"Archiv" ist bei Foucault der Titel für eine historische Größe der Wissensgeschichte, die unter bestimmten Bedingungen der Sagbarkeit
zustande kommt und diese zugleich wirksam macht: "Das Archiv ist zunächst das Gesetz dessen, was gesagt werden kann, das System, das das Erscheinen der Aussagen als einzelner Ereignisse beherrscht. Aber das Archiv ist auch das, was bewirkt, daß all diese gesagten Dinge sich nicht bis ins Unendliche in einer amorphen Vielfalt anhäufen, sich auch nicht in eine bruchlose Linearität einschreiben und nicht allein schon bei zufälligen äußeren Umständen verschwinden; sondern daß sie sich in distinkten Figuren anordnen, sich aufgrund vielfältiger Beziehungen miteinander verbinden, gemäß spezifischen Regelmäßigkeiten sich behaupten ( ... )." Archiv in diesem Sinn ist so etwas wie ein Ermöglichungsgrund von Diskursivität, eine Instanz der historischen Analyse, die das Gesagte in seiner Existenz verständlich macht. In dieser Beziehung soll der Begriff im folgenden auf eine Bibliothek bezogen werden, die wie keine andere das Wissen das 17. Jahrhunderts repräsentiert. So kann man jedenfalls sprechen, wenn man im Hinblick auf die in Wolfenbüttel vollendete Büchersammlung blickt, die nicht nur die zweit- oder drittgrößte Bibliothek war, als ihr Gründer, Herzog August, 1666 starb, sondern die mit größter Wahrscheinlichkeit umfangreichste jemals von einem einzelnen Menschen mit größter Sorgfalt zusammengetragene Bibliothek überhaupt ist.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-149236 |
Date | 18 July 2014 |
Creators | Schneider, Ulrich Johannes |
Contributors | Suhrkamp, |
Publisher | Universitätsbibliothek Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doc-type:bookPart |
Format | application/pdf |
Source | Foucault und die Künste / hrsg. von Peter Gente. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004, S. 315-338 ISBN 3-518-29267-6 |
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