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Altersabhängige Veränderungen elektrophysiologischer Reizantworten von der Riechschleimhaut

Über 50 % der 65- bis 80-Jährigen leiden unter einer verminderten Riechfähigkeit. Strukturelle Veränderungen in der Riechbahn sind wahrscheinliche Gründe. Der altersbedingte histologische Rückgang des olfaktorischen Epithels wird seit langem erforscht. Die Darstellung der altersbedingten peripheren und zentralen Veränderungen auf elektrophysiologischer Ebene ist Thema der vorliegenden Arbeit. Insgesamt wurden 73 TeilnehmerInnen untersucht, darunter 40 jüngere (davon 25 Frauen, Altersspanne 18-27 Jahre) und 33 ältere (davon 22 Frauen, Altersspanne 50-78 Jahre). Vor der Teilnahme an der elektrophysiologischen Untersuchung erhielten alle ProbandInnen eine nasale Endoskopie, eine standardisierte Anamnese sowie detaillierte Geruchstests mittels Sniffin‘ Sticks. ProbandInnen mit chronischen Erkrankungen des olfaktorischen Systems oder anderen Bereichen des zentralen Nervensystems wurden nicht in die Studie eingeschlossen. Zur intranasalen Stimulation wurden olfaktorische und trigeminale Reize verwendet. Als olfaktorische Stimulantien dienten Schwefelwasserstoff als eher unangenehmer und 2-Phenylethylalkohol als eher angenehmer Duft. Zur trigeminalen Stimulation diente Kohlendioxid. Mittels Luftverdünnungsolfaktometrie (Olfaktometer OM6b; Burghart, Deutschland) wurden Stimuli von 500 ms Dauer in einen konstanten Luftstrom von etwa 8 l/min eingebettet. Elektroolfaktogramme wurden als elektrophysiologisches Korrelat der olfaktorischen Rezeptorpotenziale direkt von der Riechschleimhaut abgeleitet. Gleichzeitig erfolgte die EEG-basierte Registrierung chemosensorisch-ereigniskorrelierter Potentiale (CSEP) bzw. bei Reizung mit Duftstoffen olfaktorisch- ereigniskorrelierter Potenziale (OERP). Die Ergebnisse der psychophysischen Riechtests ergaben eine deutlich negative Korrelation mit dem Alter der Teilnehmenden (r=-0,42, p< 0,001). Obwohl die EOG-Amplituden und Latenzen keinen signifikanten Unterschied zwischen den Altersgruppen zeigten, wurde ein deutlicher altersabhängiger Rückgang in der Anzahl der registrierten Potenziale festgestellt. Für die zentralnervöse CSEP-Reaktion zeigte sich eine altersabhängige Verkürzung der relevanten Latenzen, so z.B. die P1-Latenz an Elektrodenposition Cz nach Stimulation mit PEA (t = 3,4, p = 0,003). Eine Korrelation von P2-Ampltiuden (Cz) und Alter bei Stimulation mit PEA zeigte darüber hinaus einen signifikant negativen Zusammenhang (p=0,005, r=-0,44). Die Veränderungen der EOG und CSEP entsprachen in ihrer Ausprägung nicht den altersabhängigen Veränderungen in den psychophysischen Testergebnissen. Jedoch zeigen die vorliegenden Ergebnisse einen eher zentral-betonten, aber auch peripher nachweisbaren Alterungsprozess der elektrophysiologischen Geruchsverarbeitung. Die geringe Ausprägung dieser Veränderungen ist möglicherweise Zeichen der Effektivität von Kompensationsmechanismen und systemimmanenten Redundanzen, die es weiter zu erforschen gilt.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:86456
Date13 July 2023
CreatorsZimmeck, Henriette Elisabeth
ContributorsHummel, Thomas, Witt, Martin, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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