Verglichen mit dem Gesamtunfallgeschehen auf deutschen Straßen stellen Wildunfälle nur ein relativ geringes Verletzungsrisiko für Verkehrsteilnehmer dar. Wildunfälle geschehen fast ausschließlich auf Außerortsstraßen. 2017 wurden dort 2.334 Wildunfälle mit Personenschaden polizeilich erfasst, das entspricht rund 2,5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden im Außerortsbereich. Dabei wurden 10 Personen getötet, 561 schwer und 2.121 leicht verletzt. Etwa 96 Prozent dieser Unfälle ereigneten sich auf Landstraßen, also außerhalb des Autobahnnetzes. Wildunfälle sind überwiegend Unfälle mit Sachschaden, die oft nicht polizeilich aufgenommen werden. Es gibt daher eine sehr hohe Dunkelziffer in der amtlichen Statistik. Die Anzahl der bei den Kfz-Kaskoversicherern gemeldeten Schadensfälle infolge von Wildunfällen hat sich in den letzten zehn Jahren um 14 Prozent auf rund 275.000 im Jahr 2017 erhöht; die damit verbundenen Versicherungsleistungen stiegen im selben Zeitraum sogar um rund 50 Prozent auf 744 Millionen Euro (Abbildung 1). Das heißt, der Kostenanstieg der Versicherungsleistungen beträgt das Dreieinhalb-fache des Anstiegs der Wildunfälle im betrachteten Zeitraum. Wildschäden belegen bei den PKW-Schadensfällen in der Kaskoversicherung nach dem Glasbruch den zweiten Rang. Wildschäden an Fahrzeugen ohne Kaskoversicherung werden in der Regel nicht erfasst und sind damit Teil der Dunkelziffer. Nach der Wildunfallstatistik des Deutschen Jagdverbandes werden je nach Wildart bis zu 20 Prozent der Wildtiere nicht durch die Jagd erlegt. Die meisten davon werden vermutlich durch Kollisionen mit Fahrzeugen im Straßenverkehr getötet. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs ist anzunehmen, dass diese Anzahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird (Bruinderick und Hazebroek 1996, Seiler 2004, Gritzka et al. 2010). Die in den vergangenen Jahren eingesetzten Gegenmaßnahmen sind in der Regel sehr kostenintensiv (z.B. Wildzäune und Wildbrücken) oder hatten wenig Erfolg (z.B. weiße und rote Reflektoren, Wildwechselzeichen; vgl. Bruinderick und Hazebroek 1996). In einer von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) bereits 2007 publizierten Untersuchung zur Wirksamkeit von weißen, roten und akustischen Reflektoren konnte keine Wirkung auf die Zahl der Unfälle mit Wildbeteiligung nachgewiesen werden (Voß et al. 2007). Nach der Veröffentlichung dieser Studie mehrten Berichte dass blaue Reflektoren zu einer Verminderung von Wildunfällen führen würden. Allerdings haben die Hersteller dieser Reflektoren bis heute keine breit angelegte wissenschaftliche Studie vorgelegt, die eine statistisch signifikante Reduzierung von Wildunfällen durch ihre Produkte nachweist. Vor diesem Hintergrund hat die UDV die hier vorliegende neue Studie initiiert und finanziert, die durch die Georg-August-Universität Göttingen in Kooperation mit der Universität Zürich durchgeführt wurde. Die zu klärende zentrale Frage war, ob das Anbringen von blauen oder multi-farbigen Reflektoren die Anzahl der Wildunfälle dauerhaft wirksam reduzieren kann. Zudem sollte geklärt werden, inwieweit infrastrukturelle, straßenraumgestalterische, landnutzungs- oder tierspezifische Merkmale einen maßgebenden Einfluss auf das Wildunfallgeschehen haben können.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74701 |
Date | 29 April 2021 |
Creators | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. |
Publisher | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text |
Source | Forschungsberichte / Unfallforschung der Versicherer, GDV |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-746296, qucosa:74629 |
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