Return to search

Visuell-verbale Beziehungszusammenhänge im Comic. Eine Untersuchung anhand ausgewählter franko-belgischer Comics und der jeweiligen deutschen Übersetzungen.

Comics erfreuen sich bei allen Altersgruppen großer Beliebtheit und bereits in der Kindheit beginnen viele mit dem Lesen von Micky Maus-Magazinen oder Asterix-Bänden. Sie werden im Schulunterricht verwendet, es werden Tagungen, Messen und Festivals (Wichtige Veranstaltungen sind in dieser Hinsicht der Comic-Salon in Erlangen, das Comicfestival München, das Sym-posium zur Förderung und Vernetzung der Comicforschung Comics - Intermedial und Interdisziplinär und vor allem das Festival) zum Thema Comic veranstaltet und nicht zuletzt belegt eine Vielzahl von Sammlern, Vereinigungen und Fachzeitschriften (u. a. Comixene, Reedition, Speedline usw.), dass Comics vor allem im vergangenen Jahrhundert zunehmend an Popularität gewannen und heute sowohl Kinder als auch Erwachsene zu begeistern vermögen. Um den Ansprüchen der verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden, haben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts verschiedene Genres herausgebildet, die mittlerweile jegliche Vorlieben der Comicleser abdecken. Auch bilden sie nicht selten die Vorlage für Kinoadaptionen, wie aktuell der Film Die Abenteuer von Tim und Struppi. Das Geheimnis der „Einhorn“(Der Originaltitel des Films lautet The Adventures of Tintin: Secret of the Unicorn) beweist. Da Comics mit einem Übersetzungsaufkommen von rund 40.000 Seiten pro Jahr im deutschen Sprachraum (Kaindl 2004: 164) eine übersetzungsrelevante Textsorte sind und auch das Zusammenwirken von Bild und Text im alltäglichen Umfeld zunimmt, entstand die Idee, im Rahmen dieser Arbeit visuell-verbale Beziehungszusammenhänge und ihre Relevanz für die Übersetzung am Beispiel franko-belgischer Comics zu untersuchen. Belgien und Frankreich sind Länder mit einer langen Comictradition und tragen als Ausgangskulturen eine bedeutende Rolle. Allein 2011 sind im frankofonen Raum 5327 bandes dessinées erschienen, was einer Steigerung von 3,04 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (web_acbd.fr). Von den 3841 Neuerscheinungen fallen insgesamt 42,49 % (1632 Alben) auf franko-belgische Alben (web_acbd.fr). Aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht bilden Comics einen interessanten Untersuchungsgegenstand, weil sie viel über die Kultur und Gesellschaft, aus der sie stammen, preisgeben und die Sprache von Teilen der Gesellschaft prägen. Wendungen wie Dem Ingenieur ist nichts zu schwör oder Inflektive wie seufz, lach oder grübel sind in den allgemeinen Sprachschatz übergegangen. Das Zusammenspiel visueller und sprachlicher Elemente ermöglicht verschiedene Aspekte der Analyse und es gibt viele Bereiche, zu denen Comics Wissen beisteuern können. Obwohl neben alljährlich erscheinenden Publikationen wie dem Comic-Preiskatalog, Comic Jahrbuch oder Comic Almanach (Sanladerer 2006: 6) wiederholt die Bestandteile von Comics oder auch die Übersetzung von Sprachspielen im Comic in der Vergangenheit thematisiert worden sind (Spillner 1980, Grassegger 1985, Picout 2008 etc.), wurden nur wenige Arbeiten einer ausführlichen Betrachtung visuell-verbaler Beziehungszusammenhänge gewidmet. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang vor allem die Monografie von Kaindl (2004), in der der Comic mit seinen Elementen sowie das Zusammenwirken von sprachlichen und bildlichen Komponenten aus translationswissenschaftlicher Sicht analysiert werden. Dolle-Weinkauff erklärte 1990, dass das Feld der Comics längst nicht „vollständig bibliographisch erschlossen“ sei (ebd.: 14). Mit der vorliegenden Arbeit soll vor allem eine Lücke hinsichtlich der genauen Beschreibung der Beziehungsmöglichkeiten von Text und Bild sowie deren Auswirkungen auf die Übersetzung geschlossen werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist, zunächst einen umfassenden Überblick über Comics zu geben und anschließend eine Analyse der visuell-verbalen Beziehungszusammenhänge an ausgewählten Beispielen franko-belgischer Comics und deren deutschen Übersetzungen vorzunehmen. Es sollen Zusammenhänge verdeutlicht und Übersetzungsschwierigkeiten aufgezeigt werden, die sich aus der Verflechtung sprachlicher und bildlicher Elemente ergeben. Die sehr detaillierte Aufschlüsselung in spezifische Beziehungszusammenhänge soll vor allen Übersetzer für derartige Details und daraus resultierende Probleme sensibilisieren.
In dieser Arbeit sind bildliche Elemente synonym zu visuellen Elementen zu verstehen. Die Bezeichnungen verbal und sprachlich werden in dieser Arbeit ebenfalls synonym verwendet.
Zunächst sollen in Kapitel 2 Definitionsansätze für Comics vorgestellt, die historische Entwicklung beschrieben sowie Erscheinungsformen und Genres dargestellt werden. In Kapitel 3 soll auf Comics als Gegenstand der Übersetzungswissenschaft eingegangen werden. Dies geschieht sowohl unter Berücksichtigung ihrer Einbettung in die Texttypenklassifizierung nach Reiß (1971), ihrer besonderen Elemente auf bildlicher und sprachlicher Ebene als auch für die Praxis relevanter Aspekte wie die Entwicklung und den Stand der Comicübersetzung. In Kapitel 4 stehen die Text-Bild-Beziehungen im Mittelpunkt, die unter anderem zur Konstruktion der Narration beitragen und somit für den Comic und seine Übersetzung eine wichtige Funktion einnehmen. Es werden unterschiedliche Klassifizierungsansätze vorgestellt, die sich mit dem zwischen sprachlichen und visuellen Elementen bestehenden Verhältnis auseinandersetzen. Des Weiteren werden Übersetzungsprobleme in der Theorie dargelegt, die sich aus dem Zusammenspiel von Text und Bild ergeben. In Kapitel 5 werden diese visuell-verbalen Beziehungszusammenhänge anhand von Beispielen aus franko-belgischen Comicserien und deren deutschen Übersetzungen genauer untersucht sowie spezifische Übersetzungsprobleme hervorgehoben und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Es soll eine qualitative, keine quantitative Analyse entstehen, sodass mit der vorliegenden Analyse auch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden soll. Insbesondere bei der Betrachtung übersetzungsrelevanter Einzelphänomene wäre dies unmöglich, sodass lediglich repräsentative Beispiele der jeweiligen Kategorien angeführt werden können. Im anschließenden Kapitel 6 sollen die Ergebnisse resümiert werden. Sämtliche Ergebnisse und Schlussfolgerungen, die auf der Grundlage der Analyse gezogen werden, können sich natürlich lediglich auf das untersuchte Korpus beziehen und sollten nicht verallgemeinernd übertragen werden. In Kapitel 7 wird schließlich ein Fazit der Arbeit gezogen und ein Ausblick auf mögliche Forschungsperspektiven gegeben.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-124300
Date22 October 2013
CreatorsSchröder, Katja
ContributorsUniversität Leipzig, Philologische Fakultät, Dr. phil. Harald Scheel, Dr. phil. Harald Scheel, Universitätsprofessorin Sabine Bastian
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:masterThesis
Formatapplication/pdf

Page generated in 0.0023 seconds