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Ärztliche Compliance hinsichtlich Empfehlungen des Giftinformationszentrums-Nord / Medical adherence according to recommendations of the GIZ-Nord Poisons Centre

Mit Einrichtung der Giftinformationszentren in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts konnten Ärzte erstmalig auf der Basis einer evidenzbasierten klinischen Toxikologie beraten werden. Parallel zu anderen medizinischen Fachgesellschaften wurden von den europäischen und nordamerikanischen Fachgesellschaften Empfehlungen bezüglich verschiedener Therapieformen der klinischen Toxikologie erarbeitet. Als Beispiele sind die Maßnahmen der primären und sekundären Giftentfernung und der Einsatz von Antidota zu nennen. Ob Ärzte den Empfehlungen der Giftinformationszentren folgen, ist bisher wenig untersucht worden.
In einer prospektiven Untersuchung anhand von 206 Fällen wurde analysiert, ob und in welchem Ausmaß den Empfehlungen des GIZ-Nord gefolgt wurde. Darüber hinaus wurden Daten zu Alter und Geschlecht der Patienten, zum Vergiftungsmodus und zu den eingenommenen Noxen erhoben. Es wurden folgende Fragestellungen formuliert: 1. In welchem Ausmaß wird den Empfehlungen des GIZ-Nord gefolgt? 2. Gibt es Einflussfaktoren wie Alter und Geschlecht der Patienten, Vergiftungsmodus, die Noxengruppe sowie sprachliche Verständigungsschwierigkeiten der anrufenden Ärzte? 3. Wie hoch ist die Zufriedenheit der Ärzte mit der Beratung des GIZ-Nord? Die Fragen ließen sich folgendermaßen beantworten: 1. Empfehlungen zu diagnostischen Maßnahmen wurden in 89% der Fälle befolgt, therapeutische Maßnahmen zur primären Giftentfernung und den Einsatz eines Antidots betreffend in 74%, Maßnahmen zur sekundären Giftentfernung in 61% und spezifische therapeutische Maßnahmen in 66% der Fälle. Insgesamt wurde den Empfehlungen des GIZ-Nord in 64% der Fälle vollständig gefolgt. 2. Während das Patientengeschlecht und der Vergiftungsmodus “suizidal” keinen Einfluss auf ärztliche Compliance gegenüber den Empfehlungen des GIZ-Nord aufwiesen, waren Compliance-Unterschiede bezüglich des Patientenalters und der eingenommenen Noxen zu erkennen. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen wies die Altersgruppe der 15-19-Jährigen eine mit 41% vergleichsweise niedrige Compliance auf. Ebenfalls wiesen sich Antiepileptika wie Carbamazepin und Barbiturate, die bei Vergiftungen einer komplexeren Behandlung bedürfen, als Noxengruppe mit geringerer ärztlicher Compliance aus. Eine auffällige Compliance-Differenz konnte bei sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten ärztlicher Anrufer gesehen werden. Eine lückenlose Befolgung konnte in 70% der Fälle bei uneingeschränkter sprachlicher Kommunikation und in 13% bei sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten aufgezeigt werden. 3. Eine hohe Zufriedenheit mit der Beratung durch das GIZ-Nord konnte in 97% der Fälle verzeichnet werden.

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-goettingen.de/oai:ediss.uni-goettingen.de:11858/00-1735-0000-0028-87ED-2
Date17 August 2016
CreatorsRadamm, Cornelius
ContributorsSchaper, Andreas PD Dr.
Source SetsGeorg-August-Universität Göttingen
Languagedeu
Detected LanguageGerman
TypedoctoralThesis
Rightshttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

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