Hormonelle Dysregulationen werden bei Dialysepatienten häufig beobachtet. Dabei ist die Ätiologie als ein multifaktorielles Geschehen zu sehen. Eine Ursache wird der bei Dialysepatienten oft vorhandenen Hyperprolaktinämie zugeschrieben, wobei der Pathomechanismus in seiner Gänze nicht geklärt ist. Die vorliegende Arbeit untersucht die thyreotrope und gonadotrope Achse bei 170 dialysepflichtigen Patienten zwei verschiedener Dialysestandorte. Hierbei wurde vor allem der Einfluss des Prolaktins, aber auch anderer Faktoren der Dialysetherapie (u.a. Behandlungsart, verwendeter Dialysefilter, Therapiezeit, Behandlungszeit pro Dialyse) auf die Schilddrüsen- und Geschlechtshormonachse untersucht. Hierzu erfolgte eine Blutentnahme zur endokrinologischen Diagnostik beider Hormon-achsen.
Um auch morphologische Veränderungen der Schilddrüse zu erfassen, wurde bei allen Patienten eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durchgeführt, wobei Volumen und noduläre Veränderungen des Organs registriert wurden. Bei 70 % der untersuchten Patienten fanden sich noduläre Veränderungen im Schilddrüsen-parenchym, eine Vergrößerung des Organs wurde bei 33 % der Studienteilnehmer detektiert.
Nach Ausschluss der Patienten mit prolaktinbeeinflussender Medikation konnten bei Patienten mit High-Flux-Dialysefiltern signifikant höhere Prolaktinspiegel gemessen werden. Sowohl Behandlungsart (Hämodialyse oder Hämodiafiltration) als auch Behandlungszeit pro Dialysesitzung (in h) und Therapiezeit (in Jahren) haben keinen klinisch relevanten und statistisch signifikanten Einfluss auf den Prolaktinspiegel.
Um darzustellen, welchen Einfluss ein erhöhter Prolaktinspiegel auf die thyreotrope und gonadotrope Achse hat, wurden die Patienten in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die Auswertung der Daten ergab, dass Patienten mit erhöhtem Prolaktinspiegel auch ein signifikant höheres TSH haben. Dabei stehen die peripheren Schilddrüsenhormonen in keiner Korrelation zum Prolaktin. Jedoch neigen die untersuchten Patienten mit erhöhtem Prolaktinspiegel zu kleineren Schilddrüsenvolumina, was Untersuchungsergebnissen anderer Studien widerspricht. Eine Korrelation der Prävalenz nodulärer Schilddrüsenveränderungen mit dem Prolaktin ließ sich in der vorliegenden Arbeit nicht finden.
Andere Einflussfaktoren auf die thyreotrope Achse sind die Dialyse-Therapiezeit (in Jahren) sowie die Wahl des Dialysefilters, wobei sich bei Low-Flux-Dialysefiltern verminderte TSH- und Albuminspiegel fanden. Ein Hinweis auf die Abhängigkeit des Serumjodspiegels von der Wahl des Dialysefilters konnte nicht festgestellt werden.
Störungen der gonadotropen Achse treten bei Dialysepflichtigkeit gehäuft auf. Bei männlichen Patienten zeigt sich das Bild eines hypergonadotropen Hypogonadismus mit erhöhten Gonadotropinen bei vermindertem Testosteron (35 %). Dabei fand sich eine negative Korrelation von Prolaktin und Testosteron (p = 0,007). Dialysepflichtige Frauen mit erhöhtem Prolaktin zeigten hingegen erhöhte Serumspiegel für Testosteron, Östradiol, Androstendion und 17-Hydroxy-Progesteron.
Bei Patienten der Harzregion konnten signifikant geringere Serumjodspiegel im Vergleich mit den Patienten der Region Leipzig nachgewiesen werden. Unterschiede im Schilddrüsenvolumen oder nodulären Parechymveränderungen fanden sich nicht.
Mit der vorliegenden Arbeit ist es gelungen, den thyreotropen und gonadotropen Hormonstatus dialysepflichtiger Männer und Frauen intensiv und geordnet darzustellen. Es wurden beeinflussende Faktoren beachtet und herausgearbeitet
sowie Vorschläge für nachfolgende Studien erbracht. Hierbei sollte der Fokus vor allem auf der endgültigen Klärung des Pathomechanismus der Hyperprolaktinämie bei dialysepflichtigen Patienten liegen, da diese ursächlich mit dem Hypogonadismus und damit einhergehenden klinischen Problemen der Patienten assoziiert ist. Aufgrund der in dieser Arbeit erneut nachgewiesenen erhöhten Prävalenz pathologischer Veränderungen der thyreotropen Ache dialysepflichtiger Patienten ist eine regelmäßige laborchemische und morphologische Kontrolle der Schilddrüse bei genanntem Patientenklientel empfohlen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:32264 |
Date | 29 November 2018 |
Creators | Rettig, Ronny |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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