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A step to reducing tail biting in finisher pigs: Can a management tool help pigs and farmers?

vom Brocke, Astrid Luise Lydia Elfi 20 November 2014 (has links)
Schwanzbeißen ist eines der gravierendsten Probleme in der konventionellen Schweinehaltung, da es zu einer erheblichen Einschränkung des Tierwohls führt und zudem wirtschaftliche Einbußen nach sich zieht. Eine Prävention von Schwanzbeißen ist äußerst schwierig, da die Ursachen multifaktoriell sind. Viele Risikofaktoren, die Schwanzbeißen auslösen können, sind durch Untersuchungen hinreichend bekannt, aber das fehlende Bewusstsein für das Vorhandensein dieser Risikofaktoren auf den Betrieben erschwert es den Landwirten, eine Veränderung der Situation herbeizuführen. Ein ganzheitlicher Ansatz ist erforderlich, um die vorhandenen Risikofaktoren auf den Betrieben zu identifizieren und für jeden Betrieb ein entsprechendes individuelles Profil mit seinen Stärken und Schwächen zu erstellen. Vor diesem Hintergrund wurde das Schwanzbeiß Interventions Programm (SchwIP) 2011 entwickelt, dem eine betriebsindividuelle Erhebung verbunden mit den Grundsätzen der Planung von Tiergesundheit und Tierwohl (Animal Health and Welfare Planning, AHWP) zu Grunde liegt. SchwIP wurde auf deutschen konventionellen Betrieben mit Mastschweinehaltung angewendet und evaluiert, um Landwirten zu helfen, die Risikofaktoren für Schwanzbeißen zu identifizieren und zu reduzieren, sowie sich der Herausforderung zu stellen, die Gegebenheiten auf den Betrieben zu optimieren. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu ergründen: 1) wie eine Management-Anwendung in der Praxis verbreitet werden kann und ob ein Wissenstransfer zu den Anwendern erfolgt, 2) ob die Anwendung von SchwIP bezüglich einer Reduzierung von Risikofaktoren für Schwanzbeißen und einer Verringerung der Prävalenz von Schwanzverletzungen auf den Betrieben effektiv ist und 3) ob sich die Effektivität der Anwendung der Management-Hilfe auch in der Erfassung der Prävalenz von Schwanzverletzungen am Schlachthof widerspiegelt. Es wurden 23 eintägige Schulungen mit 19 Veterinären und 115 landwirtschaftlichen Betriebsberatern durchgeführt, um die Management-Hilfe SchwIP in ganz Deutschland zu verbreiten (Kapitel 4). Die Teilnehmer erlernten die Anwendung von SchwIP in interaktiven Schulungen mit einer Kombination aus theoretischen und praktischen Lehrabschnitten. Die Schulungsgruppen wurden subjektiv, basierend auf der Ausprägung ihrer ablehnenden Einstellung gegenüber Bestandteilen oder der Konzeption von SchwIP einer der folgenden drei Kategorien zugeordnet: hochgradig, mittelmäßig oder geringfügig ablehnend. In den nach der Schulung ausgeteilten Feedback-Bögen bewerteten hochgradig ablehnende Schulungsgruppen die Anwendbarkeit der Managementhilfe auf den Betrieben signifikant schlechter als die anderen beiden Gruppen. Allerdings wurden keine Unterschiede zwischen den Kategorien der Schulungsgruppen hinsichtlich der Benotung des Wissenstransfers in den Feedbackbögen sowie der sich an die Schulungen anschließenden praktischen Anwendungen auf den Betrieben festgestellt. Insgesamt erachteten 67% der Teilnehmer Schulungen als geeignetes Medium für das Erlernen zukünftiger Managementhilfen. Als Schlussfolgerung lässt sich ableiten, dass es erforderlich ist, sich Erfahrungen und Grundkenntnisse im Kommunikationstraining sowie in dem Leiten einer Gruppe anzueignen, bevor Schulungen entwickelt und durchgeführt werden, um auf die unterschiedlichen Einstellungen der Teilnehmenden eingehen zu können. Die Managementhilfe SchwIP wurde auf 188, von Schwanzbeißen betroffenen Betrieben, an jeweils einem Tag zwischen Juni und November im Jahr 2012 und erneut im gleichen Zeitraum im Jahr 2013 angewendet. Die Anwendung erfolgte entweder von einer Wissenschaftlerin der Arbeitsgruppe (68 Betriebe) oder von einem der 68 geschulten Tierärzte bzw. Betriebsberater (120 Betriebe) (Kapitel 5). Die Auswahl der untersuchten Buchten war problemorientiert, das heißt, Buchten wurde Vorrang in der Erhebung gegeben, in denen Schwanzbeißen zum Zeitpunkt des Besuchs vorhanden war oder Buchten, bei denen ein wiederkehrendes Auftreten bekannt war. Insgesamt zeigte sich, dass durch die Anwendung von SchwIP, bezogen auf alle Betriebe, das Gesamtrisiko zwischen den beiden Erhebungen signifikant reduziert werden konnte. Die Landwirte nahmen sich bei jedem Betriebsbesuch Ziele und Maßnahmen vor, unterstützt von dem jeweiligen Anwender und dem generierten SchwIP-Betriebsbericht, um das Risiko für Schwanzbeißen auf ihren Betrieben zu reduzieren. Der Grad der Umsetzung der vorgenommenen Maßnahmen (alle, einige oder keine Maßnahmen umgesetzt) hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Veränderung des Gesamtrisikos von Schwanzbeißen. In den verschiedenen Risikokategorien Komfort, Beschäftigung, Futter & Wasser, Gesundheit und Stress konnte kein Unterschied im jeweiligen Gesamtrisiko der Kategorien zwischen den Erhebungen festgestellt werden. Allerdings konnte in der Kategorie Beschäftigung ein Wissenstransfer durch die Anwender und das SchwIP verzeichnet werden, da im Jahr 2013 mehr Betriebe eine Beschäftigung anboten, sowie mehr Betriebe Beschäftigungsmaterial (z. B. Stroh, Heu, etc.) anstelle von Beschäftigungsobjekten (z. B. Kette mit Holzstück) bereitstellten. Darüber hinaus zeigte sich, dass sich die Prävalenz von Schwanzläsionen (Blut am Schwanz, entzündliche Schwellungen des Schwanzes, Teil- oder Vollverlust) und von Ohrläsionen (Blut oder Kruste am Ohr) zwischen den beiden Betriebserhebungen signifikant reduzierte. Begleitend zu den Betriebserhebungen wurde eine Bonitierung der Schwanzläsionen von 32 Betrieben, auf denen das SchwIP angewendet wurde, und von 32 Kontrollbetrieben am Schlachthof durchgeführt (Kapitel 6). Drei Beobachter beurteilten Schwanzläsionen von einer Gesamtstichprobe von 80.034 geschlachteten Schweinen anhand von Fotos, wobei 43.402 Fotos von SchwIP Betrieben im Zeitraum vom 02.07.2012 bis 29.11.2013 bonitiert wurden und 36.632 Fotos von Kontrollbetrieben im Zeitraum vom 22.11.2012 bis 29.11.2013. Die Bonitur erfolgte mit Hilfe einer 4-stufigen Skala (keine / leichte / schwere Verletzung, Nekrose). Zusätzlich wurde beurteilt, ob ein Vollverlust des Schwanzes vorhanden war oder nicht. Für die Auswertung wurden die Verletzungsgrade zusammengefasst zu den Befunden ‘Verletzung‘ und ‘keine Verletzung‘. Verletzungen wurden unabhängig von dem jeweiligen Schweregrad im Durchschnitt bei 25,4 % der Schlachtkörper von Kontrollbetrieben festgestellt, wobei die Mehrzahl der Verletzungen leichte Verletzungen waren (23,6 % der Schlachtkörper). Es wurden weniger Schwanzspitzennekrosen in der routinemäßigen Fleischuntersuchung ermittelt als Nekrosen von Fotos bonitiert wurden. Von insgesamt 548 Schwanzspitzennekrosen wurden nur 17 % übereinstimmend sowohl von Fotos als auch in der routinemäßigen Fleischuntersuchung erfasst, wohingegen 53 % der Nekrosen, die in der routinemäßigen Fleischuntersuchung festgestellt wurden, auch in der Fotobonitur als solche bewertet wurden. Die Prävalenz von Schwanzverletzungen war in der ersten Saison (Winter), in der sowohl von SchwIP- als auch von Kontrollbetrieben Fotos vorhanden waren, im Beobachtungszeitraum signifikant höher bei den SchwIP-Betrieben als bei den Kontrollbetrieben, aber in keiner der folgenden Saisons. Dies weist auf eine Reduzierung durch die Anwendung der Managementhilfe SchwIP hin. Zusammenfassend erwies sich die Kombination von einer betriebsindividuellen Erhebung, entsprechend, den in SchwIP integrierten Grundsätzen der Planung von Tiergesundheit und Tierwohl (AHWP) als erfolgreich. Die Risikofaktoren für Schwanzbeißen auf Betrieben mit bestehender Schwanzbeißproblematik konnten reduziert und die Prävalenz von Schwanzverletzungen, sowohl auf den Betrieben als auch im Schlachthof, gesenkt werden. Schulungen mit Betriebsberatern und Veterinären erwiesen sich zudem als ein sehr effektiver Weg, neue Managementhilfen in der landwirtschaftlichen Praxis zu verbreiten und einen Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Beratung und daran anschließend an die Landwirte bereitzustellen.

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