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Insulininfusionstherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ I mit Zweiterkrankungen bzw. zur perioperativen Anwendung nach dem Schema der Universitätskinderklinik Leipzig

In der vorliegenden Studie wurde das Schema der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig zur intravenösen Insulintherapie bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ I zur Anwendung bei Zweiterkrankung oder Operation untersucht.
Das Schema gibt die Insulindosierung anhand der aktuellen Infusionsgeschwindigkeit vor, in Abhängigkeit vom aktuellen Blutzuckerwert. Die Insulindosierung der Infusionslösung orientiert sich am Gewicht des Patienten. In einem Bypass erhält der Patient zeitgleich eine Infusion mit 5 prozentiger Glukoselösung. Die Infusionsgeschwindigkeit der Glukoselösung ist abhängig von Gewicht und Alter des Patienten. Dieses Schema findet seine Anwendung zur Blutzuckerführung bei Operationen und bei gegebenen oder drohenden Stoffwechselentgleisungen im Rahmen einer akuten Zweiterkrankung.
Im Rahmen der Studie erfolgte die Datenerhebung mithilfe eines strukturierten Datenblattes. Analysiert wurde alle Fälle von pädiatrischen Patienten mit Diabetes mellitus Typ I, die im Zeitraum von 1995 bis 2008 eine intravenöse Insulininfusion anhand des oben genannten Schemas erhalten hatten. In die Studie konnten 62 Patienten eingeschlossen werden, die in 124 Fällen eine Insulininfusion erhalten hatten.
Die durchschnittliche Infusionszeit lag bei 22 Stunden, die maximale Infusionszeit betrug 147 Stunden. In 121 der 124 Fälle lag der Blutzuckerspiegel mindestens einmal während der Infusionszeit außerhalb der gewünschten Grenzen von 4 bis 8 mmol/l. Hyperglykämien waren dabei häufiger als Hypoglykämien. Mithilfe des Schemas gelang es, die Blutzuckerspiegel der Patienten zu gut 2/3 der Infusionszeit innerhalb der gewünschten Grenzen zu halten. Zu 94 Prozent der Infusionszeit lagen die Blutzuckerspiegel der Patienten zwischen 3 und 15 mmol/l.
Der Insulinverbrauch betrug im Mittel 0,04 IE Insulin pro kg Körpergewicht und Stunde. Durchschnittlich musste alle zwei Stunden die Insulindosierung, in Abhängigkeit vom aktuellen Blutzuckerwert, verändert werden. Die exakte Umsetzung des Schemas erfolgte zu durchschnittlich 84 Prozent. In einigen Fällen gab es klinische Begründungen für eine Abweichung von der vorgegebenen Infusionsgeschwindigkeit.
In 46 der 124 Fälle wurde eine intravenöse Insulintherapie aufgrund einer Operation angewandt. Die durchschnittliche Operationszeit in dieser Studie betrug 29 Minuten. Es handelte sich vornehmlich um kleinere Operationen wie Appendektomien, Tonsillektomien oder Adenotomien. In 78 Fällen kam die intravenöse Insulintherapie aufgrund einer akuten Zweiterkrankung zur Anwendung.
Es ergab sich kein Unterschied in der Qualität der Blutzuckerführung im Vergleich zwischen Zweiterkrankung und Operation. Es kam in der Gruppe der Zweiterkrankungen zu einem signifikant höheren Insulinverbrauch. Der durchschnittliche Insulinverbrauch in der Gruppe der Zweiterkrankungen betrug 0,040 Einheiten Insulin pro kg Körpergewicht pro Stunde, in der Gruppe der Operationen dagegen 0,037 Einheiten Insulin pro kg Körpergewicht pro Stunde.
Bei einer Unterteilung in Abhängigkeit vom Alter entfielen 71 Fälle auf die Gruppe mit einem Alter von unter zwölf Jahren und 53 Fälle auf die Gruppe im Alter von über zwölf Jahren. Im Vergleich der beiden Gruppen lagen die Blutzuckerwerte der unter zwölf Jährigen signifikant häufiger außerhalb der gewünschten Grenzen von 4 bis 8mmol/l. Des Weiteren lagen die Blutzuckerwerte in der Gruppe der unter zwölf Jährigen signifikant häufiger außerhalb des Bereiches von 3 bis 15 mmol/l. Es kam dabei häufiger zu Hypoglykämien. Noch eindeutiger wurde dieser Sachverhalt von einer negativen Korrelation zwischen dem Alter und dem Anteil an Blutzuckerwerten außerhalb der gewünschten Grenzen belegt. Weiterhin zeigte sich eine negative Korrelation zwischen dem Alter und der Anzahl an Hypoglykämien. Darüber hinaus musste die Infusionsgeschwindigkeit in der Gruppe der über zwölf Jährigen signifikant seltener angepasst werden.
In 44 Fällen lag der HbA1c im gewünschten Bereich von 5,5 bis 7,5 Prozent, in 54 Fällen außerhalb des Zielbereichs. 26 Fälle konnten wegen fehlender Angaben nicht analysiert werden. Die Qualität der Blutzuckerführung wurde durch den aktuellen HbA1c nicht beeinflusst. Ebenso ergab sich kein Unterschied in der Insulindosis pro kg Körpergewicht und Stunde. Die Blutzuckerwerte zu Beginn der Infusion waren signifikant höher. Dementsprechend dauerte es signifikant länger bis zum Erreichen einer Normoglykämie.
Es ergab sich kein signifikanter Nachweis, dass es bei einem Abweichen vom Schema zu einer schlechteren Blutzuckerführung gekommen ist. Es zeigte sich eine nicht signifikante negative Korrelation zwischen der stringenten Einhaltung des Schemas und dem Auftreten von Ereignissen oder kritischen Ereignissen. Dabei ist zum einen die kleine Fallzahl von 124 zu bedenken und zum anderen gab es zum Teil klinische Gründe für ein Abweichen vom vorgegebenen Schema.
Zusammenfassend ist das Schema gut zur Anwendung zur intravenösen Insulintherapie sowohl bei einer Zweiterkrankung als auch bei einer Operation für Kinder mit Diabetes mellitus Typ I geeignet. Die Qualität der Blutzuckerführung ist unabhängig von der Qualität der vorherigen ambulanten Blutzuckerführung. Um die sichere Anwendung auch im Kleinkindalter zu optimieren, könnte die Insulindosierung für diese Altersgruppe gesenkt werden. Insgesamt ist das Schema zur intravenösen Insulintherapie für Kinder mit Diabetes mellitus Typ I bei Operation oder Zweiterkrankung einfach strukturiert, dynamisch, anwenderfreundlich und durch regelmäßige Blutzuckerkontrollen und entsprechende Dosisanpassungen sicher.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:21198
Date14 May 2018
CreatorsHeckenmüller, Maren
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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