In der Literatur wird von einem kontinuierlichen, weltweiten Anstieg der Inzidenz des Typ 1 Diabetes mellitus unter Kindern und jungen Erwachsenen, insbesondere in der Altersgruppe der unter 20-Jährigen, berichtet. Die multizentrische Studie EURODIAB untersuchte in den Jahren 1989-2003 die Inzidenz des Typ 1 Diabetes in 17 europäischen Ländern und bestätigte mit deren Ergebnissen diese weltweite Tendenz. Die Akzelerator Hypothese von Wilkin aus dem Jahr 2001 sieht die Ursache hierfür durch einen übermäßigen Gewichtsanstieg bedingt, da auch die Inzidenz übergewichtiger Kinder innerhalb der letzten Jahre zugenommen hat. Demnach sei die Anzahl Betroffener insgesamt gleich, jedoch in jungen Jahren (bis 15 Jahre) erhöht. Folglich sei Übergewicht mit Insulinresistenz ein Triggerfaktor für eine raschere Progression der Erkrankung und würde zu einem vorzeitigen klinischen Ausbruch des Typ-1-Diabetes beitragen.
Im Rahmen dieser Dissertation verglichen wir anthropometrische Geburtsdaten von 1.117 Kindern mit Typ 1 Diabetes mellitus, deren Erstmanifestation zwischen 1988 und April 2013 lag, mit einer Kontrollgruppe, die bezüglich Geschlecht, Alter und Schwangerschaftswoche angepasst wurde (n=54.344). Des Weiteren wurden die Kinder mit Diabetes entsprechend ihres Alters bei Manifestation bestimmten Gruppen zugeordnet: G1:0-4,9 Jahre; G2:5 9,9 Jahre; G3:10-20 Jahre. Diese Unterteilung wurde vorgenommen, um festzustellen, ob Kinder, bei denen eine Diabetes Erkrankung früher klinisch manifest wird, zur Geburt bzw. zum Zeitpunkt der Diagnosestellung einen höheren Gewichts SDS aufweisen als Kinder, welche erst in späteren Jahren betroffen sind. Zusätzlich wurden Verlaufsdaten des BMI SDS von 540 Studienkindern vor, zu und nach Manifestation ermittelt und mit einer gesunden Kontrollpopulation (n=134.249) verglichen. Hierbei zeigten Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes im Vergleich zu Stoffwechselgesunden signifikant erhöhte Geburtsgewicht SDS Werte. Es konnte jedoch keine signifikante Abhängigkeit zwischen einer vorzeitigen Diabetes-Manifestation und einem erhöhten Geburtsgewichts bzw. einem erhöhten BMI SDS zum Zeitpunkt der Manifestation gezeigt werden. Ebenso blieb der laut Wilkin zu erwartende Gewichtsanstieg 4 Jahre vor Ausbruch der Erkrankung aus. Kinder mit Diabetes verlieren, wie erwartet, zur Manifestation an Gewicht und erreichen nach ungefähr einem Jahr ihr Ausgangsgewicht. In den Folgejahren sind Kinder mit Typ 1 Diabetes signifikant schwerer als die Kontrollgruppe. Aufgrund dieser Ergebnisse müssen wir die von Wilkin postulierte „Akzelerator Hypothese“ widerlegen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-155271 |
Date | 13 November 2014 |
Creators | Kuchlbauer, Veronika |
Contributors | Universität Leipzig, Medizinische Fakultät/ Pädiatrie, Prof. Dr.med. Wieland Kiess, Prof.Dr.med. Volker Schuster, Prof. Dr.med. Mathias Fasshauer |
Publisher | Universitätsbibliothek Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis |
Format | application/pdf |
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