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Die Charakteristik des kraniofazialen Wachstums beim FGFR3-assoziierten Koronarnahtsynostose-Syndrom (so genannte Muenke-Kraniosynostose)

Das Muenke-Syndom, das auch als FGFR3-Koronarnahtsynostose-Syndrom oder als Muenke-Typ-Kraniosynostose bezeichnet wird (BELLUS et al. 1996, MUENKE et al. 1997, WILKIE 1997, GRAHAM et al. 1998) ist eine seit Mitte der Neunziger Jahre bekannte Mutation des Menschen, die familiär oder sporadisch auftritt. Diese Kraniosynostoseform zeichnet sich durch einen variablen Phänotypus aus, sodass Verwechslungen mit einem Saethre-Chotzen-, Pfeiffer- oder auch Crouzon-Syndrom auftreten können (ADÈS et al. 1994, HOLLWAY et al. 1995). Das Ziel der vorliegenden Arbeit war eine möglichst genaue Darstellung der kraniofazialen Schädelkonfiguration von Patienten mit einem molekulargenetisch festgestellten und gesicherten Muenke-Syndrom. Weiterhin sollte bei diesen betroffenen Patienten das weitere kraniofaziale Wachstum nach einem durchgeführten frontoorbitalen Advancement charakterisiert werden. Während beim Muenke-Syndrom die Extremitäten nur geringfügig ausgebildete Veränderungen, wie beispielsweise knöcherne Fusionen von Handwurzel- und Fußwurzelknochen, aufweisen, sind im Bereich des Kopfes ausgeprägtere Symptome zu erkennen. Die bei der Mehrzahl der betroffenen Patienten zu beobachtende beidseitige Koronarsynostose führt zu einer Brachyzephalie, die in der vorliegenden Untersuchung durch eine signifikante Reduktion der Schädellänge (SL, 13,16 %, p = 0,001) und eine signifikante Verkürzung der Länge der vorderen Schädelbasis von 4,73 % (S-N-Strecke, p = 0,002) bestätigt wurde. Die Verkürzung des Schädels resultiert durch kompensatorische Wachstumsvorgänge in einer Verbreiterung des Kopfes vor allem im anterioren Bereich. So zeigte sich in der vorgestellten Analyse bei den betroffenen Patienten eine signifikante Vergrößerung der interkoronaren Distanz (IKD, 8,62 %, p = 0,036) sowie der intertemporalen Distanz (ITD, 16,70 %, p = 0,018). Die Verbreiterung der anterioren Schädelregion korreliert mit einem für dieses Krankheitsbild typischen Hypertelorismus. Dieses Symptom konnte durch die im Rahmen der vorgestellten Auswertung ermittelte Vergrößerung der bilateral-interorbitalen Distanz (BIOD, 5,96 %), der anterioren interorbitalen Distanz (AIOD, 8,95 %) und der mittleren anterioren Distanz (MIOD, 9,85 %, p = 0,026) bestätigt werden. Die in der vorliegenden Auswertung festgestellte signifikante Vergrößerung des lateralen Orbitawandwinkels (LOW, bis zu 25,49 %, p = 0,002) unterstreicht das für das Muenke-Syndrom typische Symptom des Hypertelorismus. Während die laterale Orbitawand-Länge (LOL) im Vergleich zum Standard kaum verändert ist, zeigt die mittlere Orbitawand-Länge (MOL) in Korrelation zur Verkürzung der vorderen Schädelbasislänge (S-N-Strecke) eine signifikante Reduktion (MOL, bis zu 21,19 %, p = 0,0001). Die mehrfach in der Literatur für das Muenke-Syndrom als typisch erwähnte Mittelgesichtshypoplasie konnte in der vorliegenden Analyse nur begrenzt bestätigt werden. Die Vergrößerung des Oberkieferinklinationswinkels (NSL-NL-Winkel, 46,21 %, p = 0,003) weist zwar auf eine Beeinträchtigung des Wachstums im Bereich des hinteren Mittelgesichts hin. Zudem zeigt die Verkürzung der Oberkieferbasis-Länge (Spna-Spnp-Strecke, 6,84 %, p = 0,0001) eine verminderte Sagittalentwicklung des Oberkiefers an. Dagegen weichen die für das Mittelgesichtswachstum charakteristischen Größen wie die vordere Mittelgesichtshöhe (N-Spna-Strecke) und der SNA-Winkel in der vorliegenden Auswertung kaum von der Norm ab, sodass die Mittelgesichtshypoplasie beim Muenke-Syndrom im Vergleich zu anderen Kraniosynostoseformen nur geringfügig ausgeprägt ist. Die leichte Reduktion der Unterkieferbasis-Länge (tgo-Gn-Strecke, 3,4 %, p = 0,026) zeigt auch eine diskrete Entwicklungsstörung des Unterkiefers beim Muenke-Syndrom an. Die mehrfach in der Literatur bei manchen Patienten mit Muenke-Syndrom beobachtete Makrozephalie konnte bei der vorgestellten Analyse des intrakraniellen Volumens nicht bestätigt werden. Hier konnte bei 4 untersuchten Patienten eine mittlere Reduktion der Schädelkapazität von 3,62 % ermittelt werden. Die präoperativen Werte für die Größen, die die Stirnkonfiguration charakterisieren, wie die N-tf-Strecke (sagittale Ausdehnung der Stirnprominenz) und die TF-tf-Strecke (Höhe der Stirnprominenz), bestätigen das für das Muenke-Syndrom typische "frontal bossing". Dabei zeigt die N-tf-Strecke präoperativ eine signifikante Vergrößerung um 112,88 % (p = 0,0001) und die TF-tf-Strecke von 47,81 % (p = 0,0001). Während das frontoorbitale Advancement auf die vordere Schädelbasis-Länge und auf das Mittelgesichtswachstum kaum einen Einfluss zeigte, wurde dadurch die Schädelkonfiguration deutlich und nachhaltig verbessert, ohne dass allerdings bei den betreffenden Größen die entsprechenden Normwerte erreicht wurden. So konnte durch den operativen Eingriff die Vergrößerung der N-tf-Strecke von präoperativ 112,88 % auf 66,16 % bei der 3. postoperativen Kontrolle reduziert werden. Auch die TF-tf-Strecke zeigte bei der 3. postoperativen Kontrolle nur noch eine Vergrößerung von 30,70 % in Abgrenzung zu einer Steigerung von 47,81 % bei der präoperativen Messung. Weitere molekulargenetischen Untersuchungen bezüglich der Pro250Arg-Mutation auf dem FGFR 3-Gen und seiner unterschiedichen Affinität zu den verschiedenen FGFs werden die Ursachenzusammenhänge bezüglich der Charakteristik des kraniofazialen Wachstum beim Muenke-Syndrom näher beleuchten und eventuell auch zu einem effektiven therapeutischen Ansatz auf molekulargenetischer Ebene führen.

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-wuerzburg.de/oai:opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de:1841
Date January 2006
CreatorsPhan The, Phuoc Long
Source SetsUniversity of Würzburg
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoctoralthesis, doc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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