher nur unzureichend berücksichtigt. In meiner Dissertation untersuche ich einige dieser offenen Fragen und Faktoren.
Nachdem ich im ersten Kapitel meine Forschungsfragen herleite und darlege, berichte ich in den folgenden vier Kapiteln über vier wissenschaftliche Arbeiten, die ich im Rahmen meiner Dissertation durchgeführt habe. Jedes Kapitel ist ein eigenständiger wissenschaftlicher Artikel.
Im zweiten Kapitel beschäftige ich mich mit der Frage „Was tun Meditierende, wenn sie meditieren?“ Um diese Frage zu beantworten führte ich zwei Studien durch mit dem Ziel einen umfassenden Überblick über alle Meditationstechniken in verschiedenen Traditionen zu gewinnen. In der ersten, qualitativen Studie sammelte ich 309 Meditationstechniken, indem ich 20 Meditationsexpert*innen interviewte und eine umfangreiche Literaturrecherche durchführte. Im Anschluss reduzierte ich diese Sammlung auf 50 grundlegende Meditationstechniken. In der zweiten, quantitativen Studie gaben 635 erfahrene Meditierende aus verschiedensten Meditationstraditionen an, wie viel Erfahrung sie mit jeder dieser 50 Techniken hatten. Ihre Antworten legten nahe, dass die Auswahl an Meditationstechniken angemessen war. Die statistische Analyse illustrierte traditionsübergreifende und –spezifische Präferenzen für verschiedene Meditationstechniken, sowie Cluster von Techniken, die häufig gemeinsam praktiziert wurden. Die Gruppe der körperbezogenen Techniken war besonders relevant für alle Meditierenden.
Im dritten Kapitel vertiefe ich die Fragestellung des vorherigen Kapitels und stelle ein neues empirisches Klassifikationssystem für Meditationstechniken vor. In einer weiteren Umfrage-Studie bat ich 100 Meditationsexpert*innen darum, die 20 beliebtesten Meditationstechniken nach ihrer wahrgenommenen Ähnlichkeit zu beurteilen. Dann führte ich eine Multidimensionale Skalierung durch und fand zwei Dimensionen anhand derer die Meditationstechniken klassifiziert werden konnten: Aktivierung und Ausmaß der Körperorientierung. Diese Einteilung betont die Relevanz von „embodied cognition“ (verkörperter Kognition) in der Meditation. Innerhalb der beiden Dimensionen traten sieben Cluster ähnlicher Techniken hervor: Achtsames Beobachten, körperzentrierte Meditation, visuelle Konzentration, Kontemplation, affektzentrierte Meditation, Mantra Meditation, und Meditation in Bewegung. Aus diesen Ergebnissen schlussfolgere ich, dass es keine Meditation als solche, sondern dass es unterschiedliche Arten der Meditation gibt, die unterschiedliche Effekte haben können und die verbreitete Unterteilung in „fokussierte Aufmerksamkeit“ und „offenes Gewahrsein“ in Frage stellen.
Im dritten Kapitel erweitere ich den Fokus und beschäftige mich eingehend mit einem elaborierten Meditationssystem―dem achtfachen Yogapfad. Ich rezensiere die vorhandenen Nachweise von Effekten der Hauptkomponenten des Yogapfades, zu denen sowohl Körper-, Atem- und Meditationsübungen als auch ethische Unterweisungen gehören. Ich evaluiere in diesem Kapitel 18 Vergleichsstudien und 16 Meta-Analysen, die entsprechende Subgruppen-Analysen durchgeführt haben. Diese Studien und Meta-Analysen untersuchten verschiedene Variablen und variierten stark bezüglich der Studienpopulation, dem Studiendesign und den untersuchten Yogakomponenten. Nichtsdestotrotz übertrafen komplexe Interventionen, die verschiedene Yogakomponenten kombinierten, einfachere Interventionen. Das Hinzufügen von Atem- und/oder Meditationsübungen war in dieser Hinsicht besonders hilfreich. Dennoch waren spezifische Komponenten oder Kombinationen effektiver bezüglich mancher Variablen oder klinischer Konditionen als andere. Viele Ergebnisse bleiben jedoch vorläufig und es besteht der Bedarf nach weiteren methodisch hochwertigen Studien. Besonders die ethische Komponente von Yoga wurde bisher noch kaum erforscht.
Das fünfte Kapitel beschreibt eine Interventionsstudie, die sich mit den Effekten verschiedener Kombinationen von Yogakomponenten befasste. Mit Hilfe eines experimentellen Einzelfalldesigns untersuchte ich die inkrementelle Wirkung ethischer Unterweisung und körperlichem Yoga auf Mantra Meditation. Siebenundfünfzig Proband*innen wurden zufällig auf vier Konditionen aufgeteilt―Meditation alleine, Meditation plus körperlichem Yoga, Meditation plus ethischer Unterweisung, und Meditation plus Yoga und Ethik. Alle Interventionen dauerten acht Wochen. Während der Baseline- und Treatmentphase beantworteten die Teilnehmer*innen täglich einen Fragebogen. Fast alle Teilnehmer*innen erlebten eine Steigerung ihres Wohlbefindens, außer denjenigen, die nur meditiert hatten. Diese Steigerung war am höchsten bei Teilnehmer*innen, die ethische Unterweisungen erhalten hatten. Alle Interventionen tendierten dazu, Stress zu reduzieren. Dabei reduzierte körperliches Yoga Stress am effektivsten. Die Ergebnisse betonen die inkrementellen und differenziellen Wirkungen die entstehen, wenn Meditation in Kombination mit anderen Praktiken des achtfachen Yogapfades praktiziert wird. Darüber hinaus beobachtete ich eine starke interindividuelle Variabilität in den Reaktionen auf die Interventionen, welche ich ihn diesem Kapitel diskutiere und zu erklären versuche.
Im letzten Kapitel ordne ich die Ergebnisse meiner Studien in die allgemeine Forschungslandschaft ein. Alle Studien tragen zu einem tieferen Verständnis von Meditation in ihrer ganzen Vielfalt bei. Die grundlegenden Meditationstechniken (Kapitel 2) und das empirische Klassifikationssystem (Kapitel 3) erweitern den Horizont der bisherigen Meditationsforschung und können als Basis für weiterführende empirische Vergleichsstudien genutzt werden. Das Praktizieren von Meditation in einem seiner ursprünglichen Kontexte (Kapitel 4 und 5) kann die Effektivität deutlich erhöhen und sollte tiefergehend exploriert werden. Weitere Faktoren wie die Persönlichkeit und Motivation der Meditierenden, sowie das Setting und der Einfluss der Lehrenden sollten ebenfalls untersucht werden.:ACKNOWLEDGMENTS i
TABLE OF CONTENTS ii
1. INTRODUCTION 2
THE VARIETY OF MEDITATION PRACTICES 2
INFLUENTIAL FACTORS ON MEDITATION’S EFFECTS 3
OVERVIEW OF CHAPTERS 4
2. WHAT DO MEDITATORS DO WHEN THEY MEDITATE? 8
INTRODUCTION 8
STUDY 1 11
Method 11
Results 12
Discussion 15
STUDY 2 16
Method 16
Results 18
What Do Meditators Do When They Meditate: The Commonalities 18
What Do Meditators Do When They Meditate: The Differences 22
What Do Meditators Do When They Meditate: The Combinations 31
Discussion 37
CONCLUSION 42
3. HOW CAN MEDITATION TECHNIQUES BE CLASSIFIED? 44
INTRODUCTION 44
METHOD 50
Procedure 50
Participants 51
Materials 52
RESULTS 53
Differences Between Traditions 57
DISCUSSION 60
Meditation Is Inherently Embodied 61
Expanding Focused Attention and Open Monitoring 62
Limitations and Future Directions 63
CONCLUSION 65
4. WHAT EFFECTS DO DIFFERENT COMPONENTS OF YOGA HAVE? 68
COMPARATIVE INTERVENTION STUDIES 70
META-ANALYSES COMPARING DIFFERENT SUBGROUPS OF INTERVENTIONS 76
DISCUSSION 84
5. WHAT MAKES YOGA EFFECTIVE? 88
INTRODUCTION 88
Aims and Methodology of the Present Study 90
METHOD 93
Procedure 93
Participants 94
Treatment: MBLM and its Components 96
Measures 99
Data analysis 101
Tau-U 102
Multilevel Modeling 102
Missing Data 103
RESULTS 104
Adherence 104
Well-being 105
Stress 112
Life Satisfaction 117
Potential Explanatory Variables 117
Dose-Response and Experience-Response Relations 120
DISCUSSION 122
Framing Mantra Meditation Enhances its Effects 124
Specific Combinations of Practices Yield Different Effects 125
Limitations and Future Directions 127
6. CONCLUSION AND OUTLOOK 132
BIBLIOGRAPHY 137
APPENDIX A – LIST OF 309 MEDITATION TECHNIQUES 158
APPENDIX B – ADDITIONAL TABLES FOR CHAPTER 2 170
APPENDIX C – FULL RANKING SEQUENCES OF PREFERRED MEDITATION TECHNIQUES IN 12 MAJOR MEDITATIVE TRADITIONS 176
APPENDIX D – STUDY MATERIALS DESCRIBED IN CHAPTER 5 184
APPENDIX E – ADDITIONAL TABLES FOR CHAPTER 5 189
APPENDIX F – ADDITIONAL FIGURES FOR CHAPTER 5 200
ZUSAMMENFASSUNG 208
CURRICULUM VITAE 212
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75257 |
Date | 16 July 2021 |
Creators | Matko, Karin |
Contributors | Sedlmeier, Peter, Schmidt, Stefan, Technische Universität Chemnitz |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | English |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | 10.1007/s12671-021-01641-5, 10.3389/fpsyg.2021.672301, 10.3389/fpsyg.2019.02276 |
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