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Subjektive Gesundheitseinschätzung gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes / Self-rated health (SRH) and health-related quality of life (HRQoL) in women after childbirth

In Deutschland ist eine zunehmende Kinderlosigkeit zu beklagen (Statistisches Bundesamt 2009). Die Ursachen hierfür werden primär vor dem Hintergrund der Unvereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft diskutiert (Schrupp 2008). Aus lerntheoretischer Perspektive wären subjektiv empfundene gesundheitliche Ein-schränkungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes als weitere Ursache denkbar. Über die subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen im geburtshilflichen Kontext ist jedoch nur wenig bekannt. Vereinzelt finden sich Hinweise, dass Frauen ihre subjektive Gesundheit (SGH) nach der Geburt ihres Kindes trotz bestehender Morbidität sehr positiv bewerten (Bauer 2011, Schytt et al. 2005, Borrmann 2005). Ziel der Studie ist es die subjektive Morbidität, die SGH sowie die gesundheitsbezogenen Lebensqualität (GHLQ) gesunder Frauen acht Wochen und sechs Monate nach der Geburt eines Kindes zu erfassen und die Faktoren zu ermitteln, die sich beeinflussend auf SGH und GHLQ auswirken.
Methode: Retrospektive, longitudinale Kohortenstudie. Basis der Sekundäranalyse bilden Daten von 1029 Erst- und Mehrgebärenden, die im Rahmen einer multizentrisch angelegten, prospektiven Interventionsstudie zum Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal an der Hochschule Osnabrück unter Förderung des Bundesministeri-ums für Bildung und Forschung (FKZ 01 GT 0616) zum Zeitpunkt der Geburt (t0) sowie acht Wochen (t1) und sechs Monate (t2) nach der Geburt erhoben wurden. Zur Ermittlung der SGH wurde der SF-1 angewendet. Die Operationalisierung der GHLQ erfolgte über die standardisierte körperliche und die standardisierte psychische Summenskala des SF-36.
Ergebnisse: Gut die Hälfte der Studienteilnehmerinnen bewertete ihre SGH zu t1 und t2 besser als gut, wobei Erstgebärende gegenüber Mehrgebärenden signifikant häufiger diese positive Einschätzung vornahmen (p<.007). Neben einer Reihe von Faktoren, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Geburt stehen, zeigten sich geburtsspezifische Aspekte als signifikante Einflussgrößen. In der Gruppe der Erstgebärenden er-höhte sich bei Vorliegen geburtsverletzungsbedingter Beschwerden die Chance auf eine beeinträchtigte SGH zu t1 signifikant (OR 1.68, [95% KI 1.04-2.71]; p=.035). In der Gruppe der Mehrgebärenden erwies sich ein nega-tives Geburtserleben zu t2 als signifikante Einflussgröße für eine beeinträchtigte SGH (OR 7.66, [95% KI 2.17-26.99]; p=.002). Hinsichtlich der GHLQ konnten ebenfalls geburtsspezifische Aspekte als Einflussgrößen ermit-telt werden. Zu t1 erhöhten in der Gruppe der Erstgebärenden geburtsverletzungsbedingte Beschwerden die Chance auf eine verminderte GHLQ um fast das Dreifache (OR 2.83, [95% KI 1.63-4.93]; p<.001). Ein negati-ves Geburtserleben verdoppelte die Chance auf eine verminderte GHLQ in dieser Gruppe (OR 2.09, [95% KI 1.19-3.65]; p=.010). In der Gruppe der Mehrgebärenden zeigte sich das negative Geburtserleben ebenfalls als signifikante Einflussgröße (OR 3.93, [95% KI 1.14-13.53]; p=.030). Dies allerdings erst zu t2. Insgesamt konn-ten in einzelnen Subskalen des SF-36 signifikante Abweichungen zwischen der landes-, alters- und geschlechts-spezifischen Normstichprobe und dem Studiensample festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Geburtsverletzungsbedingte Beschwerden und ein negatives Geburtserleben beeinflussen die SGH und GHLQ nachhaltig. Mit dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen geburtshilflichen Versorgung gilt es die subjektiven Gesundheitseinschätzungen von Frauen nach der Geburt eines Kindes standardisiert zu evalu-ieren. Um Ceiling-effekte zu vermeiden müssen die in anderen Bereichen bisher üblichen Erhebungsverfahren für den geburtshilflichen Kontext modifiziert werden

Identiferoai:union.ndltd.org:uni-osnabrueck.de/oai:repositorium.ub.uni-osnabrueck.de:urn:nbn:de:gbv:700-201109278350
Date27 September 2011
CreatorsSchäfers, Rainhild
ContributorsProf. Dr. Beate Schücking, Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein
Source SetsUniversität Osnabrück
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf, application/zip
Rightshttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/

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