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Blockierte Moderne?: Die Auswirkungen des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels auf die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland bis zum Jahre 2030

Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise überdeckt
ein langfristig wirkendes Problem: Deutschlands
Schienennetz als Teil der Verkehrsinfrastruktur ist
auf die kommenden demografischen und wirtschaftsstrukturellen
Herausforderungen nicht ausreichend
vorbereitet. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt
des Innovationszentrums für Mobilität
und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) ist die vermutliche
Entwicklung des Verkehrsverhaltens bis zum
Jahre 2030 prognostiziert und die resultierende
Verkehrsnachfrage mit ihren Auswirkungen auf die
Infrastrukturkapazitäten berechnet worden.
Im Prognosezeitraum wird die deutsche Bevölkerung
gleichzeitig altern (die Gruppe der Senioren wächst
um mehr als ein Drittel), schrumpfen (um zwei bis
fünf Mio. Menschen) und sich im Raum verschieben.
Die Kosten für Mobilität steigen und die Realeinkommen
wachsen nur noch schwach. Das Verhalten der
zukünftigen Älteren wird sich im Vergleich zu ihren
Vorgängergenerationen deutlich verändern – sie sind
mobiler. In der Summe geht das Verkehrsvolumen im
Personenverkehr leicht zurück (-0,1 bis -0,3 Prozent
jährlich). Im Güterverkehr sind hingegen Steigerungen
zu erwarten (1,4 Prozent pro Jahr).
Die daraus folgenden Belastungen für die Infrastruktur
fallen völlig ungleichgewichtig aus, denn die auf
ganz Deutschland bezogenen durchschnittlichen
Veränderungsraten der Verkehrsnachfrage basieren
auf regional teils sehr unterschiedlichen Ausprägungen.
Wir werden eine bisher nicht gekannte Gleichzeitigkeit
von Wachsen und Schrumpfen erleben. Nur
ein Teil des Netzes ist für die sich verändernden Entwicklungen
angemessen ausgelegt. In vielen Fällen
ist nicht nur die Schieneninfrastruktur für die zu erwartenden
Verdichtungen viel zu knapp dimensioniert
oder aber – wie in mehreren „schwachlastigen“
Räumen – überdimensioniert.
Das föderale System erschwert eine optimale Allokation
der Mittel. Die aktuellen Investitionen der Kon
junkturprogramme I und II zementieren den Status
quo und antizipieren nur unzureichend die Veränderungen
in der Zukunft. Die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen
ist somit gefährdet und die zur Erschließung
von Wachstumsressourcen notwendige
Mobilität nicht mehr überall gegeben. Ohne eine Revision
der Verkehrsinfrastrukturplanung und weiterer
gesetzlicher Regelungen dürfte die Modernisierung
der Gesellschaft gefährdet sein.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:37385
Date14 January 2020
CreatorsCanzler, Weert, Hunsicker, Frank, Knie, Andreas, Peters, Jürgen
ContributorsInnovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text
SourceInnoZ-Bausteine
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-370554, qucosa:37055

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