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Einstellungen und Erleben in Bezug auf Tod und Sterben: eine Betrachtung des transdiagnostischen Wertes für psychische Belastung und Wohlbefinden bei Patient:innen mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD)

Es wurde untersucht, von welchen Umgangsformen mit Blick auf die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben COPD-Patient:innen berichten und ob sich zwei Gruppen mit unterschiedlich ausgeprägter psychischer Belastung und Wohlbefinden dahingehend unterscheiden. Methoden: Es wurden 64 stationär hospitalisierte COPD-Patient:innen querschnittlich untersucht, mittels: Wortvervollständigungsliste zur Erhebung todesbezogener Konstrukte außerhalb der bewussten Wahrnehmung (Death-Thought Accessibility, DTA); einem offenen, narrativen Interview mit den Fragen (1): „Was beschäftigt Sie zur Zeit am meisten“ und (2): „Was bedeutet der Tod für Sie und wie gehen Sie damit um, dass auch Sie werden sterben müssen?“; Fragebogeninventar zur Messung der Einstellungen gegenüber Sterben und Tod (FIMEST) Patient Health Questionnaire (PHQ-D); Positive Affect Negative Affect Scale (PANAS); Satisfaction with Life Scale (SWLS). Außerdem wurde die somatische Krankheitsschwere mittels COPD-Stadium (GOLD) sowie Charlson Comorbidity Index (CCI) geratet. Ergebnisse: 21 Patient:innen wiesen eine geringe, 43 Patient:innen eine hohe psychische Belastung auf. Es gab keine Gruppenunterschiede in der allgemeinen Soziodemographie sowie somatischen Symptomschwere. Die Gruppen unterschieden sich nicht in der DTA. Ein Drittel der belasteten (34,9 %; n=15), jedoch nur 14,3 % (n=3) der weniger belasteten Gruppe gab bei Interviewfrage 1 eine Beschäftigung mit todesbezogenen Themen an. Die wenig belastete zeigte im Vergleich zur belasteten Gruppe ein häufigeres Vorkommen neutraler und/oder sinnorientierter (90,5 % vs. 67,4 %) und geringere Vorkommen auswegorientierter, demoralisierter und/oder Angst betonender (38,1 % vs. 65,1 %) sowie Verlust und/oder Angst betonender Aussagen (33,3 % vs. 62,8 %). Die wenig belastete Gruppe zeigte eine höhere Akzeptanz des eigenen Sterbens/eigenen Todes und eine geringere innerliche Ablehnung des eigenen Todes im FIMEST aber keine geringere Todesfurcht. Schlussfolgerungen: Todesbezogene Auseinandersetzungsprozesse zeigen Zusammenhänge mit der Ausprägung psychischer Gesundheit bei COPD. In der klinischen Versorgung kann eine entsprechende Berücksichtigung in der Anamnese als Diagnostikum und Einladung für die Versprachlichung innerer existenzieller Nöte dienen. Mit Blick auf das hohe Vorkommen todesbezogener Stressoren bei psychisch belasteten Patient:innen sind Schulungen von medizinisch-pflegerischen Berufsgruppen (death education) zur Sicherung der Behandlungsqualität sinnvoll.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:86964
Date30 August 2023
CreatorsKöbler, Paul
ContributorsJoraschky, Peter, Berth, Hendrik, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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