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Holozäne Sedimentdynamik im Umfeld der VarusschlachtBußmann, Jens 06 February 2015 (has links)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung am Kalkrieser Berg im Osnabrücker Land. Geomorphologische Studien mit ähnlicher Zielsetzung gibt es in einer Vielzahl von Regionen in Deutschland und Mitteleuropa. Im Nordwesten Deutschlands sind bislang jedoch noch keine Untersuchungen durchgeführt worden.
Das Untersuchungsgebiet liegt im Übergangsraum zwischen Mittelgebirge und der vorgelager-ten Norddeutschen Tiefebene. Dieser Raum ist aus archäologischer Sicht besonders interessant, da er siedlungsgeschichtlich einen Grenzraum darstellt. Darüber hinaus finden sich im Untersu-chungsgebiet die Überreste der Varusschlacht (9 n. Chr.), welche archäologisch intensiv untersucht werden. Da sowohl die bislang vorhandenen archäologischen Befunde der älteren Zeiträume als auch die Informationen aus den bekannten Paläoumweltarchiven sehr spärlich sind, versucht diese geoarchäologische Arbeit, das vorhandene Wissen mit Informationen aus kolluvialen Sedimentarchiven zu ergänzen.
Dazu wird ein Einzugsgebiet im Nordosten des lössbedeckten Kalkrieser Berges bodenkundlich kartiert. Ein Soilscape-Model ermöglicht dabei die Differenzierung der Sedimentumlagerungen: gekappte Bodenprofile an den Hängen weisen erodierte Bereiche aus, die korrelaten Sedimente überdecken am Unterhang als Kolluvien die ursprünglichen Böden. Durch eine Sedimentbilan-zierung wird versucht, die umgelagerten Volumina miteinander zu vergleichen und den Sedimentaustrag aus dem Einzugsgebiet zu quantifizieren. Um die Umlagerungen zeitlich einzugrenzen, werden unabhängige chronologische Befunde in Form von OSL-Datierungen herangezogen.
Die Kartierung der Sedimentumlagerungen zeigt, dass die Ober- und Mittelhänge weitestgehend stark von Erosion betroffen sind, während die Unterhänge von mächtigen Kolluvien überdeckt sind. In der Sedimentbilanzierung zeigt sich ein erheblicher Sedimentüberschuss, der sich größtenteils durch methodische Grenzen bei der Berechnung der Erosion erklären lässt. Aber auch ein Sedimenteintrag aus Plaggenesch sowie durch äolische Verlagerung aus dem Vorland muss in Betracht gezogen werden. Die Altersbestimmungen an Profilen unter Waldbedeckung am Mittelhang zeigen, dass die frühesten Umlagerungen am Kalkrieser Berg bereits am ausgehenden Mesolithikum begannen und damit zeitlich mit Bohlenwegen im nahegelegenen Campemoor korrelieren. Die sedimentologischen Befunde deuten jedoch eher darauf hin, dass es sich um ein sehr lokales Phänomen handelt und nicht um die Folgen einer ackerbaulichen Tätigkeit. Weitere Datierungen belegen Umlagerungen während der frühen und der späten Bronzezeit. Die sedimentologischen Befunde belegen hier einen Sedimenttransport über weitere Distanzen, wie er als Folge einer ackerbaulichen Nutzung vorstellbar ist. Der Großteil der Sedimente am Unterhang ist erheblich jünger als 2.000 Jahre, wie die Altersabschätzung anhand einer archäologischen Fundstelle auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche ergab.
Damit decken sich die Ergebnisse dieser Studie größtenteils mit Befunden aus einer ganzen Reihe ähnlich angelegter Studien in anderen Regionen Deutschlands und Mitteleuropas. Darüber hinaus können sie regional einen Beitrag zum besseren Verständnis der Prozesse liefern, welche die Landschaft am Kalkrieser Berg im Verlauf des Holozäns geprägt haben.
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