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Review: Andreas Maier, Rhetorik der Bedeutung. Thomas Bernhard in seiner Prosa

Die zuerst 2004 in einer 304 Seiten starken Kurzfassung veröffentlichte germanistische Doktorarbeit1
Andreas Maiers, der zu diesem Zeitpunkt bereits als Autor von Wäldchestag (2000) und Klausen (2002) in Erscheinung getreten war, wurde bekanntermaßen sowohl von der literaturwissenschaftlichen
Community als auch vom Feuilleton kontrovers diskutiert. In der breit angelegten
Studie stellte Maier die These auf, Thomas Bernhards vermeintlich philosophische Literatur
kaschiere durch ihre Kommunikationsstruktur, durch „beabsichtigte[] Dunkelheit“ (DV, S. 13) im
Ausdruck die in ihr vorherrschende semantische Leere. Mehr noch: Bernhard sowie seinOEuvre –
zwischen beiden differenzierte Maier allenfalls sporadisch – zielten darauf ab, den Rezipienten
durch eine realistische Erzählhaltung, die sich bei näherer Untersuchung als „pseudomimetisch“
(DV, S. 26) entpuppe, um jedweden Sinn zu betrügen, ihn somit schlichtweg zu täuschen. Um zu
belegen, dass Bernhard nichts weiter als ein rhetorisch exzeptionell begabter Lügner sei, arbeitete
Maier chronologisch, von Frost über die autobiografische Pentalogie bis hin zu Alte Meister,
die den bernhardschen Texten eingeschriebenen Widersprüche heraus. Bei seiner die Möglichkeit
uneigentlichen Sprechens weitgehend ausblendenden textimmanenten Analyse kam er zu
dem Schluss, Bernhard gebe „Wahrheitswille“ (DV, S. 156), Authentizität und Tiefsinn vor, wo es
ihm allein um den Effekt gehe.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:91005
Date19 April 2024
CreatorsKetterl, Simone
PublisherDe Gruyter
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:article, info:eu-repo/semantics/article, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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