In dem vorliegenden paper wird die Position begründet, dass die Regulierungsstrukturen des deutschen öffentlichen Verkehrs reformiert werden müssen, wenn die Aufgabenträger und Unternehmen in die Lage versetzt werden sollen, den zukünftigen Herausforderungen der sich verstärkenden regionalen Disparitäten begegnen zu können: Schrumpfende Städte und dünn besiedelte ländliche Gebiete benötigen andere Mobilitätslösungen als Ballungsräume. Allerdings behindern die bestehenden finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen des öffentlichen Verkehrs die Entwicklung bedarfsgerechter lokaler Mobilitätskonzepte. Gleichzeitig wird auf diese Weise der Status quo – die kostenträchtigen und unattraktiven Standardleistungen – konserviert.
In einem ersten Schritt werden die Ergebnisse der Analyse verschiedener Fallstudien von Gebieten und Städten dargestellt, die mit Prozessen des Bevölkerungsschwunds konfrontiert werden. Die hier ausgewählten Fallbeispiele aus Ostdeutschland werden als exemplarisch für einen generellen Trend betrachtet; diese Vorgehensweise wird durch die entsprechenden demografischen Prognosen gedeckt: Eine rasant ansteigende Zahl von Gebieten und Städten wird in den nächsten 30 Jahren mit der hohen Herausforderung konfrontiert werden, Schrumpfungsprozesse zu bewältigen.
Die Analyse konzentriert sich auf zwei Fragestellungen:
(1) Auf welche Weise beeinflusst eine schrumpfende Bevölkerung den öffentlichen Verkehr?
(2) Welche Maßnahmen und Strategien wurden bislang von den betroffenen Aufgabenträgern und Unternehmen realisiert, um mit den neuen Herausforderungen umzugehen?
Die Fallstudien zeigen, dass sich die Schrumpfungsprozesse je nach den spezifischen regionalen Bedingungen unterscheiden.
In einem zweiten Schritt wird die zentrale These des papers diskutiert: Entsprechend der Analyse der finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen wird argumentiert, dass diese Strukturen eine lokale Entwicklung adäquater Strategien des downsizing verhindern.
Im dritten Schritt wird dargelegt, auf welche Weise die Rahmenbedingungen des öffentlichen Verkehrs reformiert werden müssen, um vermehrt Lösungen für regionale Anpassungen zu befördern. Solche Gebiete, die absehbar am stärksten durch den Bevölkerungsschwund betroffen sein werden, sollten als offizielle Experimentierräume ausgewiesen werden, so dass hier neue Mobilitätslösungen nicht auf die sonst üblichen (rechtlichen) Barrieren stoßen. So könnten etwa Gutschein-basierte Lösungen erprobt werden, die bisherige Lösungen für die öffentliche Bezuschussung ablösen könnten. / The paper argues that the governance of public transport in Germany needs to be reformed if transport authorities and transport companies want to address the challenges posed by increasing regional disparities: „Shrinking cities“ and thinly populated rural areas need mobility solution different from those in agglomerations; yet, the structures of funding and regulating public transport discourage the development of „custom-made“ local mobility concepts while preserving the status-quo of a costly and unattractive standard service. In a first step we will present our analysis of several case studies of districts and cities confronted with a process of „population drain“. Backed by the relevant demographic projections we take the eastern German cases chosen here as exemplary for a general trend: Coping with „shrinking processes“ will be a major challenge for an increasing number of districts and cities in the next 30 years.
The analysis focuses on two questions:
(1) How does a decreasing population affect public transport?
(2) Which measures and strategies have local transport authorities and companies so far adopted to cope with the new challenges?
The case studies show that shrinking-patterns differ according to a set of regional characteristics. In a second step the central hypothesis will be discussed: analysing the regulation and financing tools which form the governance regime of public transport we argue that these structures inhibit the local development of adequate „downsizing“ strategies. In a third step we suggest how governance structures must be reformed to make them fit for more regional diversity. Those areas most severely affected by a „population drain“ should be declared „governance laboratories“ where experiments with new mobility solutions are granted special tolerance and regulatory innovations such as a voucher-based system of public funding may be tested.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:37381 |
Date | 14 January 2020 |
Creators | Blümel, Hermann, Canzler, Weert, Knie, Andreas, Ruhrort, Lisa |
Contributors | Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text |
Source | InnoZ-Bausteine |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-370554, qucosa:37055 |
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