In Anbetracht der steigenden Zahl an älteren und multimorbiden Patienten in Deutschland und den westlichen Nationen stellt die Geriatrie eine der größten gesundheitspolitischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Gesellschaft dar. Die Implementie‐
rung der Geriatrie in die universitäre Lehre von Studierenden der Medizin ist daher essentiell. Dabei ist die Handhabung geeigneter geriatrischer Screeningverfahren im klinischen Alltag ein wichtiger Bestandteil, um Abläufe zu vereinfachen, Diagnostik und Therapie zu
individualisieren und Kosten zu reduzieren.
Das geriatrische Assessment in Form des STEP‐Assessments (Standardisiertes evidenzbasiertes präventives Assessment älterer Menschen in der medizinischen Primäreversorgung) ist ein solches Screeningverfahren, welches im Rahmen des Blockpraktikums Allgemeinmedizin an der Universität Leipzig von Medizinstudierenden durchgeführt wird. Es erfasst ein breites Spektrum an Bedürfnissen in vielen unterschiedlichen Lebensbereichen geriatrischer Patienten und scheint daher besonders für die Sensibilisierung von Studierenden der Medizin für die Komplexität der Geriatrie geeignet zu sein. Zur Verbesserung der Auswertungsquantität und ‐genauigkeit des geriatrischen Assessments wurde eine Checkliste als strukturierende Interpretationshilfe installiert. In dieser Studie wird der Effekt dieser Checkliste im Vergleich zweier Kohorten von Studierenden untersucht. Als weitere Indikatoren für die mögliche Verbesserung der Auswertungsquantität und ‐genauigkeit wurde die Benotung des Blockpraktikums, sowie für die Zufriedenheit der Studierenden mit dem
Blockpraktikum eine Evaluation herangezogen. Bei statistisch belegter Vergleichbarkeit der Patientenkohorten, fanden wir bei nahrzu allen
STEP‐Themen mehr Dokumentation durch die Studierenden, denen die Checkliste als Interpretationshilfe vorlag. Durch diese checklistenassoziierte Steigerung der Dokumentationsquantität und
‐genauigkeit ließ sich eine signifikante Verbesserung der Noten der Studierenden mit Checkliste gegenüber derer ohne Checkliste verbuchen. Die Analyse der Evaluation zeigte jedoch, dass die Studierenden mit Checkliste mit dem Blockpraktikum nicht signifikant zufriedener waren.
In der Gegenüberstellung der Auswertungen des geriatrischen Assessments durch die Studierenden mit der aktuellen Fachliteratur und Leitlinien stellte sich stellenweise eine Diskrepanz dar. Die von den Studierenden empfohlenen Diagnostik‐ oder Therapieansätze waren zwar stets medizinisch korrekt, entsprachen jedoch nicht immer den empfohlenen klinischen Leitlinien. Es stellt sich die Frage, ob dies bei noch nicht abgeschlossenem Studium von den Studierenden erwartet werden kann, oder ob indikationsgerechte und zielführende Vorschläge ausreichend sind.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass ein Screeninginstrument mit der Komplexität eines STEP‐Assessments erst in Kombination mit einer strukturierenden Interpretations‐
hilfe in Form einer Checkliste von den Studierenden sachgerecht gehandhabt werden kann.
Es konnte eine Steigerung der Auswertungsgenauigkeit sowie ‐quantität gesehen werden, was zu der Vermutung führt, dass dies ebenfalls zu einer Erhöhung des Lernerfolges bei den Studierenden gereichte. Eine Verbesserung der Art der Implementierung der Checkliste und deren gesonderte Evaluation wären wünschenswert, um die Zufriedenheit der Studierenden
mit der Checkliste messbar zu machen. Ein Rückschluss dieser Ergebnisse auf bereits spezialisierte Allgemeinmediziner oder Geriater liegt nahe und sollte in einer weiteren Studie eingehend untersucht werden.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:12979 |
Date | 15 October 2014 |
Creators | Igenbergs, Elisabeth |
Contributors | Sandholzer, Hagen, Baerwald, Christoph, Bergmann, Antje, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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