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Laktatdynamik bei kritisch kranken Schockraumpatienten

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob dynamische Laktatparameter eine Vorhersage auf das spätere Überleben von kritisch kranken nicht-traumatologischen Schockraumpatienten erlauben. Die Hypothese war, dass man anhand der Laktatdynamik Notfallpatienten mit einem höheren Risiko zu Versterben identifizieren kann. Zahlreiche bereits veröffentlichte Studien legen eine solche Vorhersagekraft für sehr selektionierte Patientenkollektive nahe. In der OBSERvE-Laktat-Studie [1] wurde nun erstmals ein nicht-selektioniertes Patientenkollektiv von nicht-traumatologischen Schockraumpatienten betrachtet.
Während des Erhebungszeitraumes von 365 Tagen wurden 34.303 Patienten in der der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Leipzig behandelt. Davon hatten 13.229 Patienten führend ein Trauma als Aufnahmegrund, 592 von ihnen wurden im traumatologischen Schockraum behandelt. Von den verbliebenden 21.074 mussten 532 kritisch kranke nicht-traumatologischen Patienten im sog. konservativen Schockraum behandelt werden. Es konnten retrospektiv die Daten von 392 Patienten ausgewertet werden. Aus diesem Patientenkollektiv überlebten 279 (71%) bis Krankenhausentlassung bzw. 30 Tage. Die Laktatwerte bei Aufnahme unterschieden sich signifikant zwischen den überlebenden und verstorbenen Patienten, insbesondere ein initiales Serumlaktat über 8,1 mmol/l ging nahezu eine Verdoppelung der Sterberate einher. Ebenso gab es signifikante Unterschiede beim zeitgewichteten Durchschnittslaktat. Dagegen waren die Unterschiede in der Laktatdynamik zu keinem der untersuchten Zeitpunkte 1, 6, 12 und 24 h nach Krankenhausaufnahme signifikant.
In der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass nach Ausschluss der reanimierten Patienten kein signifikanter Unterschied im Aufnahmelaktat bestand, aber signifikante Unterschiede beim zeitgewichteten Durchschnittslaktat (LacTW) sowie der Laktatdynamik (LD) 6 Stunden nach Aufnahme dokumentiert werden konnten. Bei Patienten mit initialer Hyperlaktatämie unterschied sich die Laktatdynamik nach 1 und 6 Stunden sowie die LacTW zwischen überlebenden und verstorbenen Patienten. Bei Patienten ohne initiale Hyperlaktatämie fanden sich signifikante Unterschiede ebenfalls in der LacTW und der LD nach 6 Stunden. Patienten mit initial schwerer Hyperlaktatämie wiesen signifikante Unterschiede in der LD nach 1, 6, und 12 Stunden sowie der LacTW auf.
Die vorliegende retrospektive Untersuchung zeigt, dass in dem vorliegenden Studiensetting mit einem sehr heterogenen Patientenspektrum die Laktatdynamik nur eine eingeschränkte Aussagekraft auf das spätere Überleben hatte. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu Arbeiten mit hochselektionierten Patientenkollektiven, die an dieser Stelle eine höhere Aussagekraft feststellen konnten [46–51]. Der zeitgewichtete Durchschnittslaktatwert zeigte im Einklang mit der Literatur [46] als zweiter untersuchter dynamischer Parameter, im gesamten Patientenkollektiv und auch in allen Subgruppen signifikante Unterschiede zwischen Patienten die 30 Tage bzw. bis Krankenhausentlassung überlebten und jenen, die im Verlauf verstarben. Ebenso bestätigte sich der mögliche prädiktiven Wert der initialen Blutlaktatkonzentration bei Aufnahme, der auch in anderen Untersuchungen erkannt wurde [2, 59, 60, 60–63]. Einschränkend gelten unsere Ergebnisse nur für die in unserer Studie eingeschlossenen Patienten und nicht für diejenigen mit gleichem Krankheitsbild die unter Umgehung des Schockraums direkt einer weiteren innerklinischen Versorgungsstruktur zugeführt wurden (z.B. Direkte Zuführung eines Patienten zum Herzkatheterlabor).
Bei unselektionierten nicht-traumatologischen Schockraumpatienten können dynamische Laktatparameter also helfen, die 30-Tages-Mortalität abzuschätzen. Insbesondere Patienten mit hohen Werten bei Schockraumaufnahme scheinen ein deutlich erhöhtes Risiko aufzuweisen. Damit Laktat und dessen dynamische Entwicklung im frühen klinischen Verlauf als weiteres wertvolles Instrument zur Identifikation kritisch kranker Patienten mit hohem Risiko zu Versterben einen Weg in die klinische Routine findet, fehlt für dynamische Laktatparameter noch der positive Nachweis in großen prospektiven Erhebungen an nicht-selektionierten Patientengruppen. Falls dieser Nachweis gelingt, steht dem Kliniker ein Werkzeug zur Verfügung, das unproblematisch und ohne wesentliche Mehrkosten die Patientenversorgung in Akut- und Intensivtherapie weiter optimieren kann.:Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................................................ 4
Bibliografische Beschreibung .................................................................................................................. 5
1. Einführung ........................................................................................................................................... 7
1.1. Frühe Geschichte des Laktats....................................................................................................... 7
1.2. Biochemie des Laktatstoffwechsels ............................................................................................. 7
1.3. Laktat als Surrogatparameter bei kritisch kranken Patienten.................................................... 10
2. Laktatdynamik ................................................................................................................................... 13
3. OBSERvE-Laktat-Studie...................................................................................................................... 14
3.1. Hintergrund und Ziele ................................................................................................................ 14
3.2. Studiendesign ............................................................................................................................. 14
Methode und Patientenkollektiv................................................................................................... 14
Studiengröße ................................................................................................................................. 14
Einschlusskriterien......................................................................................................................... 15
Ausschlusskriterien........................................................................................................................ 15
Subgruppen ................................................................................................................................... 16
3.4. Datenerfassung und Auswertung............................................................................................... 16
3.5. Kooperation................................................................................................................................ 18
4. Originalpublikation............................................................................................................................ 19
5. Zusammenfassung der Arbeit ........................................................................................................... 30
6. Literaturverzeichnis........................................................................................................................... 33
7. Anlagen – Supplementmaterial der Originalpublikation................................................................... 39
8. Darstellung des eigenen Beitrags ...................................................................................................... 40
9. Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit................................................................... 41

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:73156
Date16 December 2020
CreatorsKramer, Andre
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationdoi.org/10.1016/j.jemermed.2018.10.033

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