Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und die häufigste Ursache für eine lebenslange Behinderung im Erwachsenenalter. Ein erheblicher Anteil der Patienten leidet danach unter einer Verschlechterung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie unter affektiven Symptomen wie Depressivität und Angst.
Die Intention der vorliegenden Arbeit bestand darin, jene Eigenschaften von Schlaganfallpatienten zu ermitteln, die mit einer häufigeren Belastung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Symptomen von Depressivität und Angst einhergehen. Ziel ist eine möglichst frühzeitige Identifikation besonders gefährdeter Patientengruppen um wirksamer als in späteren Krankheitsphasen intervenieren zu können. Damit kann eine dauerhafte Senkung der Krankheitslast erreicht werden.
Für die vorliegende Studie wurden 300 Patienten mit klinisch oder bildmorphologisch gesichertem Schlaganfall mittels vier sehr etablierter, unterschiedlich umfangreicher psychometrischer Tests zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36 und EQ-5D) und von Depressivität und Angst (HADS und PHQ-4) befragt. Die Patienten wurden klinisch und paraklinisch untersucht und es wurden soziodemografische Daten erhoben. Die Datenerhebung fand am Universitätsklinikum Leipzig zwischen Januar 2012 und Dezember 2014 statt. Die Auswertung erfolgte deskriptiv, mittels t-Test, einfaktorieller Varianzanalyse (ANOVA), als Korrelationsanalyse und als lineare Regressionsanalyse.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten sich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung am stärksten bei alltäglichen körperlichen Aktivitäten eingeschränkt fühlten. Folgende Aspekte konnten als Prädiktoren einer herabgesetzten gesundheitsbezogenen Lebensqualität und höheren Prävalenz von Depressivität identifiziert werden: Schlaganfallschwere (mRS-Wert), ausgeprägteres neurologisches Defizit (NIHSS-Wert) und stärkere Einschränkungen der Fähigkeiten zu Aktivitäten des täglichen Lebens (Barthel-Index). Je langsamer die Patienten im 10-Meter-Gehtest liefen, desto häufiger fühlten sie sich in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität eingeschränkt und desto häufiger litten sie unter Symptomen von Depressivität. Dieser einfach, schnell und kostengünstig durchzuführende Test zeigte starke und konsistente Korrelationen in Bezug auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und Depressivität. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigten weiterhin ein signifikant besseres Therapieergebnis von Diabetikern im Vergleich zu Nicht-Diabetikern vor allem in Bezug auf eine Belastung durch Depressivität oder Angst. Dies ist möglicherweise durch bessere Coping-Strategien von Patienten mit Diabetes mellitus zu erklären. Ältere Patienten und Frauen fühlten sich häufiger körperlich eingeschränkt. Jüngere Patienten und Männer fühlten sich häufiger sozial und psychisch eingeschränkt. Die Schlaganfallschwere und die Einschränkungen der Fähigkeiten zu Aktivitäten des täglichen Lebens korrelierten stark mit den körperlichen Skalen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Das neurologische Defizit war mit den meisten Subskalen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität korreliert und mit jeder erhobenen Skala zu Angst und Depressivität.
Der Früherkennung von belasteten Patienten kommt eine große Bedeutung zu, da die Behandlung von Depressivität innerhalb des ersten Monats nach Schlaganfall wirksamer ist als eine später einsetzende Therapie in Bezug auf die Fähigkeiten zu Aktivitäten des täglichen Lebens und die Erholung von körperlichen Einschränkungen. Weitere Studien sollten die Auswirkungen einer früh ansetzenden antidepressiven Therapie nach Schlaganfall untersuchen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:77901 |
Date | 08 February 2022 |
Creators | Schreiber, Stefan |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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