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Toleranz und historische Gleichgültigkeit: zur Geschichtsauffassung der Aufklärung

Die Schwierigkeit eines geistesgeschichtlichen Verständnisses der aufklärerischen Geschichtsauffassung besteht in der grundsätzlichen Schwierigkeit, die Kritik des aufklärerischen Denkens als Argumentationszusammenhang zu verstehen und nicht als Meinung zu banalisieren. Es fällt schwer, nicht einzelne Aussagen zu einzelnen Gebieten abzutrennen, nicht retrospektiv den ursprünglichen Zusammenhang zu disziplinieren. Auch wenn sie insgesamt als Äußerungen eines Werkes, eines Autors genommen werden, sind die ins bloße Gesagtsein zersplitterten Gedanken mißverstanden. Das zeigt sich hier gerade auch an den traditionellen Verteidigern des historischen Denkens im 18. Jahrhundert: Zuletzt wird als individuelle Einsicht gelobt (Cassirer) oder als geistige Tiefe bewundert (Dilthey), was tatsächlich Protest gegen illegitime Herrschaft, Klage auf gleiches Recht und Wille zur Vorurteilslosigkeit war. Ein Denken, das sein Bewußtsein behauptend und zugleich frei überlegend artikuliert (wie Lessing gymnastikos und dogmatikos zu sprechen beanspruchte), kann
weder vordergründig als geniale Meinung noch hinterrücks als Äußerung
des Zeitgeistes gewertet werden.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:13159
Date17 February 2015
CreatorsSchneider, Ulrich Johannes
ContributorsLessing Society
PublisherWayne State Univ. Press, Ed. Text und Kritik
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:conferenceObject, info:eu-repo/semantics/conferenceObject, doc-type:Text
SourceLessing und die Toleranz / hrsg. von Peter Freimark ... Detroit 1986, S. 115-128 (Beiträge der ... Internationalen Konferenz der Lessing Society ; 4) (Lessing yearbook ; 1985) ISBN 3-88377-248-8
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-776112, qucosa:77611

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