Im August/September 2018 kam es in der Stadt Chemnitz nach einem Tötungsdelikt zu massiven Protesten und Ausschreitungen rechter und rechtspopulistischer Gruppierungen. Chemnitz geriet quasi über Nacht in den Fokus der nationalen und internationalen Medienaufmerksamkeit. Von rechten AkteurInnen organisierte Aufmärsche zogen bis zu 6000 TeilnehmerInnen aus Chemnitz, der Umgebung sowie dem gesamten Bundesgebiet an und es wurde von Angriffen auf Menschen mit vermeintlichem Migrationshintergrund berichtet.
In diesem Bericht analysieren wir die Wahrnehmung der Ereignisse durch Chemnitzer BürgerInnen. Eine repräsentativ ausgewählte Stichprobe von 500 Personen (ab 18 Jahre, ohne Migrationshintergrund) wurde zu ihrer Wahrnehmung der Proteste und Gegenproteste, Sicherheits- und Bedrohungswahrnehmungen, Kontakten zu Personen mit Migrationshintergrund und weiteren politischen sowie gesellschaftlichen Einstellungen befragt, die zur Erklärung der Ereignisse in Chemnitz und dem Umgang mit ihnen beitragen können. Wir sind in der Lage zu zeigen, dass die Wahrnehmung von MigrantInnen in Chemnitz positiver ist, als sie im Licht des Sommers 2018 erscheinen mag. 40% der Befragten gaben an, relativ häufig positive Kontakterfahrungen mit MigrantInnen gemacht zu haben, während nur 7% von negativen Erfahrungen berichteten. Allerdings gaben auch 48% der Befragten an, AusländerInnen als Bedrohung der Sicherheit wahrzunehmen. Diese Wahrnehmung von Personen mit Migrationshintergrund als Bedrohung hängt deutlich mit der Bereitschaft, sich an Protesten wie denen im Spätsommer 2018 zu beteiligen, zusammen. Hier konnten wir aber zeigen, dass positive Kontakterfahrungen und ein Gefühl von Sicherheit Faktoren sind, die negativ mit dieser Protestbereitschaft zusammenhängen. Auf der anderen Seite sind es auch diese beiden Faktoren, die mit einer erhöhten Bereitschaft zum Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit korrelieren. Dafür, dass es sich bei den Protesten in Chemnitz um Trauermärsche gehandelt hat, finden wir in unseren Daten keine Hinweise: Trauer hängt nicht bedeutsam mit der Bereitschaft zum Protest gegen die Migrations- und Flüchtlingspolitik zusammen.
Insgesamt haben sich die Wahrnehmung von Bedrohung, (positive) Kontakterfahrungen und das Gefühl von Sicherheit als die wesentlichsten Faktoren für die Einschätzungen der Ereignisse im August/September 2018 herausgestellt. Hier sehen wir Ansatzpunkte für die Verbesserung der Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen in Chemnitz und darüber hinaus.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:35595 |
Date | 04 October 2019 |
Creators | Asbrock, Frank, Dilba, Dominik, Führer, Jennifer, Pollmanns, Claas |
Contributors | Technische Universität Chemnitz |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:report, info:eu-repo/semantics/report, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | info:eu-repo/grantAgreement/Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend/“Demokratie leben!”/Fördernummer BP3211/ |
Page generated in 0.0079 seconds