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Wahrnehmung und Bewertung Ekel auslösender SinnesreizeLaqua, Kerstin 10 December 2014 (has links) (PDF)
Schimmeliges Brot, Nasensekret, offene Wunden, Cholera, schmutzige Toiletten, Maden, Begegnungen mit Leichen, Sodomie und sogar Mord – alle diese Dinge haben einen potentiell Ekel erregenden Charakter gemeinsam und gehören somit zu den häufigsten Ekel auslösenden Faktoren (Haidt et al. 1994; Rozin et al. 2000; Oaten et al. 2009). Dies wurde in verschiedensten Studien bereits anhand von theoretischen Fragestellungen, Bildern, Viedeoclips, Gerüchen und Geräuschen untersucht (Rozin et al. 1999; Vernet-Maury et al. 1999; Wright et al. 2004; Stevenson und James 2008; de Jong et al. 2011). In der Fachliteratur finden sich jedoch nur sehr wenige Studien in Bezug auf Töne bzw. Geräusche und fast keine Nachweise dafür, dass auch über Tasteindrücke Ekel ausgelöst werden kann.
Bei der Erforschung von Emotionen stellt sich oft die Frage nach deren Objektivierbarkeit. Aus diesem Grund erfolgten in den letzten Jahren zahlreiche Studien, in denen beim Empfinden von Emotionen gleichzeitig Parameter des autonomen Nervensystems gemessen wurden. Dabei gibt es allerdings einige Kontroversen darüber, ob ein emotionsspezifisches Verhalten dieser Parameter vorliegt (Vernet-Maury et al. 1999; Cacioppo et al. 2000; Barrett 2006). Zusätzlich fällt bei solchen Untersuchungen erneut eine Verteilung der präsentierten Reize mit einer deutlich höheren Anzahl an Bildern, Videoclips und Gerüchen gegenüber Geräuschen und Tasteindrücken auf (Kreibig 2010).
Um nachzuweisen, dass Ekel über verschiedene Sinneseindrücke ausgelöst werden kann, wurden in dieser Studie 125 Probanden mit Ekel erregenden und neutralen Bildern, Geräuschen, Gerüchen und Tasteindrücken konfrontiert. Diese wurden in folgende Kategorien aufgeteilt: verdorbenes Essen, kranker Mensch und Fäkalien. Nach den jeweiligen Reizen erfolgte eine subjektive Einschätzung der Probanden über die empfundene Emotion mittels einer Abfrage der Basisemotionen und der Self-Assessment Mannikin. Des Weiteren wurde jeweils eine Kategorie der Sinnesreize zuvor benannt. Zusätzlich erfolgten mit einem Teil der Probanden Wiederholungsmessungen, zur Messung einer eventuellen Gewöhnung an diese Reize. Weiterhin wurden Parameter des autonomen Nervensystems (Herzfrequenz, systolischer Blutdruck und Hautleitwert) bei allen Probanden und Durchläufen aufgezeichnet. Die Probanden wurden zuvor auf Einschränkungen hinsichtlich ihrer Sinneswahrnehmungen überprüft.
Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte nach den subjektiven Bewertungen, der Parameter des autonomen Nervensystems, nach Geschlecht getrennt und jeweils in Bezug auf die Wiederholungsmessungen. Es ergaben sich dabei im Wesentlichen folgende Ergebnisse:
1. Es konnte anhand der subjektiven Bewertungen gezeigt werden, dass alle potentiell ekeligen Sinnesreize auch als ekelig empfunden wurden. Gerüche und Tasteindrücke riefen zusätzlich Überraschung hervor. Visuelle Reize lösten am stärksten Ekel aus. Es konnte erstmals demonstriert werden, dass sich in Bezug auf die unterschiedlichen Sinneskanäle, unterschiedliche autonome Aktivierungen zeigten. Ein allgemein ekelspezifisches Verhalten der autonomen Parameter wurde im Einklang mit der Literatur nicht nachgewiesen (Barrett 2006).
2. Frauen ekelten sich in Bezug auf Bilder mehr als Männer, was sich mit anderen Literaturangaben deckt (Rozin et al. 1999; Curtis et al. 2004). Zudem wurde für Frauen teilweise eine höhere sympathische Aktivierung beim Wahrnehmen von Tönen, Gerüchen und haptischen Eindrücken ermittelt.
3. Das Label führte zu einem höheren Empfinden von Ekel für Tasteindrücke und Gerüche und zu einem größeren Blutdruckabfall bei Gerüchen. Dies bestätigt den großen Einfluss von Assoziationen beim Wahrnehmen von Gerüchen, da ein Käsegeruch je nach Kontext auch als Schweißgeruch interpretiert werden kann. Dieser Bewertungsaspekt konnte bereits für Gerüche nachgewiesen werden (Herz und von Clef 2001; Bensafi et al. 2007) und lässt ebenso für Tasteindrücke eine assoziative Komponente vermuten.
4. Bei den Wiederholungsmessungen fand keine Gewöhnung für Töne und Gerüche statt und die autonomen Messungen zeigten, dass keine Sensitivierung stattfindet.
Auch nach Abschluss dieser Studie konnte keine eindeutige Aussage hinsichtlich eines Ekel spezifischen Verhaltens autonomer Parameter getroffen werden. Das Verhalten des autonomen Nervensystems ist von vielen Faktoren abhängig und wird wie hier gezeigt, durch den angesprochenen Sinneskanal mit beeinflusst. Ebenso spielen Geschlechtsunterschiede, Assoziationen und wiederholte Reizexposition eine Rolle beim Empfinden von Ekel.
Alle diese Aspekte wurden in der durchgeführten Studie berücksichtigt und kontrovers diskutiert. Es wird hierbei keineswegs ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Diese Studie hatte zum Ziel verschiedene Aspekte in Bezug auf die Emotion Ekel mit Hilfe der Parameter des autonomen Nervensystems zu untersuchen. Die vorliegende Studie hilft widersprüchliche Ergebnisse in der Literatur aufzuklären und einzuordnen, indem erstmals ausführlich auf die Relevanz des angesprochenen Sinneskanals hingewiesen wird. / Mould bread, nasal discharge, gaping wounds, Cholera, dirty toilets, maggots, confrontation with corpses, sodomy and even murder – all these things have a potential disgusting character and rank among the most disgusting cues (Haidt et al. 1994; Rozin et al. 2000; Oaten et al. 2009). This has been evaluated in different studies with the help of theoretical questions, pictures, video clips, odours and sounds (Rozin et al. 1999; Vernet-Maury et al. 1999; Wright et al. 2004; Stevenson und James 2008; de Jong et al. 2011). However, only few studies concern disgusting sounds and to even lesser extend haptical impressions.
It is one of the most challenging questions in emotion research, how to objectify them. In recent years several studies dealt with the problem of measuring patterns of autonomic responses towards emotions. Nevertheless whether there are emotion specific patterns is discussed controversially (Vernet-Maury et al. 1999; Cacioppo et al. 2000; Barrett 2006). Furthermore, there are again few studies dealing with sounds and haptical impressions (Kreibig 2010).
Aim of the present study was to arouse a feeling of disgust through different sensory stimuli. 125 subjects were tested. Before measurement started all subjects were tested concerning restrictions of their sense perception.
The participants were confronted with disgusting and neutral pictures, sounds, odours and haptical impressions. These stimuli were separated into three categories: spoiled food, sick person and feces. Additionally always one category was labeled and with a part of the subjects a repetition of measurement was realized.
After presentation of each stimulus, participants rated the evoked basic emotion, valence and arousal. During all measurements, patterns of the ANS (heart rate, systolic blood pressure and skin conductance level) were recorded.
The analysis based on the ratings, patterns of the ANS, sex and on the repetition measurements. The essential results were as follows:
1. All potential disgusting stimuli evoked a feeling of disgust. Additionally, sounds and haptical impression also evoked surprise. Visual stimuli were rated as most disgusting. Stimulation of different senses induced a different activation of the autonomic nervous system. In accordance with the current literature (Barrett 2006) a general disgust specific behavior could not be proofed.
2. Females felt more disgusted while watching related pictures. This is in line with previous studies (Rozin et al. 1999; Curtis et al. 2004). Furthermore, females showed partly a higher sympathetic activation if confronted with sounds odours and haptical stimuli.
3. The label enhanced feelings of disgust for haptical impressions and odours, only. The label led to a higher deceleration of systolic blood pressure after presentation of disgusting odours. This is in accordance to the previously described suggestibility in olfaction (Herz und von Clef 2001; Bensafi et al. 2007). It can be supposed that there is such an associative component for haptical impressions.
4. Concerning the repetitive measurements no habituation for sounds and odours was found, in contrast to pictures and haptical impressions. Autonomous measurements showed no sensitization.
In conclusion, it is not possible to finally judge, whether there is a disgust specific behavior of patterns of ANS or not. This depends on several factors, including the senses disgust is evoked through. Also gender differences and repetitive measurement affect the feeling of disgust.
All these aspects were considered in this study and were discussed controversially. This study does not raise the claim to completeness. However, it helps to clarify and classify the inconsistent results in literature by pointing out the relevance of the different sensory channels.
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