Ausgangspunkt der Arbeit bildete die Bedeutung von Teamreflexionsprozessen für die Weiterentwicklung und Leistungsfähigkeit von Projektteams. Nach der Theorie der Teamreflexivität von West (1996, 2000) spielen regelmäßige Reflexionsprozesse eine besondere Rolle bei der Anpassung an steigende Herausforderungen der Teamarbeit und stehen in einem direkten Verhältnis zum Teamerfolg in komplexen und dynamischen Arbeitsfeldern, wie sie im Projektkontext anzutreffen sind. Eine Reihe empirischer Studien bestätigt, dass sich Teamreflexionsprozesse positiv auf das Arbeitsergebnis von Teams auswirken. Allerdings existieren nur wenige Erkenntnisse darüber, auf welche Faktoren der Nutzen von kollektiven Reflexionsprozessen zurückzuführen ist und wie sich kontinuierliche Reflexionsprozesse im Zeitverlauf auswirken. Die vorliegende Arbeit knüpfte an diesen Forschungslücken an und verfolgte das Ziel, neben dem direkten Einfluss indirekte Effekte von Teamreflexionsprozessen auf die Leistung von Projektteams im Längsschnitt zu untersuchen.
Da sozial-kognitiven Prozessen eine zentrale Rolle bei der Wirkung von Teamreflexionsprozessen zugeschrieben wird, wurde das Konzept der mentalen Teammodelle (Cannon-Bowers, Salas & Converse, 1993; Klimosky & Mohammed, 1994) genutzt, um die Verbindung zwischen Teamreflexion und Teamleistung zu erglären. Mentale Teammodelle beschreiben die gemeinsamen Repräsentationen und das Wissen der Teammitglieder über teamrelevante Gegebenheiten und wirken sich nachweislich positiv auf die Teamleistung aus. Je nach Inhaltsbereich werden Teammodelle in aufgabenbezogene und teamarbeitsbezogene Typen unterschieden (z.B. Mohammed, Ferzandi & Hamilton, 2010). Auf Grund der Bedeutung aufgabenbezogener Kognitionen bei der Bearbeitung komplexer und intellektuell anspruchsvoller Aufgaben in Projektteams, wurden in der vorliegenden Arbeit die mentalen Aufgabenmodelle der Teammitglieder als Mediatoren zwischen Teamreflexion und Teamleistung beleuchtet. Dabei wurde angenommen, dass sowohl die Ähnlichkeit (Übereinstimmung zwischen den Teammitgliedern) als auch die Qualität der Aufgabenmodelle den Einfluss von Teamreflexion auf die Teamleistung erklären können. Aufbauend auf den postulierten Zusammenhänge zwischen Teamreflexion, der Ähnlichkeit und Qualität der mentalen Aufgabenmodelle (Mediatoren) und der Teamleistung wurde ein Forschungsmodell abgeleitet und mit Forschungshypothesen unterlegt. In dem Modell wurden sequentielle Aspekte mit berücksichtigt und die Wirkung von wiederholt stattfindenden Teamreflexionen im Zeitverlauf betrachtet.
Mit einer experimentellen Untersuchung (Experimental-Kontrollgruppen-Design mit Messwiederholung) wurde das Forschungsmodell empirisch überprüft. Im Rahmen dieser Studie bearbeiteten 22 studentische Projektteams eine zweitägige Fallstudie zum Themenbereich Personalauswahl. Die Analyse der Teamergebnisse belegte direkt positive Effekte von gemeinsamen Reflexionsprozessen auf die Teamleistung, welche vermittelt wurden durch die Qualität der mentalen Aufgabenmodelle. Wider erwartend konnte der indirekte Effekt durch die Ähnlichkeit der Aufgabenmodelle nicht nachgewiesen werden. Teamreflexionen wirken sich positiv auf die Ähnlichkeit aus, diese hatte jedoch keinen signifikanten Einfluss auf die Teamleistung. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass wiederholt durchgeführte Reflexionsprozesse zu einer Zunahme der Teamleistung und zu einem Anstieg in der Qualität der Aufgabenmodelle im Zeitverlauf führten. Dieses Ergebnis ist ein erster empirischer Beleg für die Bedeutung der Kontinuität von Teamreflexionsprozessen für die Weiterentwicklung von Teams.
Zusammenfassend konkretisierte die vorliegende Arbeit, wie und warum Teamreflexionsprozesse auf die Leistung von Projektteams im Zeitverlauf wirken. Es konnte gezeigt werden, dass die positiven Effekte von Teamreflexion auf eine Verbesserung in der Qualität der Aufgabenvorstellungen der Teammitglieder zurückgeführt werden können. Des Weiteren wurde deutlich, dass regelmäßig durchgeführte Teamreflexionen zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit im Zeitverlauf führen. Damit trägt die vorliegende Arbeit zu einem besseren Verständnis der Wirkungsweise von Teamreflexionsprozessen bei.:1 Einleitung 3
1.1. Ausgangspunkt, Zielsetzung und Forschungsfragen 3
1.2. Aufbau der Arbeit 8
2 Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen der Teamarbeit 12
2.1. Definition und Typen von Teams 12
2.2. Effektivitätsmodelle der Teamarbeit 15
3 Teamreflexion 20
3.1. Begriffsbestimmung Teamreflexion 20
3.2. Teamreflexion und Teameffektivität: Die Theorie der Teamreflexivität 23
3.3. Verwandte reflexionsbasierte Ansätze auf der Teamebene 31
3.4. Empirische Befunde zur Wirkung von Teamreflexion auf die Teamleistung 39
3.5. Fazit 45
4 Mentale Teammodelle 46
4.1. Kognitive Teamforschung 46
4.2. Begriffsbestimmung und Abgrenzung zu anderen Konzepten 47
4.3. Inhalte und Typen mentaler Teammodelle 49
4.4. Ähnlichkeit und Qualität mentaler Teammodelle 51
4.5. Einflussfaktoren auf die Entwicklung mentaler Teammodelle 55
4.6. Entstehung und Veränderung mentaler Teammodelle im Zeitverlauf 59
5 Forschungsmodell und Hypothesen 61
5.1. Forschungsmodell 61
5.2. Hypothesen 63
6 Empirische Untersuchung 83
6.1. Methodik 83
6.2. Ergebnisse 113
6.3. Diskussion 153
7 Schlussbetrachtung 171
7.1. Zusammenfassung der Erkenntnisse 171
7.2. Implikationen 178
Literaturverzeichnis 184
Anhang 205
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:20365 |
Date | 19 October 2015 |
Creators | Kneisel, Evi |
Contributors | Pawlowsky, Peter, Lang, Rainhart, Technische Universität Chemnitz |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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