Einleitung: Der vordere Kreuzbandriss ist die häufigste Lahmheitsursache der Hintergliedmaße beim Hund und führt zu einer Kniegelenksinstabilität im Sinne einer kranio-kaudalen Translationsbewegung. Die Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO) ist eine der populärsten Operationsmethoden zur dynamischen Stabilisierung des kaninen Kniegelenks nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes. Postoperativ kommt es bei Anwendung dieser Technik häufig zu einer Verdickung des Ligamentum patellae (Lig. patellae). Diese kann asymptomatisch sein, aber auch mit einer Lahmheit und Druckdolenz im Sinne einer Tendinose einhergehen.
Ziele der Untersuchungen: Die Ziele der vorliegenden Arbeit waren die Bestimmung der Prävalenz einer kranio-kaudalen Instabilität des kaninen Kniegelenks bei kompletter Ruptur des vorderen Kreuzbandes vor und nach der TPLO sowie die Bestimmung der Prävalenz und Risikofaktoren einer Verdickung des Ligamentum patellae bei diesen Gelenken.
Tiere und Methoden: Insgesamt wurden 37 Kniegelenke mit einer kompletten vorderen Kreuzbandruptur untersucht. Dabei wurden die Daten von 21 Kniegelenken retrospektiv ausgewertet und für 16 Kniegelenke prospektiv erhoben. Zur Sicherung der Diagnose und Beurteilung der Menisken wurden alle Kniegelenke zehn bis 14 Tage vor der Stabilisierung arthroskopiert. War eine Meniskuspathologie vorhanden, wurde eine Teilmeniskektomie durchgeführt. In der retrospektiven Gruppe wurde im Rahmen der TPLO ein postoperativer Tibiaplateauwinkel (TPA) von 5° und in der prospektiven Gruppe von 0° angestrebt. Die Patienten wurden präoperativ und im Zeitraum von sechs bis acht Wochen nach einer TPLO mit Hilfe der uniplanaren fluoroskopischen Kinematografie auf einem Laufband untersucht. Es erfolgte eine visuelle, quantitative Auswertung der entstandenen Videosequenzen durch zwei unabhängige Untersucher, wobei eine sichtbare kranio-kaudale Translationsbewegung als Kniegelenksinstabilität gewertet wurde. Zusätzlich wurde eine Vermessung zur Beurteilung der postoperativen Verdickung des Ligamentum patellae bei 36 der 37 Kniegelenke an einem proximalen und einem distalen Messpunkt durchgeführt. Diese Messung erfolgte ebenfalls präoperativ und im Zeitraum von sechs bis acht Wochen nach der TPLO.
Ergebnisse: Insgesamt waren 28 von 37 Kniegelenken in der Sagittalebene stabil (75,68 %). In der prospektiven Gruppe traten signifikant häufiger stabile Kniegelenke auf (p = 0,02). Der postoperative TPA war in der prospektiven Gruppe signifikant kleiner als in der retrospektiven Gruppe (p = 0,01). Die Wahrscheinlichkeit der Stabilität steigt bei niedrigem postoperativen TPA an (Steigungsparameter −0,22, p = 0,03). Es konnte kein statistisch signifikanter Einfluss des Rotationswinkels auf die Kniegelenksstabilität festgestellt werden (p = 0,42). Zwischen Meniskusteilresektion und postoperativer Stabilität konnte ebenfalls kein statistisch signifikanter Zusammenhang ermittelt werden (p = 0,63). Bei allen Kniegelenken fand nach der TPLO eine Verdickung des Lig. patellae statt. Diese war am distalen Messpunkt stärker als proximal (p = 0,00). Zwischen den beiden Gruppen war kein signifikanter Unterschied bezüglich der Dickenzunahme der Patellarsehne zu verzeichnen (p = 0,13). Bei einem niedrigeren postoperativen TPA zeigte sich eine signifikante Zunahme der Verdickung des Lig. patellae an beiden Messpunkten (proximal: p = 0,02; distal: p = 0,03). Es zeigte sich außerdem eine tendenziell stärkere Dickenzuname am distalen Messpunkt bei einer schmalen Tuberositas tibiae (Steigungsparameter −0,08, p = 0,54) und an beiden Messpunkten bei einem hohen Rotationswinkel (Steigungsparameter 0,10, proximal: p = 0,18; distal: p = 0,09).
Schlussfolgerung: Da in der prospektiven Gruppe ein postoperativer TPA von 0° angestrebt wurde, wurden auch signifikant kleinere TPA und mehr stabile Kniegelenke als in der retrospektiven Gruppe erzielt. Der Rotationswinkel und die Meniskusteilresektion haben keinen Einfluss auf die kranio-kaudale Kniegelenksstabilität nach einer TPLO. Bei allen Kniegelenken fand eine Verdickung des Lig. patellae postoperativ statt, die am distalen Messpunkt stärker war. Einen Risikofaktor dafür stellt ein niedriger postoperativer TPA dar. Die kraniokaudale Ausdehnung der Tuberositas tibiae nach der Osteotomie und der Rotationswinkel scheinen einen Einfluss auf die Entwicklung einer solchen Verdickung zu haben. Für die Beurteilung der klinischen Relevanz dessen sind weiterführende Studien notwendig.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:34027 |
Date | 20 May 2019 |
Creators | Rebentrost, Pia |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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