In seinem Artikel zur Reger-Rezeption bei den französischen Organisten hat
Pierre Guillot einen allmählich steigenden Antagonismus zwischen Frankreich
und Deutschland während des Zeitraums 1870–1914 festgestellt. Dieser
angeblich zu einem ‚musikalischen Protektionismus‘ führende Antagonismus
stelle einen der Gründe für die schlechte Rezeptionslage Regers
dar. Laut Guillot gebe die durch die Blüte der nationalen (Orgel-)Schule
bedingte Befreiung vom Einfluss der Musik des Nachbarn eine andere Erklärung
für diese Situation ab. Meines Erachtens ist das aber eine etwas
verquere Sicht der Dinge. Einerseits bedeutet die Herausbildung einer nationalen
Schule nicht unbedingt, dass man sich von der Musik der anderen
Kulturen entfernt. Andererseits hat der preußisch-französische Krieg die
Aneignung der deutschen Instrumentalkunst nicht unterbrochen, sondern
– nach einer kurzen Latenzphase – sogar intensiviert, und zwar trotz der
Gründung der ‚Société Nationale de Musique‘, welche unter dem nationalistischen
Motto Ars Gallica als Katalysator für die Pflege französischer Instrumentalmusik fungierte.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:32319 |
Date | 04 December 2018 |
Creators | Ehrhardt, Damien |
Publisher | Internationale Arbeitsgemeinschaft für die Musikgeschichte in Mittel- und Osteuropa an der Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:article, info:eu-repo/semantics/article, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-322867, qucosa:32286 |
Page generated in 0.0021 seconds