Betroffene von Rückenschmerzen fühlen sich in ihrer Gesundheit im Wesentlichen vom Schmerz und von Einschränkungen ihrer körperlichen Aktivitätsfähigkeit beeinträchtigt. Sie leiden unter einer verminderten Leistungsfähigkeit bei der Durchführung motorischer Aufgaben oder Handlungen mit der Zurückhaltung in der Teilhabe am Leben.
Gleichfalls beinhalten sowohl nationale als auch internationale Richtlinien zum Management von Rückenschmerzen mit großer Übereinstimmung Interventionen, die allesamt auf Aktivität ausgerichtet sind. Eine Aktivität ist die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung und zeigt die persönliche Ressource der funktionalen Gesundheit.
Es generiert sich, dass die Messung krankheitsspezifischer, motorischer Aktivitäten ein vielschichtiges Untersuchungs-Outcome für eine gesundheitsdienliche Versorgung bietet. Es stellt sich die Frage, wie diese Aktivitäten erfasst und bewertet werden können.
In der Praxis existieren bereits mehrere Testmethoden: größtenteils handelt es sich um subjektive Selbstbeurteilungsverfahren und Testverfahren auf der Körperstruktur- und -funktionsebene (Impairment- und Körperkonditions-Messungen), die indirekt Aufschluss über die Aktivitätskapazität geben sollen. Neuerdings haben sich einige Einrichtungen zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit auf eine sehr umfangreiche Evaluierung von berufsspezifischen Aktivitäten spezialisiert, die aber für eine breitflächige Implementierung unrentabel sind.
Nach gründlicher Recherche der wissenschaftlichen Untersuchungen wird deutlich, dass bezüglich einer standardisierten, objektiven Fremdbeurteilungsmethode mit einer tatsächlichen Durchführung einer oder mehrerer motorischer Aktivitäten aus dem Alltag ein Mangel besteht. Ziel der dieser Dissertation zu Grunde liegenden Untersuchung war es, ein entsprechendes Testverfahren zu entwickeln und zu evaluieren.
Dafür wurden zunächst mit einer neu kreierten Testbatterie die gebräuchlichen Testgüteverfahren der Reliabilität mit 59 Personen mit Rückenschmerzen analysiert.
Es folgte mit 106 Patienten und ebenso vielen Kontrollprobanden eine umfangreiche Analyse der konkurrenten Validität unter Einbeziehung vielschichtiger psychologischer und motorischer Testergebnisse. Letztlich sollte eine Clusteritembildung Aufschluss über erklärende Faktoren geben.
Die Reliabiltätsanalyse zeigte bei einer unkomplizierten Durchführbarkeit der Tests
gute Prüfwerte für die Intra- und Retest-Reliabilität und moderate für die Inter-Reliabilität.
Es zeigte sich, dass bei den Patienten die AKTIKA von der Selbstbeurteilung der körperlichen Funktionsfähigkeit abhängig ist. Bei den Gesunden zeigte sich diese Beziehung nicht. Weiter fanden wir bei den Patienten hohe Korrelationen zwischen den Ergebnissen der AKTIKA-Tests und den Körperkonditionstests und den Angst-Vermeidungs-Einstellungen. Bei den Kontrollprobanden besteht hier nur ein moderater Zusammenhang. In der Faktorenanalyse wurde bei den Patienten
ein einziger Faktor gefunden, der 45% der Varianz erklärt. Dies kann so interpretiert werden, dass die Bewegungsvariabilität bei Rückenschmerzen verloren geht. Dies ist ein interessantes Ergebnis, das weitere Forschungsansätze bietet.
Die AKTIKA stellt sich als Testverfahren heraus, das kostengünstig, praktikabel, patientenorientiert, zeit- und materialökonomisch ist. Zudem ist es in einem multiprofessionellen Assessment transparent kommunizierbar. Es sollte sowohl als diagnostisches Verfahren, zur Therapiewahl und -steuerung, als auch zur Therapiekontrolle innerhalb einer rehabilitativen Intervention eingesetzt werden.
Identifer | oai:union.ndltd.org:uni-goettingen.de/oai:ediss.uni-goettingen.de:11858/00-1735-0000-0022-5E13-5 |
Date | 27 February 2013 |
Creators | Lüder, Susanne |
Contributors | Krüger, Arnd Prof. Dr. |
Source Sets | Georg-August-Universität Göttingen |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doctoralThesis |
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