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Integration medikamenteller Metaphylaxe und chemischer Desinfektion zur Kontrolle der Kälberkryptosporidiose unter Feldbedingungen

In einer Milchviehgroßanlage in Ostsachsen wurden Feldstudien zur Kontrolle einer natürlichen Kälberkryptosporidiose durchgeführt. Bei den zwei bis drei Wochen alten Kälbern des Betriebes kam es aufgrund einer Kryptosporidiose immer wieder zu Durchfällen. Die neugeborenen Kälber wurden bis zum 13. Lebenstag in Einzelboxen gehalten (K0-Bereich). Am 14. Lebenstag erfolgte die Umstallung in Gruppenlaufställe zu je 24 Tieren (K1-Bereich). Zur Bestimmung des Krankheitsverlaufs wurden vor den eigentlichen Feldstudien epidemiologische Vorversuche durchgeführt. Alle in diesen Vorversuchen untersuchten Kälber des Betriebes hatten innerhalb der ersten drei Lebenswochen Oozysten ausgeschieden, und über 90 % der Tiere hatten in diesem Zeitraum Durchfall gezeigt. In einer anschließend durchgeführten Studie wurden Desinfektion und Behandlung sowie die Kombination beider Maßnahmen hinsichtlich der Eignung zur Infektionskontrolle verglichen. Dazu wurden 96 neugeborene Kälber direkt nach der Geburt in vier Behandlungsgruppen eingeteilt. In den Versuchsgruppen H und HN wurde den Kälbern bis zum 7. Lebenstag täglich je 8 ml Halocur® oral verabreicht. Die Kälber der Versuchsgruppen K und N erhielten die gleiche Menge an Leitungswasser als Plazebo. Als weitere Maßnahme wurden die Kälberboxen von Gruppen HN und N vor dem Einstallen mit 3 % Neopredisan® desinfiziert, Gruppe K wurde in nicht desinfizierten Buchten gehalten. Die semiquantitative Untersuchung der Kotproben mit der Karbolfuchsin-Färbung erfolgte für jedes Kalb im K0-Bereich täglich ab dem vierten Lebenstag und im K1-Bereich am 16. und 20. Lebenstag. Die Kotkonsistenz wurde in beiden Stallbereichen für jedes Kalb zwischen dem 4. und dem 20. Lebenstag täglich und zusätzlich am 23. und 26. Lebenstag bestimmt. Einmal wöchentlich wurde die Körpermasse der Kälber bestimmt. Die einmalige Desinfektion der Kälberställe im K0-Bereich mit Neopredisan® in der Versuchsgruppe N erwies sich als unzureichend. Bezüglich Oozystenausscheidung und Kotkonsistenz kam es zu keinen signifikanten Unterschieden gegenüber der Kontrollgruppe K. Die mit Halocur® behandelten Tiere der Versuchsgruppen H schieden dagegen innerhalb der ersten beiden Lebenswochen signifikant weniger Oozysten aus als die Kälber der Kontrollgruppe K. Die durchschnittliche Durchfalldauer während des Untersuchungszeitraums war in der Gruppe H mit 1,4 Durchfalltagen je Kalb gegenüber 3,2 Tagen in der Kontrollgruppe K und 3,4 Tagen in der Gruppe N deutlich reduziert. In der Gruppe HN wurde während der ersten beiden Lebenswochen die Kryptosporidiose fast komplett unterdrückt, im K1-Bereich kam es jedoch wieder zu einem deutlichen Anstieg der Oozystenausscheidung und des Durchfallgeschehens. Die durchschnittliche Durchfalldauer während des gesamten Untersuchungszeitraums lag in dieser Gruppe bei 2,5 Tagen je Kalb. Die Entwicklung der Körpermasse wurde im Verlauf der Studie unabhängig von den durchgeführten Maßnahmen nicht signifikant beeinflusst. Im folgenden Jahr wurde aufgrund dieser Empfehlung im selben Betrieb ein Sanierungsversuch unternommen. Es wurden alle Ställe des K0- und K1-Bereichs mit Neopredisan® desinfiziert und alle 44 in die Studie aufgenommenen Kälber mit Halocur® behandelt. Kotkonsistenz und Oozystenausscheidung wurden bis zum Ende der vierten Lebenswoche alle zwei Tage beurteilt. Die Oozystenausscheidung konnte im Sanierungsversuch erwartungsgemäß nicht verhindert werden, und die Kälber schieden zum Teil bis zum Ende der vierten Lebenswoche C.-parvum-Oozysten aus. Das Durchfallgeschehen wurde in dieser Studie gegenüber den Voruntersuchungen jedoch deutlich reduziert. Lediglich 14,6 % der im Sanierungsversuch innerhalb der ersten drei Lebenswochen genommenen Kotproben wurden als Durchfall gewertet gegenüber 28,4 % im Vorversuch. Um die Rolle der Muttertiere als Infektionsquelle einschätzen zu können, wurden von insgesamt 62 Kühen, die sich im peripartalen Zeitraum befanden, Kotproben genommen und mittels Karbolfuchsin-Färbung, ELISA und PCR auf Cryptosporidium untersucht. Mit diesen diagnostischen Verfahren konnte keine Ausscheidung nachgewiesen werden, so dass Kühen in der Erregerausbreitung keine wesentliche Bedeutung zukommt. Eine Behandlung mit Halofuginon in den ersten sieben Lebenstagen kann ein durch Kryptosporidien verursachtes Durchfallgeschehen bei Kälbern reduzieren, wenn auch die Oozystenausscheidung nicht vollständig unterdrückt werden kann. Mit einer spezifischen Desinfektion allein lässt sich das Geschehen zumindest kurzfristig nicht beeinflussen. Die Kombination aus Halofuginon und Neopredisan® erwies sich im Zeitraum bis zur 3. Lebenswoche als hoch effizient, allerdings sind die Kälber, die in den ersten Wochen vor Kryptosporidiose geschützt sind, anschließend gegenüber dem Pathogen offenbar besonders empfindlich.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:10701
Date10 July 2007
CreatorsKeidel, Judith
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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