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Autonome Dysfunktion bei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose

Vor dem Hintergrund, dass die ALS zunehmend als Multisystem- denn als reine
Motoneuronerkrankung verstanden wird, stellt nicht-motorische Symptomatik bei ALS-Patienten ein Forschungsgebiet von Interesse dar. Eine genauere Kenntnis darüber kann Diagnostik, adäquate Therapie sowie das pathogenetische Verständnis der ALS verbessern.
Ziel der vorliegenden monozentrischen Querschnittsstudie war, nicht-motorischer
Symptomatik, konkret der Symptomatik autonomer Dysfunktion bei ALS-Patienten anhand eines multimodalen Ansatzes nachzugehen. Dazu erhoben wir zur Beurteilung klinisch relevanter Symptome einen Fragebogen zu nicht-motorischer Symptomatik (NMSS), einen hieraus abgeleiteten autonomen Subscore sowie ein kognitives Assessment (MoCA), führten eine Herzfrequenzvariabilitäts-Messung zur Beurteilung des kardioautonomen Systems durch und evaluierten die sonographische Querschnittsfläche des Vagusnerven auf Höhe der Schilddrüse als strukturelles Korrelat des autonomen Nervensystems und des Medianusnerven
als peripherer Kontrollnerv bei 37 ALS-Patienten und 40 gesunden Kontrollen, rekrutiert zwischen September 2017 und September 2020.
Mithilfe der verwendeten Methoden ließ sich keine spezifische, klinisch relevante Beeinträchtigung des autonomen Nervensystems bei ALS-Patienten erheben. Die Scores des Fragebogens zur nicht-motorischen Symptomatik fielen bei ALS-Patienten signifikant höher aus, vorwiegend jedoch aufgrund von Symptomen eigentlich motorischer Art. Bereits wissenschaftlich anerkannte nicht-motorische Symptomatik kognitiver Art ließ sich durch signifikant niedrigere Gesamtpunktzahlen im MoCA von ALS-Patienten im Vergleich zu Kontrollpatienten reproduzieren, was die Bedeutung von nicht-motorischen Symptomen neuropsychiatrischer Art erneut unterstreicht. Der Vagus-Nerv zeigte sich im Vergleich zum Kontrollkollektiv im ALS-Kollektiv sonographisch nicht größenverändert. Beobachtete erhöhte Ruhe-Herzfrequenzen in der Herzfrequenzvariabilitätsmessung können zur weiteren
Evaluierung einer postulierten sympathischen Überaktivität bei ALS-Patienten anregen.
Multizentrische, longitudinale Studien größerer Fallzahlen sowie methodische Spezifizierungen sind von Nöten, um Symptomen autonomer Dysfunktion bei ALS-Patienten weiter nachzugehen sowie um Testverfahren mit ausreichender Reliabilität und Validität zu generieren.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:82574
Date07 December 2022
CreatorsMenze, Ina Margarete
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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