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Kurzzeitentgiftung und Qualifizierte Entgiftung - eine vergleichende Untersuchung / Short-term detoxification and qualified detoxification

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei verschiedenen Therapieformen des Alkoholentzugs. Es geht um den Vergleich einer rein somatischen, sechs bis siebentätigen Kurzzeitentgiftung einerseits mit der ca. dreiwöchigen Qualifizierten Entgiftung andererseits.

Im Verlauf der letzten Jahre belegten zahlreiche Untersuchungen die Überlegenheit der Qualifizierten Entgiftung (QE) gegenüber der Kurzzeitentgiftung (KE). Allerdings gab es bisher kaum Studien, die zeigen, welche Faktoren eine Teilnahme an der QE begünstigen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, patienten- und umweltbezogene Merkmale zu untersuchen, die mit der Qualifizierten Entgiftung assoziiert sind.

Zu diesem Zweck erfolgte die retrospektive Auswertung der Krankenakten von 155 Patienten (KE: 99, QE: 56). Anhand eines selbsterstellten Auswertungsbogens wurden 55 Items erhoben. Davon gingen 47 in die Auswertung ein und wurden zunächst hinsichtlich ihres Einflusses auf die gewählte Therapieart untersucht. Anschließend wurden diese Items bezüglich geschlechts- und altersspezifischer Unterschiede beleuchtet. Nach Abschluss der univariaten Analyse erfolgte eine multivariate Analyse, um den unabhängigen Einfluss der Variablen zu prüfen.

Da die Untersuchung als retrospektive Aktenauswertung erfolgte, sind die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Dennoch konnten zahlreiche Erkenntnisse gewonnen werden, die einen differenzierteren Umgang mit den Patienten ermöglichen und langfristig genutzt werden können, um mehr Patienten in die Qualifizierte Entgiftung zu integrieren. Angesichts der Tatsache, dass es bisher kaum Veröffentlichungen gibt, die zeigen, welche Faktoren eine Teilnahme an der QE begünstigen, liefert die vorliegende Arbeit wichtige neue Erkenntnisse, die gegebenenfalls in prospektiven Studien näher untersucht werden sollten.

Unsere Daten zeigen deutlich, dass die Teilnehmer der QE häufiger männlich waren, meist geplant zur Aufnahme kamen, besser sozial integriert und häufig fremdmotiviert waren sowie eine größerer Eigenmotivation aufwiesen. Außerdem zeigten sie weniger Alkoholfolgesyndrome und befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in einem besseren Gesundheitszustand.

Desweiteren fiel auf, dass Frauen nur sehr selten geplant an einer Qualifizierten Entgiftung teilnahmen, sondern meist nur eine Kurzzeitentgiftung im Rahmen akuter alkoholbedingter Komplikationen oder psychiatrischer Begleiterkrankungen absolvierten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nur selten gelang, notfallmäßig aufgenommene Patienten, v.a. Frauen, zur QE zu motivieren. Dies könnte u.a. daran liegen, dass eine sechs- bis siebentägige Entgiftung nicht genügt, um eine ausreichende Rückbildung kognitiver Defizite zu erreichen und eine Motivation zur QE herbeizuführen. Außerdem ist es speziell für Frauen schwierig, sich aufgrund ihres Rollenverständnisses und ihrer Biografie in gemischtgeschlechtlichen Gruppen mit der Alkoholabhängigkeit auseinanderzusetzen.

Für die Zukunft wäre es daher wünschenswert, den zeitlichen Rahmen für die Entgiftung zu erweitern und mehr Therapien anzubieten, die speziell auf die Bedürfnisse alkoholabhängiger Frauen ausgerichtet sind. In unserer Klinik waren die Ergebnisse der vorliegenden Studie Anlass, den Anteil der weiblichen Therapeuten in der Qualifizierten Entgiftung zu erhöhen. Wir hoffen, dadurch mehr Frauen für die Teilnahme an der QE zu motivieren und traumatische Biografien in einem geschützten Rahmen aufzuarbeiten. Inwieweit dies langfristig zu einer verstärkten Teilnahme weiblicher Alkoholabhängiger an der QE führt, sollte in weiterführenden Studien geprüft werden.

Außerdem sollte versucht werden, das soziale Netz der Patienten und insbesondere die niedergelassenen Haus- und Fachärzte noch stärker in das Suchthilfesystem einzubinden, um eine Qualifizierte Entgiftung langfristig und effektiv vorbereiten zu können.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass eine Qualifizierte Entgiftung möglichst frühzeitig erfolgen sollte. Sind bereits Alkoholfolgeschäden, kognitive Defizite und soziale Isolation eingetreten, fällt es zunehmend schwerer Patienten in eine QE zu integrieren. / This study deals with two different forms of alcohol detoxification therapy. A “simple” somatic detoxification program (KE), lasting six to seven days, was compared with a qualified detoxification program (QE) having a duration of approximately 3 weeks.

In recent years research has shown that qualified detoxification programs are more effective than simple somatic detoxification. However, so far there have been few publications showing which factors cause patients to take part in QE. Consequently, the aim of our study was to examine patient-related and environmental factors that are associated with the assignment to qualified detoxification.

We completed a retrospective analysis of 155 patients´ charts (KE: 99, QE: 56). With the help of a self-made questionnaire, 55 items were evaluated, of which 47 were included into statistical analysis. First, their influence on the type of chosen therapy was examined. Then the same items were tested on gender-specific and age-related differences. After finishing the univariate analysis a multivariate analysis was completed to investigate the independent influence of the variables.

This study was designed as a retrospective data analysis, and the results should be interpreted critically. Nevertheless useful information could be gained, that allows dealing with the patients in a more differentiated way. This knowledge can be used to increase the number of patients taking part in qualified detoxification. Considering the fact that so far there have been very few publications, examining which factors support assignment to QE, our study provides important new data which should be further examined in prospective studies.

Our data clearly shows that participants of qualified detoxification were mostly male and that their admission to hospital was planned in advance. Moreover, they had a good social network, better motivation for therapy, and were motivated more often to take part in therapy by their social network. They showed less negative consequences as a result of drinking and were in a better state of health at the time of admission.

Another remarkable aspect was that women hardly ever took part in a planned QE. Mostly they only did a KE during treatment for acute alcohol-related complications or psychiatric comorbidities.

Patients who had been admitted to the hospital as an emergency, especially women, rarely could be motivated to take part in QE. One reason might be that the time frame of 6 to 7 days for somatic detoxification might not be long enough to allow patients to recover from cognitive deficits and to motivate them to take part in QE. Another issue is that, due to their social role and personal history, dealing with their addiction is difficult for women, especially in mixed-gender groups.

For the future it would be desirable to extend the time frame for somatic detoxification and to offer more programs that specifically deal with problems of female alcoholics. In our clinic, the results of this study caused us to increase the number of female therapists in our qualified detoxification program. This way we hope to motivate more women to take part in QE and to be able to deal with their personal problems in a protected atmosphere. Whether this will increase participation of female alcoholics in QE should be further examined by future studies.

The social network of the patient, general practitioners, and outpatient specialists should be better integrated into treatment programs to successfully prepare patients for participation in QE programs.

We believe that patients should take part in qualified detoxification programs early in the course of their disease. Once adverse effects of alcohol abuse, cognitive deficits, and social isolation have occurred, it becomes increasingly difficult to integrate patients into QE.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-89842
Date03 July 2012
CreatorsBlaschke, Diana
ContributorsUniversität Leipzig, Medizinische Fakultät, Prof. Dr. Horst Haltenhof, PD Dr. med. Peter Schönknecht, Prof. Dr. Johannes Schröder, Prof. Dr. Hermann-Josef Gertz
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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