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Universität Leipzig studium universaleUniversität Leipzig 28 September 2020 (has links)
1992 wurde das studium universale von der Ägyptologin Prof. Dr. Elke
Blumenthal zusammen mit engagierten Wissenschaftlern an der Universität
Leipzig ins Leben gerufen, um eine solche allgemeine Bildung zu ermöglichen.
Inzwischen ist es fester Bestandteil der Grundordnung der Universität
Leipzig, in der es heißt: 'Die Universität richtet ein studium universale
ein, das sich ethischen und gesellschaftlichen Spannungsfeldern der
Wissenschaft widmet.' (§ 33) Es ist zudem Teil eines Netzwerks
allgemeinbildender Studien an den sächsischen Hochschulen (Studia generale),
hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Dozenten über die
Landesgrenzen hinaus. In der gemeinsamen Präambel des sächsischen Netzwerks
wird die zentrale Aufgabe darin gesehen, eine enge Verbindung zwischen
Geistes- und Sozialwissenschaften und den Natur- und Formalwissenschaften
herzustellen, den interdisziplinären Dialog zu befördern und die
Wechselwirkung von Wissenschaft und Gesellschaft kritisch zu reflektieren.
Das studium universale möchte somit zu einem Dialog zwischen den Fächern,
aber auch zwischen der Stadt Leipzig und der Universität anregen. Die
Veranstaltungen, die jedes Semester angeboten und in denen Themen und Fragen
der Zeit aus unterschiedlichen Fachperspektiven vorgestellt und diskutiert
werden, stehen allen Studierenden und Universitätsangehörigen ebenso wie den
Leipziger Bürgern offen.
Das jeweilige Thema der Veranstaltungsreihen wird von der Arbeitsgruppe
studium universale festgelegt und vorbereitet; die Themenwahl orientiert
sich an aktuellen ebenso wie an zeitübergreifenden, an lokalen wie globalen
Fragestellungen. Referenten stammen aus der Universität, der Stadt sowie dem
gesamten Bundesgebiet oder dem Ausland.
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Umgang mit unserer Vergangenheit28 September 2020 (has links)
Unter dem die Ringvorlesung in diesem Semester steht, ist eine solche aktuelle Frage, eine, die vorrangig gestellt und beantwortet werden muss. Denn unsere gegenwärtige schwierige Situation in Deutschland und besonders der neuen Bundesländer ist die Folge dieser Vergangenheit, und das nicht nur auf der Ebene von Politik und Wissenschaft, sondern auch im individuellen Bereich. Jeder von uns muss sich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen, um die Gegenwart zu verstehen und zu bestehen. Prominente und kompetente Referenten aus Wissenschaft und Politik haben ihre Beiträge zugesagt. Ihre Themen behandeln Deutschland, die frühere DDR, Sachsen, Leipzig, die Intellektuellen – wir sind immer betroffen.
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Klangerlebnis02 October 2020 (has links)
Die Erforschung des Phänomens Musik beschäftigt Wissenschaftler, darunter vor allem die Musikwissenschaftler, Philosophen und natürlich Komponisten und Musiker, seit langem. Die Frage „Was ist Musik?“ kann jedoch nach wie vor nicht schlüssig beantwortet werden. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass Musik eine außerordentlich vielgestaltige und komplexe Kunstrichtung ist und dass sich zum anderen ihre emotionale Wirkung auf den Menschen einer unmittelbaren Beschreibung entzieht. In den letzten Jahrzehnten haben uns Forschungsergebnisse unterschiedlichster Fachrichtungen dem Verständnis der Entstehungsvorgänge und der Wahrnehmung von Musik nähergebracht. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Erkenntnisse in den Neurowissenschaften erwähnt, die durch bildgebende Verfahren bei der Untersuchung der Gehirnaktivität experimentell unterstützt werden oder auch Aussagen, die durch die Psychoakustik getroffen werden. Beschreibt man Musik vereinfacht als die zeitliche Folge und Überlagerung von komplexen Tönen, die wir als Klangfolge wahrnehmen, so stellt sich fast automatisch die Frage nach der Erzeugung, Übertragung und Wahrnehmung dieser Töne. Die komplexen Töne bestehen aus einer Mischung der sogenannten reinen Töne, wobei die Art der Mischung für die Klangfarbe verantwortlich ist. Der von uns empfundene Klang – das Klangerlebnis - wird durch eine Kombination von Tönen hervorgerufen, deren entsprechende Schallwellen unser Ohr treffen. Um dem Problem „Klangerlebnis“ ein wenig auf die Spur zu kommen, sind im Rahmen der Ringvorlesung studium universale acht Vorlesungen und zum Abschluss als „erlebter Klang“ ein Kammermusikabend mit Werken für Tasten-, Streich- und Blasinstrumente vorgesehen. Die Komplexität des Themas erfordert zwangsläufig das interdisziplinäre Zusammenwirken der verschiedensten Forschungsrichtungen, das in der Wahl der Themen und Vortragenden ihren Ausdruck findet. Um den Rahmen des Vorlesungszyklus abzustecken, seien hier die beteiligten Fach- und Arbeitsgebiete genannt: Medizin, Neurophysiologie, Physik, Psychoakustik, Komposition elektronischer Musik, Raumakustik, Musikwissenschaft, Psychologie. In der ersten Vorlesung wird Prof. Dr. Jörg Kärger die physikalischen Grundlagen der Schallerzeugung und –ausbreitung in anschaulicher Weise anhand von Experimenten behandeln. Treffen die Schallwellen unser Ohr, so werden diese durch einen komplizierten Vorgang in Nervenimpulse umgewandelt. In der zweiten Vorlesung von Prof. Dr. Wolfram Behrendt werden unter anderem die Anatomie des Ohrs sowie die Schallaufnahme und –verarbeitung dargelegt. Die im Ohr erzeugten Reize gelangen zum Gehirn, werden in einem außerordentlich komplizierten Prozess „verarbeitet“ und führen letztlich zum Wahrnehmen von Musik. In der vierten Vorlesung wird PD Dr. Dietrich Ebert den Themenkreis der Physiologie des (Musik-) Hörens darstellen. Das Erlebnis von Musik im Konzert ist entscheidend von den akustischen Bedingungen des Raumes abhängig. Diese betreffen zum Beispiel die Gestalt des Raumes und die Oberflächeneigenschaften der Wände. Insbesondere hat der Nachhall der Räume großen Einfluss auf das Klangempfinden. Die dritte Vorlesung von Herrn Diplomingenieur Hans-Peter Tennhardt widmet sich der Problematik „Raumakustik“. Musik und Musikinstrumente bilden eine untrennbare Einheit. Im Laufe seiner Entwicklung hat der Mensch unterschiedlichste Klangkörper erfunden und weiterentwickelt, um Klänge und damit Musik zu seinem ästhetischen Vergnügen zu erzeugen. In der Vorlesung von Frau Dr. Eszter Fontana werden Aspekte des Instrumentenklanges dargestellt und mit Musikbeispielen belegt. Welche Wirkung und Empfindung zum Beispiel die von Instrumenten erzeugten und vom Raum übertragenen Schallwellen im Menschen auslösen, ist Gegenstand der Psychoakustik. Die Vorlesung von Prof. Dr. Hugo Fastl befasst sich mit diesem Themenkreis. Der Schöpfungsprozess der Musik ist das Komponieren. Stil der Komposition und Arbeitsweisen der Komponisten sind dem zeitlichen Wandel unterworfen, nicht zuletzt bedingt durch die technische Entwicklung im Instrumentenbau. So hat die Erfindung des Transistors und nachfolgend die der integrierten elektronischen Schaltung eine neue Art von Musik hervorgebracht: die elektronische Musik. Prof. Michael Obst wird als Musiker und Komponist über dieses Thema berichten. Die letzte Vorlesung, gehalten von Frau Sabine Schneider, behandelt eine besondere Eigenschaft mancher Menschen: die synästhetische Wahrnehmung. Man versteht darunter einen zur Sinnesempfindung zusätzlich auftretenden zweiten Sinnesreiz: also zum Beispiel Farbempfindungen beim Hören von Musik oder Klangempfindungen beim Sehen von Farben.
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Wege und Irrwege der Wissenschaft02 October 2020 (has links)
Der Wissenszuwachs verläuft nicht kontinuierlich. Der Drang des Menschen, Neues zu entdecken, ist in seinem Wesen begründet. Im biblischen Auftrag “Macht euch die Erde untertan“ ist der Mensch bemüht zu erkennen, “was die Welt im Innersten zusammenhält“. Die Menschheitsgeschichte ist gepflastert mit bahnbrechenden Entdeckungen und zugleich mit folgeschweren Irrtümern, die mit der Nutzung der neu gewonnenen Erkenntnisse verbunden waren. Die Annäherung an das Thema ‘Wege und Irrwege der Wissenschaft“ hat verschiedene Ebenen. Die erste Ebene umfasst das redliche Bemühen des Wissenschaftlers, seinen Gedanken und Experimenten freien Lauf lassen zu können. Dabei entsteht die neue Erkenntnis oft nicht geplant. Der Zufall steht nicht selten Pate. Im logischen Aufbau der Experimente und Hypothesen bekommt der Wissenschaftler erwartete und unerwartete Antworten. Gerade die unerwarteten Antworten stellen eine Herausforderung für den Richtungswechsel in der Theoriebildung dar. Für wissenschaftliche Entdeckungen spielt das gesellschaftliche Umfeld mit seiner Annahmebereitschaft eine wichtige Rolle. Entdeckungen, die in bisher ungedachte Dimensionen reichen, bleiben möglicherweise unbeachtet liegen, finden keine Interpretation und Nutzanwendung und geraten schließlich in Vergessenheit, bis unter neuen Ausgangsbedingungen und neuem Erkenntnisstand die frühere Entdeckung in ganz neuem Licht erscheint. Hierbei sei an Gregor Mendel erinnert. Zum Zweiten hat der Wissenschaftler selbst eine hohe Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Er hat als Vordenker die Folgen seiner Entdeckungen für die Gesellschaft abzuwägen. Nur er selbst ist dazu in der Lage. Nicht alles, was machbar ist, darf auch getan werden. Die langfristigen Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft sind zu berücksichtigen. Beredte aktuelle Beispiele sind die Kernspaltung und die Genforschung. Die Wissenschaft ist in Bereiche vorgedrungen, wo Nutzanwendung und Missbrauch die Natur und Gesellschaft global überleben lassen oder zerstören können. Andererseits erwartet die Gesellschaft vom Wissenschaftler Wahrheit, Redlichkeit, Ehrlichkeit und Fairness. Wissenschaftliche Reputation darf kein Selbstzweck werden. Die dritte Ebene betrifft die Wissenschaftspolitik, die sich als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft versteht. Die Wissenschaftspolitik kann auch den wissenschaftlichen Fortschritt behindern, indem sie Erkenntnisse aus ideologischen Gründen verformt, negiert, verhindert oder sogar verfolgt. Beispiele dafür finden sich in allen Zeitepochen. Heute sollte die Wissenschaftspolitik Freiräume für die Wissenschaft schaffen und sie vor den Zweckinteressen der Wirtschaft und Gesellschaft in Schutz nehmen. Eine Überfrachtung des Studiums und der wissenschaftlichen Aktivitäten mit späteren Berufsspezifika verengt die wissenschaftliche Kreativität. Freiräume für die Wissenschaft und den Wissenschaftler bedeuten für die Forschung, die faszinierende Fragestellung leichter zu finden.
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Bildung – wozu?02 October 2020 (has links)
Bildung ist Zugang zu Wissen und Werten unserer Kultur. So ist sie Selbsterkenntnis. Bildung liegt auf dem Weg vom Säugling zum erwachsenen Menschen. So ist sie Teil der menschlichen Natur. Bildung öffnet die Augen für die Forderungen der Vernunft. So ist sie Bedingung des guten Zusammenlebens. Bildung bewahrt davor, im Meinen des Hier und Heute gefangen zu bleiben. So ist sie Freiheit. Bildung verlangt nach mehr Bildung und kritischer Reflexion. So ist sie Verantwortung und bleibt Anspruch. Das Lob der Bildung ist so alt wie die bange Sorge um sie. Dass sie notwendig ist, liegt auf der Hand. Nur wie sollen wir sie einrichten? Wir beklagen unser Bildungssystem, und manchmal sprechen wir gar vom 'Bildungsnotstand'. Sind diese Klagen berechtigt? Wenn ja, wie können wir es besser machen? Vielleicht gibt es Ansätze in anderen Ländern, die als Vorbild dienen könnten. Vielen gilt das angelsächsische System der Universitätsbildung als überlegen, weil es stärker an den Erfordernissen der Praxis und auf messbare Leistung orientiert ist. Aber verkümmert dann Bildung nicht zur Ausbildung, zur Beherrschung von Techniken? Bildung kostet Geld. Wie sollen diese Kosten verteilt sein? Manche fordern, dass sich die Studenten, Nutznießer der Universitätsbildung, direkt an ihrer Finanzierung beteiligen sollen. Das aber hieße, die Vermögenderen vorzuziehen. Oder könnte man diese Ungerechtigkeit mit leistungsabhängigen Stipendien ausgleichen? Bildung für alle. Oder sollten wir einen Unterschied machen zwischen einem allgemeinen Grundstock an Bildung und einer höheren Bildung, die man sich als Luxus etwas kosten lassen müsste? Und sollte Bildung vielleicht die Besonderheiten der beiden Geschlechter berücksichtigen? Kann und soll die Architektur unseres Bildungssystems die vielfache Benachteiligung der Frauen überwinden helfen? Die althergebrachte Bildungslaufbahn über Schule und Studium oder Lehre in den Beruf ist nicht mehr die einzige. Wenn es ernst ist um die Forderung nach lebenslangem Lernen und wenn das Wesen der Arbeit tatsächlich im Wandel ist, wie zeitgemäß ist unser Bildungssystem dann überhaupt noch? Das Studium universale im Sommersemester 2000 versammelt Referenten, die sowohl nachdenken über diese und andere Fragen als auch selbst aktiv Bildung gestalten.
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Die Welt der Zeichen und Bilder02 October 2020 (has links)
Zeichen verschiedenster Art umgeben uns, sind Bestandteile unserer Welt, gewährleisten unser Zusammenleben, indem sie Verständigung ermöglichen. Verständigung gelingt freilich nur dann, wenn wir die Zeichen kennen und wissen, wofür sie stehen. Zunächst denkt man, wenn von Zeichen und Verständigung die Rede ist, gewiss an sprachliche Zeichen, die wir mit ihrer verallgemeinernden Leistung als Mittel der Kommunikation par excellence zu sehen gewöhnt sind. Sicher zögert aber auch niemand, gestischen und mimischen Äußerungen Zeichencharakter zuzusprechen. Man weiß schließlich, was sie bedeuten. Wie aber verhält es sich mit Formeln, Grafiken, Tabellen, Schaubildern, Modellen? Sie sind auch zeichenhaft in dem Sinne, dass ihnen von den an der Kommunikation Beteiligten eine gemeinsame Bedeutung zugesprochen wird. Dass Zeichen einem Zeichenbenutzer etwas präsent machen können, ohne selbst dieses etwas zu sein - das auffälligste Charakteristikum der Zeichen -, gilt auch hier. Schwerfallen wird uns die Einsicht in den Zeichencharakter dieser Phänomene wohl kaum, nur werden wir als Laien Schwierigkeiten haben, wenn wir die solchen Zeichen zugesprochenen Bedeutungen nicht kennen. Irritierend mag zudem bei diesen von Wissenschaftlern oder Technikern vereinbarten Zeichen sein, dass wir eine Mischung von hochabstrakten Zeichen (Zahlen z. B.) und von Zeichen vorfinden, die auf Anschaulichkeit bzw. Ähnlichkeit beruhen (Kurven z. B.). Und wie verhält es sich mit natürlichen Phänomenen? Sind z.B. Krankheitssymptome wie Fieber und Ausschläge oder ist das Blutbild eines Menschen auch zeichenhaft, da uns doch jede dieser Erscheinungen etwas zu sagen hat? Schließlich: Können nicht letztlich alle Gegenstände, die uns umgeben, Zeichenfunktion erhalten? Die gotische Kirche, deren schlanker Kirchturm zum Himmel weist; das Auto einer bestimmten Marke, dass etwas über die finanzielle Situation, den Lebensstil, das Selbstbild seines Besitzers aussagt. Aussagen, die nur dann verstanden werden können, wenn alle Beteiligten die Bedeutung des spitzen Kirchturms oder die der bestimmten Automarke kennen. Kann nicht alles sinnlich Wahrnehmbare zum Zeichen werden, wenn es für die Kommunizierenden eine gemeinsame Bedeutung hat? Die Vielfalt dieser Zeichen gehört ganz selbstverständlich in unseren Alltag. So selbstverständlich, dass wir darüber in der Regel nicht nachdenken. Diese Phänomene bewusst zu machen, soll eine der Aufgaben der Ringvorlesung in diesem Wintersemester sein; nicht als Selbstzweck, sondern aus Notwendigkeit; denn eigentlich kann man sich das Selbstverständliche des Umgangs mit Zeichen und Bildern nicht mehr leisten. Wir haben es nämlich heute in bisher nicht gekanntem Maße mit dem Gebrauch und der Verflechtung von Zeichen zu tun. Die in der Zeit ablaufende verallgemeinernde Darstellung durch Sprache wird zunehmend durch die simultane bildliche Präsentation ergänzt, ja sogar ersetzt. 'Wir leben in einer Bildergesellschaft'.1 Die Zunahme der Bildlichkeit in unserem Alltag, die Veranschaulichung des Lebens durch Film, Fernsehen und andere vergleichbare Medien fordert uns einen anderen Umgang mit der Wirklichkeit ab, als wir ihn traditionell gewöhnt sind. Beim Umgang mit dem PC können wir beobachten, dass die verallgemeinernden sprachlichen Zeichen zunehmend von ikonischen Zeichen (ikons) begleitet, ja sogar durch sie abgelöst werden. Das Wort Drucker z. B. wird durch das Bild des Druckers ersetzt. In größerem Maße als bisher müssen Rezipienten zwischen verschiedenen Rezeptionsweisen „springen“ und auf andere schnell „umschalten“. Das Springen zwischen Fernsehsendungen, das „Zappen'“, mag als extremes Symbol dafür gelten. Wenn man unter Bildern allgemein zunächst einmal die beobachtbaren, auf Ähnlichkeiten beruhenden visuellen Darstellungen der Wirklichkeit versteht, wird man der Rolle bildhafter Darstellungen noch nicht gerecht. Sowohl mit der Funktion dieser materiellen Bilder für die Bedeutungsvermittlung in der multimedialen Gesellschaft wird man sich beschäftigen müssen als auch mit anderen Bildvorstellungen: mit dem inneren, mentalen Bild (die Vorstellung, die wir von den Gegenständen haben), mit dem sprachlichen Bildbegriff (bildhafte Rede) und mit ethischen Bildvorstellungen (deskriptiv und normativ orientierende Leit-, Vor- und Idealbilder). Zu diesem Fragenkomplex haben Vertreter verschiedenster Disziplinen Erkenntnisse beizutragen. Und so kommen der Philosoph, Vertreterinnen der Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft, Referenten aus Naturwissenschaft und Mathematik und Experten der Fächer Informatik, Medienwissenschaft, Sprachwissenschaft und Erziehungswissenschaft zur Sprache.
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Zeitskalen und Synchronisierung. Zeitverständnis in Natur und Gesellschaft02 October 2020 (has links)
Die Zeitenwende zum neuen Jahrtausend christlicher Zeitrechnung fasziniert die Welt - obwohl das neue Jahrtausend erst am 1. Januar 2001 beginnt. Die Magie des Datums verwundert, lässt sich doch jede Chronologie auf simple Konvention zurückführen und beginnt bei willkürlich gesetzten Zeitpunkten, von denen es im Laufe der Kulturentwicklung bereits viele gegeben hat und gibt. Naturgegeben sind dagegen Zeitskalen - Maßstäbe, die Prozesse in der Natur widerspiegeln, seien es die Periodendauern der (scheinbar!) unveränderlichen Bewegungen von Planeten, Doppelsternen, Pulsaren und anderen astronomischen Objekten, mechanische oder elektrische Schwingungen, die moderne Uhren steuern, Zeitkonstanten biochemischer Prozesse in den Zellen aller Lebewesen, Biorhythmen der Lebensprozesse, Generationsdauern von Lebewesen oder auch Werden und Vergehen geologischer Strukturen sowie der Entwicklung von Ökosystemen. Andererseits hat unser Zeitbewusstsein tiefgehende kulturelle Wurzeln und eine soziale Dimension, die unauflösbar mit dem politisch, wirtschaftlich und religiös geprägten Weltbild der Gesellschaft verwoben ist. Unser individuelles Zeitempfinden, die physiologisch gesteuerte innere Uhr, ist damit in das Spannungsfeld zwischen biologischer und kultureller Tradition einerseits und dem Arbeits- und Lebensrhythmus der modernen Umwelt andererseits gestellt. Sehr viele der unterschiedlichen Prozesse in Natur und Gesellschaft stehen in enger Wechselwirkung und gleichen sich damit in ihrem zeitlichen Ablauf aneinander an. Diese Synchronisierung ist in einfachen Fällen ganz offensichtlich, etwa bei jahreszeitlichen Veränderungen in Ökosystemen, in anderen Fällen (bei Wechselwirkungen mehrerer Prozesse mit inkommensurablen Zeitskalen) aber unter Umständen sehr kompliziert. Charakteristisch für die Neuzeit ist einerseits die Globalisierung wirtschaftlicher und kultureller Prozesse, andererseits die Beschleunigung aller Prozesse in unserer Lebensumwelt, wobei im Gegensatz zu traditionellen Gesellschaften die Zeitkonstanten der Veränderungen in der Lebensumwelt zum Teil erheblich kürzer sind als die Generationsfolge. Dies erfordert hohe Anpassungsleistungen, die Menschen in ihrer bisherigen Entwicklung noch nie abverlangt wurden. Insbesondere betrifft dies die Kommunikation, die hinsichtlich Umfanges und Geschwindigkeit des Informationsangebotes alles bisher Dagewesene weit übertrifft.
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Konflikt und Verantwortung02 October 2020 (has links)
Während das lateinische „conflictus“ Streit, Kampf, Zusammenstoß bedeutet, kennzeichnet der Begriff Konflikt im heutigen Sprachgebrauch einen allgemeinen Gegensatz zwischen Individuen, ihren Ideen, Werten, Zielen, Handlungen oder einen Gegensatz zwischen Individuen und der Gesellschaft. Konflikte sind unverzichtbarer Bestandteil der menschlichen Gesellschaft. Sie können schöpferischer, konstruktiver Antrieb zum fortschrittlichen Wandel sein, neue Lebenschancen eröffnen, aber auch zerstörerisch wirken. Die Strukturen unserer Gesellschaft bieten Möglichkeiten der friedlichen Regelung von Konflikten. Dazu gehören die Festlegungen bestimmter Grundwerte, deren Einhaltung durch Recht und staatliche Institutionen gesichert werden soll, ebenso wie die Fähigkeit, Konflikte durch Sprache, kommunikatives Handeln diskursiv zu lösen. Haben Konfliktparteien unvereinbare Normen und Interessen, kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die immer ein hohes Moralprinzip des Menschen, die Freiheit, verletzen. Für eine Gesellschaft ist kennzeichnend, in welcher Weise sie ihre Konflikte löst. Trotz aller Möglichkeiten der friedlichen Regelung von Konflikten werden noch heute viele Menschen Opfer aggressiver Auseinandersetzungen, Opfer von Machtdemonstrationen, wird in Glaubenskriegen die Menschlichkeit für die gewaltsame Durchsetzung von Werten und Normen verletzt. Ebenso wie Konflikte die Beziehungen zwischen Individuen und zwischen Individuen und Gesellschaft betreffen, so schließt auch Verantwortung sowohl menschliche als auch nichtmenschliche, institutionelle Bereiche ein. Den Instanzen stehen Möglichkeiten der Regulierung durch Strafe und Belohnung zur Verfügung. Diese Regulierungen und Festlegungen entbinden aber den einzelnen nicht davon, selbst über eigene Lebenswerte, moralische Verantwortung und die Frage der Anerkennung der Grundwerte und Institutionen nachzudenken. Der Mensch hat die grundsätzliche Freiheit zu denken und zu handeln, d.h. Dinge zu tun oder zu unterlassen. Diese Freiheit und Verantwortung sind an niemand anderen zu delegieren. In diesem Zusammenhang beschäftigt Wissenschaftler die Frage, inwieweit der Mensch sich selbst konstituiert, inwieweit er frei und verantwortlich ist für sein Handeln. Im Zeitalter der Globalisierung ist es sowohl notwendig, eigene Werte zu formulieren, als auch in einer Gemeinschaft zu diskutieren und gemeinsam zu handeln. Zur Auseinandersetzung mit dem Eigenen gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Anderen. Im Grundgesetz ist formuliert: “Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.” Elie Wiesel, Holocaust-Überlebender und Friedensnobelpreisträger, schreibt in seinem “Brief an einen jungen deutschen Freund”: “An der Schwelle zum 21. Jahrhundert muss alle Kultur auch ethisch sein. Und die Ethik erfordert eine humane Haltung gegenüber anderen - gegenüber Gefangenen und Opfern von Ungerechtigkeit.” Auch die Freiheit der Wissenschaft muss wie jede andere Freiheit verantwortet werden. Der Wissenschaftler trägt Verantwortung für korrektes wissenschaftliches Vorgehen, für Unbestechlichkeit, für die Abschätzung der Folgen seiner Arbeit und besonders für den Bereich der Wissensvermittlung. Es bedarf seitens der Institutionen überlegter Strukturen und einer verantwortungsvollen Finanzierung. Lernende brauchen sozial faire Bedingungen, damit Leistung ein objektives Auswahlkriterium werden kann. Die Verantwortung des Menschen für seine Umwelt ist grenzüberschreitend. Um den bestehenden Konflikt zwischen Wirtschaftlichkeit, ökonomischem Nutzen und der Verantwortung des Menschen für die Umwelt zu lösen, gilt es, die prometheische Überlegenheit gegenüber der Natur abzulegen. Solange der Mensch das Umweltproblem nur funktional begreift, solange bleibt die Lösung ein Problem der Güterabwägung.
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Grenzen und Grenzüberschreitungen 202 October 2020 (has links)
Grenzen trennen und beschränken, sie bieten aber auch Schutz und Geborgenheit. Gerade die Einwohner der neuen Bundesländer haben dies beim Umbruch gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen erfahren und sind zum Teil heute noch dadurch geprägt. Begreift man das zu Ende gehende Jahrhundert als Beginn der Globalisierung aller Lebensbereiche auf der Erde, so verlieren administrative Grenzen zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig weisen naturgesetzliche Grenzen ungehemmte Wachstumsvorstellungen in die Schranken. Auf unserer Erde sind zwar (fast) alle natürlichen Grenzen nahezu problemlos überwindbar - erdumspannende Kommunikation ohne Zeitverzug, kontinentübergreifende Ressourcennutzung und Reisemöglichkeit zumindest für den (kleinen) privilegierten Teil der Menschheit machen das deutlich -, trotzdem ist die Erde endlich, und jedem von uns stehen nur eine sehr begrenzte Menge bewohnbaren Landes und lebensnotwendiger Rohstoffe (Luft, Wasser, Boden, Energie) zur Verfügung. Die Grenzenlosigkeit des Universums bietet keinen Ausweg – jeder Transfer menschlicher Existenz auf andere Planeten ist blanke Utopie. Steht die Existenz naturgesetzlicher Grenzen wissenschaftlich außer Zweifel - nur ihre genaue Lage und die Folgen von Grenzüberschreitungen stehen zur Debatte -, gilt dies keineswegs für geistige und ethische Grenzen. Die freiwillige Einordnung in eine gewachsene Nationalkultur und/oder eine Glaubensgemeinschaft mit ihrer Respektierung tradierter oder auch institutionalisierter Grenzen verdient sicher ebenso Respekt und Toleranz wie der Drang zur Grenzüberschreitung unter Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei veränderten Lebensbedingungen - vorausgesetzt, die Würde aller Menschen bleibt unverletzt. Schließlich lebt Wissenschaft - in ihrer Einheit von Geistes- und Natur- und Sozialwissenschaften, die sich wechselseitig als Voraussetzung haben - von erkenntnistheoretischer Grenzüberschreitung, die damit unverzichtbar ist für die Weiterentwicklung menschlicher Kultur. Jede Wissenschaft verfügt über spezifische Vorstellungen von Grenzen, die meist erst bei interdisziplinärer Betrachtung erfahrbar werden. Ausgewählte Facetten davon sollen in diesem Semester dargestellt werden. Die Angebote des Studium universale richten sich an alle Studierenden und Mitarbeiter der Universität und der anderen Leipziger Hochschulen, dazu auch weiterhin an alle Bürger unserer Stadt, die sich für ihre Universität interessieren und mit uns zusammen versuchen wollen, über der fortschreitenden Spezialisierung und Isolierung in den Bereichen von Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Kunst das Ganze in den Blick zu bekommen und im Auge zu behalten und brennende Fragen der Gegenwart aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten.
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Grenzen und Grenzüberschreitungen02 October 2020 (has links)
Grenzen trennen und beschränken, sie bieten aber auch Schutz und Geborgenheit. Gerade die Einwohner der neuen Bundesländer haben dies beim Umbruch gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen erfahren und sind zum Teil heute noch dadurch geprägt. Begreift man das zu Ende gehende Jahrhundert als Beginn der Globalisierung aller Lebensbereiche auf der Erde, so verlieren administrative Grenzen zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig weisen naturgesetzliche Grenzen ungehemmte Wachstums-vorstellungen in die Schranken. Auf unserer Erde sind zwar (fast) alle natürlichen Grenzen nahezu problemlos überwindbar - erdumspannende Kommunikation ohne Zeitverzug, kontinentübergreifende Ressourcennutzung und Reisemöglichkeit zumindest für den (kleinen) privilegierten Teil der Menschheit machen das deutlich -, trotzdem ist die Erde endlich, und jedem von uns stehen nur eine sehr begrenzte Menge bewohnbaren Landes und lebensnotwendiger Rohstoffe (Luft, Wasser, Boden, Energie) zur Verfügung. Die Grenzenlosigkeit des Universums bietet keinen Ausweg – jeder Transfer menschlicher Existenz auf andere Planeten ist blanke Utopie. Steht die Existenz naturgesetzlicher Grenzen wissenschaftlich außer Zweifel - nur ihre genaue Lage und die Folgen von Grenzüberschreitungen stehen zur Debatte -, gilt dies keineswegs für geistige und ethische Grenzen. Die freiwillige Einordnung in eine gewachsene Nationalkultur und/oder eine Glaubensgemeinschaft mit ihrer Respektierung tradierter oder auch institutionalisierter Grenzen verdient sicher ebenso Respekt und Toleranz wie der Drang zur Grenzüberschreitung unter Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei veränderten Lebensbedingungen - vorausgesetzt, die Würde aller Menschen bleibt unverletzt. Schließlich lebt Wissenschaft - in ihrer Einheit von Geistes- und Natur- und Sozialwissenschaften, die sich wechselseitig als Voraussetzung haben - von erkenntnistheoretischer Grenzüberschreitung, die damit unverzichtbar ist für die Weiterentwicklung menschlicher Kultur. Jede Wissenschaft verfügt über spezifische Vorstellungen von Grenzen, die meist erst bei interdisziplinärer Betrachtung erfahrbar werden. Ausgewählte Facetten davon sollen in diesem Semester dargestellt werden.
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