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Feedback zu Concept Maps im betriebswirtschaftlichen Planspielunterricht - eine empirische Untersuchung

Um Lernende schon frühzeitig auf die komplexen Problemsituationen der Arbeitswelt vorzubereiten, muss die Ausbildung zukunftsfähig gestaltet werden. Dafür ist ein aktiver und selbstgesteuerter Umgang mit komplexen Sachverhalten erforderlich. Vor diesem Hintergrund werden verstärkt Komplexe Lehr-Lern-Arrangements, z. B. Planspiele, eingesetzt. Lernende werden auf diese Weise spielerisch mit authentischen realitätsnahen Situationen konfrontiert. Hierbei gilt es zu beachten, dass Planspiele selbst bei einer angemessenen Konstruktion nicht automatisch lernwirksam sind. Umfangreiche Forschung hat gezeigt, dass Planspiele keine Selbstläufer sind und es einer instruktionalen Unterstützung, z. B. durch den Einsatz von Lernstrategien, bedarf. Eine mögliche Lernstrategie stellt dabei die Anwendung von Concept Maps dar, da gerade diese Lernstrategie das Verständnis von Zusammenhängen besonders gut fördern kann. Dabei hat die Forschung zu Concept Mapping gezeigt, dass insbesondere fachlich und methodisch unerfahrene Lernende instruktional unterstützt werden müssen. Eine Möglichkeit ist dabei, den Lernenden Feedback zu ihren erstellten Concept Maps zu geben, um ihre kognitive Belastung zu reduzieren.
Für die Untersuchung wurden die beiden Forschungsstränge zum Concept Mapping und zum Feedback miteinander verbunden.

Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, inwieweit Feedback zu Concept Maps tatsächlich zu einer Verbesserung der Lernleistung führt und welches Feedback dabei ggf. lernwirksamer ist. Des Weiteren stellte sich die Frage, inwieweit die Lernwirksamkeit eines ergänzenden Feedbacks bzw. die Art des Feedbacks von personalen oder situativen Einflussfaktoren abhängt. Vor diesem Hintergrund wurden drei Forschungsfragen bearbeitet:
1) Inwieweit ist ergänzendes Feedback (FB) zu erstellten Concept Maps lernwirksamer als die Erstellung von Concept Maps ohne ergänzendes Feedback?
2) Welches Feedback ist lernwirksamer: einfaches (EiFB) oder elaboriertes Feedback (ElFB)?
3) Inwieweit beeinflussen das Vorwissen, die Sprachfähigkeit, die Einschätzung des Umgangs mit Concept Mapping, die Einschätzung der Nützlichkeit des Feedbacks, die Einschätzung des Umgangs mit Fehlern sowie die Aufgabenanforderungen der Lernaufgabe die Lernwirksamkeit des Feedbacks?
Die Untersuchung wurde im Rahmen des betriebswirtschaftlichen Planspielunterrichts durchgeführt. Ausgewählt wurde das von der BTI GmbH entwickelte Planspiel Easy BusinessTM, welches spielerisch den Wertschöpfungsprozess eines Produktionsunternehmens vermittelt und die Schüler die Folgen des Handelns in der jährlichen Rechnungslegung erleben lässt. Um die Lernwirksamkeit zu operationalisieren, wurde der Wissenserwerb anhand der Ergebnisse eines Paralleltests (Vortest, 1. Nachtest und 2. Nachtest) sowie anhand der Qualität der erstellten Maps analysiert. Auf diese Weise dienten die Concept Maps nicht nur der instruktionalen Unterstützung, sondern wurden auch zur Wissensdiagnose verwendet. Als Erhebungsinstrumente wurden weiterhin ein Sprachfähigkeitstest und ein Fragebogen zur Einschätzung des Umgangs mit Concept Mapping, der Nützlichkeit des Feedbacks sowie des Umgangs mit Fehlern eingesetzt.
An der Feldstudie nahmen 83 Schülerinnen und Schüler achter und neunter Klassen zweier sächsischer Mittelschulen im Rahmen der Berufsvorbereitung teil. Das Durchschnittsalter betrug 13,9 Jahre. Die Untersuchung erstreckte sich über zwei Tage. Vor der Intervention wurde ein Vortest als Paralleltest (1. Teil des Paralleltests) und ein Sprachfähigkeitstest (Wilde-Intelligenz-Test 2) eingesetzt. In der abschließenden Testphase wurde der 1. Nachtest (2. Teil des Paralleltests) durchgeführt. Zusätzlich erhielten die Probanden einen Fragebogen, um die Methode des Concept Mapping und die Nützlichkeit des Feedbacks zu bewerten sowie den allgemeinen Umgang mit Fehlern einzuschätzen. Nach 9 Wochen wurde ein 2. Nachtest durchgeführt.
Die Probanden wurden einer Kontrollgruppe (n=27), welche lediglich das Planspiel spielte, oder einer von drei Experimentalgruppen, kein FB (n=18), EiFB (n=18) oder ElFB (n=20), zugeordnet. In Vorbereitung auf die Untersuchung wurde die Methode des Concept Mapping eingeübt. Das Erstellen der Concept Maps wurde in den Planspielunterricht integriert. Dabei wurden von den Probanden der Experimentalgruppen insgesamt drei Mapping-Aktivitäten zu den wichtigsten Zusammenhängen durchgeführt. Die Gruppe kein FB erstellte lediglich die drei Concept Maps. Die Gruppe EiFB erhielt zusätzlich einfaches Feedback in Form des jeweiligen Referenzmaps als richtige Lösung. Nach jeder der drei Mapping-Aktivitäten wurde ein Referenzmap zur Verfügung gestellt, mit dem sich die Schüler intensiv auseinandersetzen sollten. Zusätzlich konnten sie in einer Kopie ihrer zuvor angefertigten Concept Maps Änderungen vornehmen. Die Gruppe ElFB erhielt ebenfalls einfaches Feedback in der beschriebenen Form. Darüber hinaus wurden Fehler exemplarisch anhand eines Schülernetzes sowie die drei Referenznetze in einem Lehrer-Schüler-Gespräch besprochen.

Die Ergebnisse zeigen zunächst tendenziell, dass das Concept Mapping gegenüber der alleinigen Durchführung des Planspiels vorteilhaft ist. Bezogen auf das Feedback sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Feedback (insbesondere elaboriertes Feedback) zu Concept Maps im betriebswirtschaftlichen Planspielunterricht scheint insbesondere für Probanden mit niedrigem Vorwissen und niedriger Sprachfähigkeit lernwirksam zu sein, wobei sich diese Effekte nur kurzfristig zeigen. Probanden, welche Feedback erhalten, sind in der Lage, Concept Maps mit einer höheren Qualität zu erstellen, als Probanden, welche kein Feedback erhalten. Dabei zeigt sich ein tendenzieller Vorteil des elaborierten gegenüber dem einfachen Feedback. Vor dem Einsatz der Methode Concept Mapping in Verbindung mit Feedback sollte daher das Vorwissen und die Sprachfähigkeit überprüft werden und entsprechend der Fähigkeiten Feedback angeboten werden. Um auch langfristige Effekte zu erzielen, ist es ratsam, die Methode Concept Mapping mehr zu üben und in den Lernprozess zu integrieren. Insbesondere im Unterrichtskontext könnten Lehrpersonen das Concept Mapping als kontinuierliche Methode einsetzen und in Abhängigkeit von individuellen Voraussetzungen und Aufgabenanforderungen um Feedback ergänzen. Die Anwendungsgebiete des Concept Mapping als Lernstrategie und als Diagnoseinstrument könnten dabei verbunden werden. Ergänzende Fehleranalysen der Maps könnten der Lehrperson helfen, falsche und fehlende Zusammenhänge zu identifizieren. Indem das Feedback entsprechend der Bedürfnisse der Lernenden mit der Methode des Concept Mapping verbunden wird, ist es somit möglich, den Planspielunterricht so zu unterstützen, dass eine Tiefenverarbeitung der erlernten Inhalte erreicht wird und die Lernenden auf die komplexen Anforderungen des beruflichen Alltags vorbereitet werden.:Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Feedback in Lehr-Lernprozessen
2.1 Theoretische Grundlagen zum Feedback in Lehr-Lernprozessen
2.1.1 Bestimmung des Begriffs Feedback in Lehr-Lernprozessen
2.1.2 Funktionen und Ebenen von Feedback in Lehr-Lernprozessen
2.1.3 Klassifikation von Feedback in Lehr-Lernprozessen
2.1.3.1 Klassifikation von Feedback in Lehr-Lernprozessen anhand ausgewählter Kriterien
2.1.3.2 Klassifikation von Feedback in Lehr-Lernprozessen anhand des Kriteriums der Komplexität der Feedbacknachricht nach einfachem und elaboriertem Feedback
2.1.4 Feedbackmodelle zur Feedbackrezeption und/oder -gestaltung
2.1.4.1 Makromodelle von Kulhavy und Stock (1989) sowie von Bangert-Drowns u. a. (1991)
2.1.4.2 Mikromodell von Narciss (2006)
2.1.4.3 Rahmenmodell von Strijbos und Müller (2014)
2.1.4.4 Erweitertes Rahmenmodell zur Gestaltung und Verarbeitung von Feedback
2.2 Empirische Befunde zur Lernwirksamkeit des Feedbacks
2.2.1 Überblick über Metanalysen zur Lernwirksamkeit von Feedback
2.2.2 Studien zur Lernwirksamkeit des Feedbacks in Abhängigkeit von der Komplexität der Feedbacknachricht
2.2.3 Studien zur Lernwirksamkeit des Feedbacks in Abhängigkeit von der Feedback-Form
2.2.4 Studien zur Lernwirksamkeit des Feedbacks in Abhängigkeit von (inter-) personalen Faktoren
2.2.5 Studien zur Lernwirksamkeit des Feedbacks in Abhängigkeit von situativen Faktoren
2.2.6 Zusammenfassung der empirischen Befunde zur Lernwirksamkeit des Feedbacks

3 Concept Maps in Lehr-Lernprozessen
3.1 Theoretische Grundlagen zu Concept Maps in Lehr-Lernprozessen
3.1.1 Bestimmung des Begriffs und Klassifikation von Concept Maps
3.1.2 Anwendungsgebiete von Concept Maps in Lehr-Lernprozessen
3.1.3 Theoretische Ansätze zur Lernwirksamkeit von Concept Maps
3.2 Empirische Befunde zur Lernwirksamkeit von Concept Maps
3.2.1 Überblick über Metanalysen zur Lernwirksamkeit von Concept Maps
3.2.2 Studien zum Einfluss von Vorwissen, verbalen Voraussetzungen, kognitiven Fähigkeiten und dem Training der Methode auf die Lernwirksamkeit von Concept Maps
3.2.3 Studien zur Lernwirksamkeit von Feedback zu Concept Maps

4 Empirische Untersuchung zur Lernwirksamkeit von Feedback zu Concept Maps – Konzeption, Erhebung und Auswertung
4.1 Gestaltung der Untersuchung
4.1.1 Fragestellungen und Hypothesen
4.1.2 Stichprobe und Untersuchungsdesign
4.2 Gestaltung der Lernmaterialien und Interventionsmaßnahmen
4.2.1 Planspielunterricht mit Easy Business
4.2.2 Gestaltung des Concept Mapping
4.2.3 Gestaltung des Feedbacks
4.3 Erhebungsinstrumente
4.3.1 Wissenstest als Paralleltest
4.3.2 Sprachfähigkeitstest
4.3.3 Fragebogen zur Einschätzung des Umgangs mit Concept Mapping, der Nützlichkeit des Feedbacks sowie des Umgangs mit Fehlern
4.4 Auswertung der Wissenstests und des Sprachfähigkeitstests
4.4.1 Auswertung der Wissenstests
4.4.2 Auswertung des Sprachfähigkeitstests
4.5 Auswertung der Concept Maps
4.5.1 Kategoriale und strukturelle Inhaltsanalyse
4.5.2 Qualitative Bewertung der Concept Maps
4.6 Auswertung des Fragebogens zur Einschätzung des Umgangs mit Concept Mapping, des Umgangs mit Fehlern sowie der Nützlichkeit des Feedbacks
4.6.1 Auswertung des Teil-Fragebogens zur Einschätzung des Concept Mapping
4.6.2 Auswertung des Teil-Fragebogens zur Einschätzung der Nützlichkeit des Feedbacks
4.6.3 Auswertung des Teil-Fragebogens zur Einschätzung des Umgangs mit Fehlern

5 Empirische Untersuchung zur Lernwirksamkeit von Feedback zu Concept Maps – Analysen und Ergebnisse
5.1 Analysen zum Einfluss der Art des Feedbacks
5.1.1 Analysen zum Einfluss der Art des Feedbacks auf den Wissenserwerb
5.1.1.1 Analyse der Lernwirksamkeit des Concept Mapping
5.1.1.2 Gruppenunterschiede hinsichtlich des Wissenserwerbs
5.1.1.3 Einfluss von personalen und weiteren Faktoren auf den Wissenserwerb
5.1.1.3.1 Einfluss von Vorwissen, Sprachfähigkeit, der Einschätzung zum Umgang mit Concept Mapping und zum Umgang mit Fehlern auf den Wissenserwerb
5.1.1.3.2 Einfluss von niedrigem bzw. hohem Vorwissen auf den Wissenserwerb
5.1.1.3.3 Einfluss von niedriger bzw. hoher Sprachfähigkeit auf den Wissenserwerb
5.1.1.4 Einfluss des Lernzielniveaus auf den Wissenserwerb
5.1.1.4.1 Gruppenunterschiede hinsichtlich des Wissenserwerbs für einfache Aufgaben
5.1.1.4.2 Gruppenunterschiede hinsichtlich des Wissenserwerbs für komplexe Aufgaben
5.1.1.5 Einfluss von personalen und weiteren Faktoren auf den Wissenserwerb einfacher bzw. komplexer Aufgaben
5.1.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse und Bewertung der Hypothesen hinsichtlich des Wissenserwerbs
5.1.2 Einfluss der Art des Feedbacks auf die Qualität der Maps
5.1.2.1 Gruppenunterschiede hinsichtlich der Map-Qualität
5.1.2.2 Einfluss des Vorwissens, der Sprachfähigkeit, der Einschätzung zum Umgang mit Concept Mapping und zum Umgang mit Fehlern auf die Qualität der Maps
5.1.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse und Bewertung der Hypothesen hinsichtlich der Qualität der Maps
5.1.3 Einfluss der Qualität der Maps auf den Wissenserwerb
5.1.3.1 Einfluss der Qualität des 1., 2. und 3. Maps auf den 1. bzw. 2. Nachtest
5.1.3.2 Einfluss von niedriger bzw. hoher Qualität des 2. Maps auf den Wissenserwerb
5.1.3.3 Einfluss von niedriger bzw. hoher Qualität des 3. Maps auf den Wissenserwerb
5.1.3.4 Einfluss der Qualität des 1., 2. und 3. Maps auf den Wissenserwerb einfacher und komplexer Aufgaben
5.1.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse und Bewertung der Hypothesen zum Einfluss der Qualität der Maps auf den Wissenserwerb
5.2 Analysen zum Umgang mit dem Feedback sowie Analyse der Fehler in den Concept Maps
5.2.1 Analysen zum Umgang mit dem Feedback
5.2.2 Analysen der Fehler in den Concept Maps
5.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zum Umgang mit dem Feedback und der Fehleranalyse
5.3 Interpretation der Ergebnisse

6 Schlussbetrachtung
6.1 Zusammenfassung
6.2 Kritische Würdigung, Optimierungsvorschläge und Ausblick

Literaturverzeichnis

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:34048
Date21 May 2019
CreatorsRyssel, Jeannine
ContributorsFürstenau, Bärbel, Strahringer, Susanne, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation0945-4845

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