Einleitung: Die endotracheale Intubation gehört zum Standard in der Kleintieranäs-thesie. Die Auswahl des richtigen Tubus ist von großer Bedeutung. Ein zu kleiner Tubus engt das Lumen der Trachea ein und erhöht so Atemwegswiderstand und Atemarbeit des Patienten. Ein zu groß gewählter Tubus kann Verletzungen am Larynx und der Trachea verursachen.
Ziel: In dieser Studie sollte untersucht werden, welche trachealen Dimensionen bei ver-schiedenen Hunderassen vorliegen und wie sich diese zwischen brachyzephalen und normozephalen Rassen ähnlicher Körpermasse (KM) unterscheiden. Außerdem sollte die Größenauswahl des Endotrachealtubus im klinischen Alltag kritisch beleuchtet werden. Weiterhin sollten Empfehlungen zur Tubuswahl beim Hund gegeben werden.
Tiere, Material und Methoden: 165 Hunde aus dem Patientengut der Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig, bei denen eine vollständige computertomographische Untersuchung des Atmungstraktes vorlag, wurden retrospektiv untersucht. Einschlusskriterien waren Mindestalter von 12 Monaten, Lagerung in Brust-Bauch-Lage, endotracheale Intubation. Pathologien an Larynx oder Trachea galten als Ausschlusskriterien. Die Tiere wurden in fünf Gewichtsgruppen, eingeteilt (Gruppe 1: KM < 9 kg; Gruppe 2: 9 kg ≤ KM<15 kg; Gruppe 3: 15 kg ≤ KM < 25 kg; Gruppe 4: 25 kg ≤ KM < 45 kg; Gruppe 5: 45 kg ≤ KM). Die Dimensionen von Tubus und Trachea wurden mit einem halbautomatischen Segmentierungsprogramm auf Höhe des ersten Trachealrings, dann alle folgenden 5 mm (4 Messpunkte) und jeweils an jedem Viertel der Gesamtlänge der Trachea vermessen. Bestimmt wurden Länge und Volumen der Trachea und an jedem Messpunkt maximaler und minimaler Innendurchmesser, deren Quotient (Exzentrizität), Fläche und Umfang.
Beurteilt wurde außerdem die Wahl des Endotrachealtubus. Es wurden zwei Definitionen eines „idealen“ Tubus betrachtet (1. Differenz Außendurchmesser Tubus minus minimaler Innendurchmesser Trachea = 2 mm, 2. Differenz zwischen 1 und 2,5 mm). War der Wert kleiner, so wurde der Tubus als zu groß interpretiert, war der Wert größer, so war der Tubus zu klein.
Die statistische Analyse wurde mit IBM SPSS Statistics® durchgeführt. Es wurden alle Parameter durch den Kolmogorov-Smirnov-Test und den Shapiro-Wilk-Test für jede statistische Fragestellung einzeln auf Normalverteilung überprüft. Anschließend wurden entsprechend ANOVAS oder Kruskal Wallis Tests mit entsprechenden Post Hoc Analysen, so wie Rangsummentest und Korrelationsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse: Für die Gesamtstichprobe konnte ein grob linearer Zusammenhang zwi-schen Körpermasse und trachealer Dimension nachgewiesen werden (r = 0,75; p < 0,0019). Betrachtet man die Untergruppen brachyzephal und normozephal getrennt, konnte jeweils eine sehr hohe Korrelation (r = 0,88, p < 0,001) nachgewiesen werden. In der Untersuchung der Gesamtstichprobe auf Gruppenunterschied durch entsprechende Post-Hoc-Analysen konnte gezeigt werden, dass die tracheale Dimension sich nicht signifikant zwischen den Gruppen 1 bis 3 sowie 4 und 5 unterscheidet.
Insgesamt haben die brachyzephalen Hunderassen eine signifikant (p < 0,001) kleinere Trachea als ihre normozephalen Gewichtsanaloga. Die Form der Trachea stellte sich bei den meisten Rassen überwiegend rund dar. Die Trachea stellte sich bei allen Rassen im Halsbereich signifi¬kant (p < 0,001) größer als im Thorax dar. Dabei war für die Gesamtstichprobe die tracheale Dimension am Messpunkt 8 signifikant kleiner als an den Messpunkte 7 und 9. Hier gab es rassespezifische Unterschiede: Deutsche Dogge, Rottweiler und Beagle zeigten keinen signifikanten Größenunterschied zwischen Messpunkt 7 bis 9, beim Kleinen Münsterländer und Berner Sennenhund lag die engste Stelle der Trachea am Messpunkt 9.
74 % der Patienten waren mit einem zu kleinen Tubus intubiert. Nur zwei Patienten hatten einen Tubus, der nach der sehr starren Definition 1 passend war. 25 % wiesen einen zu großen Tubus auf. Basierend auf der 2. Definition waren rund 66 % mit einem zu kleinen, 20 % mit einem passenden und 13 % mit einem zu großen Tubus intubiert.
Schlussfolgerung. Auf Grund der hier durchgeführten Untersuchung erscheint eine Größenempfehlung für den Endotrachealtubus rein nach Körpermasse wenig sinnvoll. Eine Empfehlung für die einzelnen Rassen erscheint nötig und wurde aufgrund der hier erhobenen Daten für die 15 untersuchten Hunderassen gegeben. Insgesamt wird im klinischen Alltag die Dimension der Trachea eher unterschätzt und so ein zu kleiner Tubus für die Intubation verwendet:1 Einleitung
2 Literaturübersicht
2.1 Anatomie der Trachea
2.2 Tracheale Dimension beim Hund
2.3 Einflussfaktoren auf die Größe der Trachea
2.3.1 Körpermasse und Rasse
2.3.2 Alter und Geschlecht
2.3.3 Ventilation
2.4 Auswirkungen verwendeter Anästhetika
2.5 Bildgebende Verfahren zur Evaluation der Größenverhältnisse der Trachea
2.5.1 Endoskopie
2.5.2 Projektionsradiographie
2.5.3 Ultraschall
2.5.4 Magnetresonanztomographie
2.5.5 Computertomographie
2.6 Atemwegssicherung während der Narkose
2.6.1 Intubationsassoziierte Komplikationen
2.6.2 Veränderungen von Atemarbeit und Atemwiderstand durch die Intubation
2.6.3 Die Wahl des richtigen Tubus
3 Material und Methode
3.1 Patientenauswahl
3.2 Gruppeneinteilung
3.3 Computertomographische Untersuchung und Bildanalyse
3.3.1 Ausrichtung der Trachea und Vermessung der Tracheallänge
3.3.2 3-D Rekonstruktion der Trachea mit Volumenmessung
3.3.3 Festlegung der Messpunkte und Durchführung der Messung
3.3.4 Ermittlung der Messgenauigkeit
3.3.5 Wiederholbarkeit der Messungen
3.3.6 Ermittlung der genutzten Tubusgröße
3.3.7 Ermittlung der idealen Tubengröße
3.4 Form der Trachea
3.5 Statistische Auswertung
4 Ergebnisse
4.1 Patienten
4.2 Messgenauigkeit des Edge Finders
4.3 Tracheale Dimension an den verschiedenen Messpunkten
4.4 Tracheale Dimension im Zusammenhang mit der Körpermasse
4.5 Zusammenhang zwischen Körpermasse und trachealer Dimension bei normozephalen und brachyzephalen Hunden im Vergleich
4.6 Vergleichende Betrachtung innerhalb der Gewichtsklasse in Bezug auf die Trachealgrößen normozephaler und brachyzephaler Rassen
4.7 Vergleichende Betrachtung der trachealen Dimension bezogen auf den Geschlechtsdimorphismus
4.8 Auswahl der Tuben im klinischen Alltag
4.9 Vergleichende Betrachtung der gewählten Tuben bei normozephalen und brachyzephalen Hunderassen
4.10 Dimension der Trachea einzelner Rassen
4.10.1 Brachyzephale Hunderassen
4.10.2 Normozephale Hunderassen
5 Diskussion
5.1 Methodik
5.1.1 Patientenauswahl
5.1.2 Narkose und Beatmung während der CT-Untersuchung
5.1.3 Der ideale Tubus
5.1.4 Computertomographie und CT-basierte Analyseverfahren
5.1.5 Wiederholbarkeit der Methodik
5.2 Ergebnisse
5.2.1 Tracheale Dimension in Bezug auf die Körpermasse
5.2.2 Unterschiede in der trachealen Dimension zwischen normozephalen und brachyzephalen Hunderassen
5.2.3 Geschlechtsdimorphismus
5.2.4 Auswahl von Endotrachealtuben im klinischen Alltag
5.2.5 Untersuchung der einzelnen Hunderassen
5.3 Klinische Schlussfolgerungen
6 Zusammenfassung
7 Summary
8 Literaturverzeichnis
9 Anhang
10 Danksagung
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:21456 |
Date | 13 June 2018 |
Creators | Rohwedder, Laura |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Page generated in 0.0031 seconds