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Screening von Persönlichkeitsstörungen

Lange, Julia 31 July 2013 (has links)
Hintergrund: Obwohl Persönlichkeitsstörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in klinischen Behandlungseinrichtungen zählen, wird ihre Diagnostik häufig vernachlässigt und eine vorhandene Störung übersehen. Durch die Anwendung eines Screening-Verfahrens im ersten Schritt eines 2-stufigen Diagnostikprozesses soll eine möglicherweise vorhandene Persönlichkeitsstörung identifiziert werden. Ein positives Screening-Ergebnis wird im zweiten Schritt durch die Anwendung ausführlicher Diagnostikinstrumente verifiziert oder falsifiziert. Ein valider deutschsprachiger Screening-Fragebogen ist für diesen ersten Schritt bisher nicht verfügbar. Bislang entwickelte Screening-Verfahren wurden auf der Grundlage des kategorialen Klassifikationsmodells von Persönlichkeitsstörungen konstruiert. Das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung kann identifiziert werden, eine subsyndromale Persönlichkeitsstörungssymptomatik im Sinne ausgeprägter Persönlichkeitsakzentuierungen bislang noch nicht. Methoden: Es wurden drei Studien durchgeführt, in denen zwei Screening-Fragebögen auf der Grundlage unterschiedlicher Klassifikationsmodelle von Persönlichkeitsstörungen entwickelt wurden. Zur Validierung der beiden Screening-Fragebögen wurden verschiedene nichtklinische und klinische Stichproben herangezogen. Das Persönlichkeitsstörungs-Screening – Kurzform (PSS-K) basiert auf dem kategorialen Klassifikationsmodell von Persönlichkeitsstörungen und wird mittels der Receiver-Operating-Characteristic-Methodik ausgewertet. Das zweite Screening-Verfahren, das Personality Disorder Screening (PDS), wird erstmalig auf der theoretischen Grundlage des Hybridmodells der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen entwickelt und anhand der Latent-Class-Analysis (LCA) ausgewertet. Das Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV, Achse-II: Persönlichkeitsstörungen (SKID-II) wurde zur Validierung der beiden Screening-Fragebögen genutzt. Ergebnisse: Das PSS-K erweist sich als reliabel und valide. Bei einer Sensitivität = .93 werden nahezu alle potentiell an einer Persönlichkeitsstörung erkrankten Personen erkannt. Das PDS weist ebenfalls eine gute Reliabilität auf. Die Auswertung durch die LCA zeigt den besten Modellfit für eine 4-Klassenlösung. Neben einer Klasse mit Personen ohne Persönlichkeitsstörung (PDS-) und mit Persönlichkeitsstörung (PDS+) konnten zwei Hybridklassen mit spezifischen Persönlichkeitsakzentuierungen identifiziert werden: histrionisch/dependent und selbstunsicher/zwanghaft. Die vier PDS-Klassen weisen spezifische Assoziationen mit soziodemografischen und klinischen Variablen auf. Diskussion: Die Entwicklung von Screening-Instrumenten auf der Grundlage unterschiedlicher Klassifikationsmodelle von Persönlichkeitsstörungen ist gelungen. Mit dem PSS-K steht ein reliabler und valider deutschsprachiger Screening-Fragebogen zur Verfügung, dessen Anwendung sich im stationären Behandlungssetting eignet. Das PDS ermöglicht erstmals die Identifikation von Personen mit subsyndromal ausgeprägter Persönlichkeitsstörungssymptomatik und kann für die Anwendung im ambulanten Behandlungssetting empfohlen werden.

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